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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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sich in der Menge zu einem bestimmten Punkt durchzukämpfen, würde nicht so leicht fallen. Doch einen Versuch war es wert.
    Als Radik wieder seinen Vater ansah, merkte er an dessen Blick, dass dieser die Zeichen mitbekommen und auch verstanden hatte, was ja wahrlich nicht allzu schwer war.
    "Ihr beide geht zunächst vor. Ich gehe unmittelbar hinter euch", sagte der zu seiner Frau und zu Ivod, "Wenn es eng wird, dann tretet den Leuten ruhig auf die Füße. Falls es nicht anders geht, bahne ich uns schon den Weg."
    Der große Mann packte Rusawa unter den Armen und setzte sie sich auf die Schultern.
    "Halt dich gut fest! Aber wenn du mir an den Ohren ziehst, dann werfe ich dich in die Menge."
    Doch Rusawa ließ sich durch die Drohung nicht beeindrucken und wippte wild auf den Schultern herum.
    "Lauf mein Ochse!"
    "Radik, du gehst hinter mir", sagte der Vater schließlich und verkündete: "Wir gehen hinter dem Tor nach links. Wer zurückbleibt ist selbst schuld."
    Er grinste seinen Sohn noch einmal kurz an und schon setzte sich die Familie in Bewegung.
    Radik schaute sich schnell um und versuchte, Ferok zu finden. Doch hinter ihm standen schon zu viele Menschen und lange konnte er nicht suchen, wenn er nicht sogleich den Anschluss an seinen Vater verlieren wollte.
    Zuerst ging es recht zügig voran, aber je näher sie dem Tor kamen, umso dichter wurde der Menschenstrom. Am gelegentlichen Aufschreien der langsam vor ihnen gehenden Menschen, konnte Radik erkennen, dass sein Bruder den Rat des Vaters, den Leuten auf die Füße zu treten, recht fleißig befolgte. Und manch einer, der sich daraufhin mit grimmigem Gesicht umdrehte, hätte diesem frechen Bengel nur allzu gerne eine Ohrfeige verpasst. Allerdings der kräftige Kerl, der diesem folgte, war doch wohl der Vater und mit dem wollte man sich besser nicht anlegen.
    Die kleine Rusawa forderte von ihrem hohen Platze ihren Bruder zu einem ungleichen Wettkampf heraus.
    "Los Radik, versuch mal mich einzuholen! Aber ich bin immer schneller als du!"
    Radik musste grinsen, hütete sich aber, eine Antwort zu geben. Denn er kannte seine kleine Schwester nur allzu genau. Wenn er auf ihr Reden einginge, würde die Kleine nur noch lebhafter auf ihn einschnattern. Und dafür hatte er im Moment keinen Nerv. Vergeblich schaute er immer wieder kurz zurück, um Ferok zu entdecken. Aber vielleicht ging der ja auch schon vor ihm.
    So gelangten sie bis zum Tor. Hier schien die Menge nun stehen geblieben zu sein, es ging weder vor noch zurück. Zwei berittene Gardisten, die den Strom wohl lenken sollten, waren auf ihren Pferden ebenfalls hoffnungslos eingeengt. Und nun hatten sie voll damit zu tun, ihre Tiere ruhig zu halten, damit diese nicht in die Menschen galoppierten.
    Jetzt setzte sich Radiks Vater an die Spitze der Familie und es gelang ihm, sich langsam aber sicher weiter nach vorne zu schieben. Die Mutter, Ivod und Radik gingen eng an seinen Rücken gepresst vorwärts.
    "Wenn es so weitergeht, sind wir erst morgen in der Burg", raunte Ivod Radik zu.
    "Keine Angst, ohne uns fangen sie schon nicht an. Immerhin bin ich einer der furchtlosen Robbenjäger", sagte Radik und wollte seinem Bruder auf die Schulter klopfen, merkte aber, dass er in der Enge den Arm nur mit Mühe freibekam.
    An den Torflügeln tauchten unterdessen weitere Soldaten auf, die einen Teil der auf das Tor zudrängenden Menschen zurückschickte. Diese waren natürlich nicht davon begeistert, so dicht vor dem Tor stehend nunmehr wieder den Rückweg antreten zu sollen. Aber der Anblick der Knüppel der Soldaten war bereits ein so starkes Argument, dass deren Einsatz nicht notwendig war. Nachdem an den Seiten mehr Platz war, geriet die Menge, die wie ein Pfropf im Tor festgesteckt hatte, wieder in Bewegung. Die beiden Berittenen schoben ihre Pferde schnell in die nachdrückende Menge, um zu verhindern, dass die Vorderen durch den plötzlichen Vorwärtsruck zu Fall kamen und gar überrannt wurden.
    Radiks Vater nahm seine Frau und Ivod wieder vor sich und sagte kurz zu Radik: "Na, immer noch da?"
    Schnell gelangten sie durch das Tor und Radik drückte sich, nachdem sich die Familie nach links gewendet hatte, an den Wall und stellte sich so, dass er die Nachrückenden gut überblicken konnte.
    Das blieb natürlich Rusawa nicht verborgen, die sofort dem Vater in den Ohren lag.
    "Wir müssen auf Radik warten! Der kann doch nicht so schnell wie ich!"
    Der Vater nickte nur, ließ sich aber nicht weiter beirren.
    Radik waren

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