Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
schüttete er den Inhalt vor sich in den Sand, wobei ihm ein Soldat zur Hand ging. Heraus kam eine rot–bräunliche, zum Teil zähe Flüssigkeit, in der kleine schwarze Brocken schwammen. Der Priester betrachtete diese aufmerksam und stieß dann, während er die Arme hochriss, einen Freudenschrei aus, in den augenblicklich alle Anwesenden einstimmten. Die Anspannung entlud sich hörbar.
    Radik und Ferok waren bei dem plötzlich einsetzenden Geschrei zusammengezuckt, derart gebannt hatten sie dem Geschehen zugeschaut. Die beiden blickten sich an. Ihnen fiel wieder ein, dass sie sich an verbotenem Orte aufhielten. Vorsichtig schob Radik seinen Kopf aus der Tür und sah sich um. Der Soldat an der Leiter war noch da, hatte sich nun aber hingestellt und schien hellwach zu sein. Links stand auch wieder ein Gardist, allerdings etwas weiter weg als vorhin. Da sie ihn nicht hatten vorbeigehen sehen, musste er von der anderen Seite auf den Gang gelangt sein.
    "Noch ist es nicht zu Ende", sagte Ferok leise, "Ich glaube sie wollen heute noch ein paar Soldaten losschicken, um die Dänen zu ärgern."
    Radik wusste, was das bedeutete. Vor jedem Kriegszug musste geprüft werden, ob der Zeitpunkt günstig war. Daher waren wiederum die Götter zu befragen.
    Jetzt wurde dem Priester ein Gefäß mit Met gereicht, das er in das Füllhorn schüttete. Anschließend tauchte er das Gefäß in die mit dem Blut gefüllte Schale und goss dieses ebenfalls in das Horn, welches er danach zurück in den Tempel brachte.
    Durch die Gasse kamen nun etwa zwanzig Soldaten geritten und stellten sich in Doppelreihe auf den Platz. Sie waren in einfaches Leinenzeug gekleidet und Radik war bewusst, dass dies die Soldaten waren, die gegen die Dänen zogen. Na ja, ein richtiger Feldzug war das natürlich nicht, sicherlich ging es darum, ein paar dänische Fischer und vielleicht auch ein paar ihrer Frauen gefangen zu nehmen, um sie als Sklaven an die Araber zu verkaufen, die diese Dienste sehr zu schätzen wussten und es sich vor allem auch etwas kosten ließen.
    Aber trotzdem beneidete Radik diese Soldaten, die ganz auf sich gestellt in die Fremde zogen, ohne genau zu wissen, was sie dort erwartete. Sollten sie im Kampf fallen, waren sie Helden und, wenn sie siegreich zurückkehrten, dann natürlich erst recht. Als Radik sich vorstellte, sein ganzes Leben lang nur Fische zu fangen, begann ein Entschluss in ihm zu reifen.
    Jetzt ritten erneut Soldaten durch die Gasse, diesmal sechs, immer zwei nebeneinander zu drei Paaren. Diese waren aber festlich gekleidet, und waren mit blauem Hemd und blauer Hose genau so angezogen, wie Dubislaw, der Herr der Peitsche, nur dass ihnen der Mantel fehlte. An der Innenseite trug jeder Reiter hoch aufgerichtet eine lange schwarze Lanze. Es herrschte wieder vollkommene Stille.
    Die Soldaten ritten genau in die Mitte des Platzes, wobei sie den Abstand zwischen den beiden Reihen vergrößerten. Anschließend drehten sich die Reihen einander zu. Der Reiter vorne links schien leise Kommandos zu geben. Gleichzeitig ließen die Gardisten die Spitzen der Lanzen nach vorne fallen und richteten sich so aus, dass sich die Lanzen der Gegenüberstehenden knapp über dem Boden kreuzten.
    Mehr noch als von der Vorstellung selbst, war Radik zutiefst davon fasziniert, wie diese die Menschen in ihren Bann zog. Männer, Frauen, Junge, Alte – alle blickten sprachlos dem Geschehen zu. Was musste das für ein Gefühl sein, dort vorne selbst teilzunehmen – von den Leuten ehrfürchtig bestaunt.
    Der Priester kontrollierte genau den Sitz der Lanzen; Abstand und Höhe mussten bei allen gleich sein. Dann gab er ein Zeichen, woraufhin ein Soldat durch die Gasse zu den Ställen eilte – es war der Unglücksrabe mit dem Robbenbiss, nunmehr mit verbundenem Arm. Dort hörte man einige barsche Kommandorufe. Schließlich kam, am Zügel geführt vom Befehlshaber der Tempelgarde, ein Pferd in schnellem Schritt. Aber es war kein gewöhnliches Pferd. Dieses war deutlich größer als die Pferde, die die Ranen sonst ritten. Und es war vollkommen weiß.
    Dubislaw führte das Tier erst einmal im weiten Kreis über den Platz. Er musste seine ganze Kraft einsetzen, um es zu lenken.
    Radik blieb beim Anblick fast der Mund offen stehen. So ein prächtiges Pferd hatte er noch nie zuvor gesehen. Es strotzte vor Kraft und doch waren seine Bewegungen wie fließend. Und es schien, als sei es sich seiner überwältigenden Schönheit bewusst und stolziere geradezu. Der

Weitere Kostenlose Bücher