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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Sonst hätten wir uns weiter draußen ziemlich plagen müssen, um genug für alle Mäuler zu fangen."
    "Bei soviel Glück tut ihr mir doch sicher einen Gefallen. Könnt ihr noch ein Ferkel mitnehmen? Es muss aber unbedingt lebend ankommen!", und zu Radik: "Such das kräftigste Tier aus."
    Radik griff eines der größeren Jungtiere, band diesem jetzt auch die Vorderläufe zusammen und reichte es an einen der Männer weiter.
    Dann setzten sie ihren Weg fort.
     
    Am späten Nachmittag wurden die Schweine erneut auf den Karren geladen, nunmehr einige an einem Spieß steckend, andere portioniert, gesalzen und in Fässer gefüllt, um zu dem Platz vor der Burg gefahren zu werden, wo alljährliche nach der Ernte das große Dankesfest für Svantevit, den mächtigsten der Götter der Ranen, stattfand. Die wehrhafte Burg befand sich auf der nördlichsten Spitze der weitläufigen Insel.
    Ein weiterer Karren wurde mit gebackenen, noch wohlriechend dampfenden Fladen bepackt, ein Teil von ihnen mit kostbarem Honig gesüßt, andere mit Kräutern gewürzt. Dazu kamen noch einige Laibe Käse, etliche saftig geräucherte Schinken und unzählige tönerne Gefäße mit vergorener Milch, Met sowie gebranntem Getreide– und Beerenschnaps. Letztere schienen die Männer besonders fürsorglich zu behandeln.
    Auch aus den anderen umliegenden Fischerdörfern und den Bauerngehöften der Insel strömten Menschen, teils voll bepackt, teils Ochsenkarren treibend, der Burg zu. Alle waren bester Stimmung und oft gab es ein lautstarkes Begrüßen von Bekannten, die einander nach langer Zeit wieder einmal trafen.
    Die Sonne verbarg sich hinter einer dünnen Wolkenschicht und es wehte ein leichter Wind, was die Hitze erträglich machte.
    Vor der Burg endete der Menschenstrom und bildete eine immer größer werdende Ansammlung.
     
    Die Burg Arkona war ein von einem mächtigen Wall umschlossenes Gelände. Im Nordosten allerdings fehlten die Wallanlagen. Dort waren sie auch nicht erforderlich, denn hier endete das Areal und fiel so tief und steil nach unten ins Meer hinab, dass es augenscheinlich von dieser Seite durch Feinde nicht zu bezwingen war.
    Der neue südliche Wall war erst vor kurzem gebaut worden und sein noch gut zu erkennender Vorgänger verlief etwas nördlicher, doch den hatten gut zwanzig Jahre zuvor dänische Landsknechte geschliffen, um dem Volk der Ranen den christlichen Glauben zu bringen. Das war im Jahre des Herrn 1136 geschehen, eines Herrn allerdings, dem hier heute keiner huldigte. Die siegreichen Dänen hatten sich damals zurückgezogen und ihre emsigen Priester hier gelassen, denen freilich kein langes Erdenleben mehr vergönnt gewesen war.
    Und so wurde ein neuer Wall gebaut, höher und trutziger als der alte. Und da sich im Norden das tosende Meer Jahr für Jahr ein Stückchen Land holte und die Burg so ohnehin etwas eng geworden war, zog man die Wallanlagen ein gutes Stück nach Süden.
    In der Burg selbst standen einige eindrucksvolle Gebäude. Das wichtigste unter ihnen war ohne Zweifel der Tempel, in dem sich das hölzerne Abbild des Gottes Svantevit befand. Die Ranen, die die gesamte Insel und das angrenzende Festland bevölkerten, kannten und verehrten verschiedene Götter. Der mächtigste und bedeutendste unter ihnen war jener Svantevit, dem regelmäßig Opfer zu bringen waren und der vor jedem Waffengang befragt werden musste. Denn die Ranen waren keineswegs ein Volk von Fischern und Bauern, die ihr Heil in der bloßen Verteidigung gegen Feinde suchten. Vielmehr gab es bei den Ranen eine ausgesprochen hohe Anzahl an Kriegern.
    So gehörten zum Tempel des Svantevit etwa dreihundert berittene Tempelgardisten. Berüchtigt und gefürchtet war das blitzschnelle Auftauchen der Ranenkrieger an Dänemarks Küsten, vor allem auf kleineren Inseln, denn es war bekannt, dass die Ranen gute Geschäfte machten, indem sie Gefangene in die arabische Sklaverei verkauften. Zudem raubten sie alles, was sie gebrauchen konnten oder womit sich Handel treiben ließ. Wie verwegen dieser Slawenstamm war, zeigte sich im Jahre 1111, als man versuchte, Lübeck zu erobern. Lübeck war zu jener Zeit das Zentrum der Obodriten, eines slawischen Stammes, der östlich der Ranen siedelte und dessen Fürsten frühzeitig den christlichen Glauben annahmen.
     
    Die Menschenmenge vor der Burg wuchs schnell an und schließlich gaben die berittenen Tempelgardisten, die für Ordnung sorgen und Tumulte verhindern sollten, den Weg durch das gewaltige Holztor,

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