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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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feuchte Gras, wobei er sein "Schwert" zufrieden schulterte.
    Der Wind säuselte, als Radik sich dem kleinen Wäldchen näherte. In einiger Entfernung blieb er stehen und lauschte, denn von irgendwo klang es wie eine Stimme. Radik machte sich selber Mut, indem er mit dem Ast ein paar Mal in die Luft hieb. Wieder vernahm er das Geräusch, das wie ein Lachen klang, ganz genau wie das Kichern eines Mädchens.
    Er war verdutzt; in der Nacht würde hier doch bestimmt kein Mädchen im Wald umherlaufen. Diese Gewissheit ließ langsam Furcht in ihm aufkommen und er bekam eine Gänsehaut. Als auch noch ein Rascheln einsetzte, das sich deutlich von dem der windbewegten Blätter unterschied, und gar näher zu kommen schien, wurde aus der Furcht eine den ganzen Körper durchdringende Angst.
    Radik erinnerte sich an die Schauermärchen, die seine Mutter ihm als Kind erzählt hatte und vor allem daran, dass er nur ein Junge mit einem Holzstock war und kein starker Krieger mit einem Schwert. Er dachte an die Geschichte vom geheimnisvollen Jäger, der nachts durch Felder und Wälder streifen soll, für Recht und Ordnung sorgte und insbesondere Räubern nachstellte. Nun war Radik zwar kein Räuber, aber was hatte er hier mitten in der Nacht zu suchen. Rechtschaffene Leute schliefen jetzt und Radik war nicht wohl bei dem Gedanken, einem der Geister zu begegnen, an die er bei Tageslicht natürlich nicht glaubte, aber jetzt war es eben Nacht und da sah die Sache schon ganz anders aus.
    Langsam drehte er sich um und ging, zunächst ohne große Hast, den Weg zurück, wobei er sich des Öfteren umsah. Dann wurden die Schritte größer und schneller und schließlich begann Radik zu rennen. Diesmal war ihm sein Schatten völlig egal, den Ast hatte er längst weggeworfen und er verlangsamte das Tempo erst, als er die Hütten des Dorfes erkannte, hinter denen eine deutlich zunehmende Helligkeit den Morgen ankündigte.
     
     

Unruhige See
     
    Der Sommer war zu Ende gegangen. Die Fischer waren jetzt tagein tagaus damit beschäftigt, Heringe zu fangen, die in großen Schwärmen dicht an die Küste schwammen. Es waren schier unerschöpfliche Massen an silbernen Fischleibern, die in die Netze gingen. Dieser Fischreichtum zahlte sich für die Ranen aus, die damit nicht nur ihren eigenen Bedarf deckten.
    Alljährlich fand kurz vorm Jahresende ein großer Fischmarkt statt. Dann kamen Kaufleute vom Festland, Deutsche, Polen und Händler anderer slawischer Völker. Sie schafften den in Salz eingelegten Hering in unzähligen Fässern und Kisten fort. Und wo nun einmal Kaufleute beieinander sind, gesellen sich gern weitere hinzu. So folgten den Fischhändlern solche, die Handwerkszeug, Schmuck und Stoffe anboten. Und dass die Ranen ein kriegerisches Völkchen und in der Lage waren, regelmäßig brauchbare Gefangene zu machen, sprach sich bis in den Orient herum. Daher kamen arabische Händler, um Sklaven zu erwerben und sie bezahlten mit silbernen Münzen.
    Die Ranen ließen auf der Insel allerdings nur diejenigen Handel treiben, die ihren Göttern geopfert hatte. Dabei sollten die Kaufleute nicht kleinlich sein. Und so konnten die Ranen ein ansehnliches Vermögen anhäufen, was sich bald auch bei den deutschen und dänischen Nachbarn herumsprach.
     
    Die Tage wurden langsam wieder kürzer und so galt es, mit dem ersten Lichtschein am Morgen die Arbeit zu beginnen.
    Radik stand zusammen mit seinem Vater auf. Beide wuschen sich vor der Hütte kurz das Gesicht, tranken einen Schluck Wasser und begaben sich zu den Booten. Dort trafen nach und nach die anderen Männer ein, so auch Ferok mit seinem Vater. Radik und Ferok waren die jüngsten Fischer und fuhren jeweils beim Vater im Boot mit. Später wollten sie natürlich zusammen fahren, aber noch mussten sie bei den Älteren eine Menge lernen.
    Die Boote waren zum Fang bereit, denn es war eiserne Regel, dass die Ausrüstung am Abend für den nächsten Tag vorbereitet werden musste, egal wie spät es wurde. Als die Jüngsten blieben Radik und Ferok kaum von einer Arbeit verschont.
    Radiks Vater achtete darauf, dass der Junge nicht überfordert wurde. Er wusste aber auch, dass es für ihn später wichtig sein würde, wenn er bereits an die tägliche schwere Arbeit gewöhnt war und die Grundlagen des Fischfanges sicher beherrschte.
    Nacheinander glitten die Boote in tieferes Wasser und nahmen Fahrt auf. Die Ruder tauchten langsam ein und wurden kraftvoll durchgezogen. In der Mitte der Holzbank, auf der die

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