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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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dessen Flügel langsam von mehreren kräftigen Männern aufgeschoben wurden,  in das Innere der Burg frei. Die Leute begannen ungestüm vorwärts zu drängen; Männer zerrten ihre Frauen und diese wiederum ihre Kinder hinter sich her. Es gab ein Gejohle und Gekreische, denn alle wollten für das nun Folgende und mit Spannung Erwartete ein gutes Blickfeld ergattern.
    Doch solch ein Aufruhr konnte in der Burg nicht geduldet werden und so prallte die Menschenmenge auf gut hundert Berittene, die mit kleinen Stöcken bewaffnet waren. Allein der Anblick ließ die in die Burg Hereinströmenden in einen ruhigeren Schritt verfallen und auch das Lärmen verebbte.
    Radik hatte die beiden Wagen begleitet, die von seinem Fischerdorf zur Burg gefahren waren. Auch seine Eltern und seine Geschwister waren dabei, ebenso wie die meisten anderen Bewohner von Vitt. Solch ein Fest, wie das bevorstehende, war eine seltene Abwechslung im sonst harten und eintönigen Leben und so waren alle in bester Stimmung.
    Die drei Geschwister liefen etwas vor, denn der Ochsenkarren bewegte sich ihnen viel zu langsam. Für Rusawa war es das erste Mal, dass sie an einem solchen Fest teilnehmen durfte und deshalb war sie schon sehr aufgeregt. Immer wieder plagte sie ihre Brüder mit Fragen, was denn nun alles geschehen würde.
    "Ist der Svantevit ein starker Mann?", war ihre nächste Frage.
    "Das ist doch kein Mensch, sondern ein Gott", antwortete Radik, "Aber von den Göttern ist er wohl der Stärkste."
    "Und wo wohnt er und kommt er nachher über das Meer geschwebt oder aus den Wolken?"
    "Er lebt doch nicht so wie wir, aber ich glaube er wohnt im Tempel, jedenfalls manchmal. Und heute wird er wohl auch dort sein", sagte Radik grübelnd, dem klar wurde, dass er so genau nun auch nicht Bescheid wusste.
    "Und wie sieht er aus?"
    "Ich glaube, den hat noch niemand zu Gesicht bekommen."
    "Doch!", mischte Ivod sich ein, "Der Priester müsste ihn schon gesehen haben. Er ist doch der einzige, der in den Tempel hinein darf."
    "Ja, aber als die Dänen hier waren sollen auch ein paar der Bauern in den Tempel gegangen sein.", fügte Ferok, der sich an die im Gespräch vertieften Geschwister herangeschlichen hatte, mit geheimnisvoll verstellter Stimme hinzu, was die anderen augenblicklich vor Schreck zusammenzucken ließ.
    Aber Radik war froh, seinen Freund zu erblicken.
    "Und dabei haben sie gesehen, dass Svantevit aus Holz besteht und drei Gesichter hat. Und er soll so groß sein wie zwei starke Männer", setzte Ferok hinzu.
    "Drei Gesichter?", fragte Rusawa, der man die Angst vom Gesicht ablesen konnte und der die Sache wohl nicht ganz geheuer war.
    "Doch wie kann er sich denn bewegen, wenn er aus Holz ist?", Ivod war skeptisch, "Sicher waren die Bauern betrunken, als sie ihn sahen. Oder du hast dir das nur ausgedacht?", meinte er an Ferok gewandt.
    Radik sprang seinem Freund zur Seite: "Ich habe doch gesagt, dass Svantevit kein Mensch ist. Der kann nun mal viele verschiedene Gestalten annehmen.“
    "Und warum hat er drei Gesichter?"
    Die kleine Rusawa war von dieser Vorstellung nach wie vor verängstigt.
    "Mit einem der Gesichter verschlingt er bestimmt kleine neugierige Mädchen", sagte Ivod und schnitt eine Grimasse, die wohl furchterregend aussehen sollte, aber schließlich alle, sogar Rusawa, zum Lachen brachte.
    Kurz vor der Burg, dessen gewaltiger Wall die davor versammelte Menschenmenge überragte, blieben sie stehen und warteten auf die anderen, deren Schritttempo die Ochsenkarren bestimmten. Die Karren drehten ab und strebten einem kleinen Platz rechts neben dem Burgtor zu, auf dem schon mehrere Gespanne standen. Hier wurden die von den umliegenden Dörfern herangeschafften Waren abgeladen.
    Radiks Vater rief seine Familie zusammen.
    "Es wird gleich einiges Gedränge geben. Wir wollen aber dennoch versuchen, zusammenzubleiben."
    "Ich würde lieber gemeinsam mit Ferok hineingehen", sagte Radik bittend.
    Seine Mutter schüttelte den Kopf.
    "Jetzt ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um irgendwelchen Unfug auszuhecken. Und außer mir wird sicher auch Feroks Vater etwas dagegen haben."
    Als Radik sich daraufhin umblickte, war Ferok nicht mehr wie vermutete hinter ihm, sondern stand in einiger Entfernung bei seiner Familie. Er machte zu Radik aber schnell ein Zeichen, mit der Hand in Richtung Tor und dann nach links. Sie wollten sich also in der Burg links neben dem Tor treffen. Der Familie zu entwischen war in dem Trubel sicher keine schwere Sache, aber,

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