Svantevit - historischer Roman (German Edition)
nur recht langsam gelang, da die Bank für einen Ruderer zu breit war.
"Es reicht", sagte er, als Radik die meisten Fische außenbords befördert hatte, und reichte ihm einen Lappen, "Beim Rudern die Zähne zusammenbeißen", meinte er und wies auf Radiks blutende Hände.
Beide legten sich ins Zeug und ohne sich darüber verständigt zu haben, hielten sie auf eines der voll beladenen Boote zu, das dicht bei ihnen war.
Ein donnerndes Prasseln setzte ein, als die Regenschauer die Boote erreichten. Es bildete sich ein dichter Vorhang, in dem man Mühe hatte noch etwas zu erkennen.
Die anderen Boote hatten auch begonnen, die Fische hinauszuwerfen, um leichter und schneller zu werden. Die Fischer in dem Boot, auf das Radik und sein Vater zuhielten, hatten es bisher nicht geschafft, ihr Boot in Richtung Land zu wenden. Der einsetzende Regen ließ sie panisch werden und kopflos schaufelten beide die Fische ins Wasser. Verzweifelte Rufe schallten herüber und dann warfen sie das ganze Netz über Bord und bemerkten zu spät, dass sich in dem durcheinander ein Riemen darin verfangen hatte, der nun im Wasser schwamm.
Dem Regen folgte jetzt der erwartete Sturm. Wellen peitschten sogleich gegen das Boot. Der Regen, der bis eben nur unangenehm war, verursachte nun Schmerzen im Gesicht. Es ging jetzt auf und ab, aber anscheinend nicht mehr vorwärts. Das Meer wirkte mit einem mal bedrohlich und verbreitete Todesangst.
Schließlich gelangten Radik und sein Vater bei dem anderen Boot an. Die Fischer hatten versucht, mit einem Ruder vorwärts zu kommen, hatten sich dabei aber so ungünstig gedreht, dass mehrere Wellen ins Boot schlagen konnten, das jetzt statt mit Fischen fast randvoll mit Wasser gefüllt war.
Der Vater eilte nach vorne und redete den Männern zu. Sie durften nicht panisch hinüber springen, um nicht das Boot zum Kentern zu bringen.
"Nehmt das Ruder mit!", brüllte er und als die Fischer über die eine Seite einstiegen, lehnte er sich gegen die andere.
Das verlassene Boot tanzte noch etwas im Wasser, bis die Wellen über ihm zusammenschlugen.
Der Wind wird uns wenigstens schnell an Land bringen, dachte Radik kurz, sah dann aber das Segel in Fetzen hängen.
Radik und sein Vater ruderten und einer der Männer kniete am Bug und nutzte sein Ruder wie ein Paddel.
"Soll ich statt deines Sohnes rudern?", bot der andere Fischer an.
"Damit du noch einen Riemen ins Wasser fallen lässt?", antwortete der Vater dem völlig durcheinander und verängstigt wirkenden Mann.
Radik spürte keine Schmerzen, eigentlich spürte er seinen ganzen Körper nicht mehr. Er hoffte bloß, so schnell wie möglich dieser tosenden Hölle zu entkommen, wagte aber nicht, nach vorne auf das nur langsam näher kommende Land zu schauen. Auch an die anderen Boote dachte er nicht. Das einzig Wichtige war jetzt der regelmäßige Ruderschlag, der die ganze Kraft und Konzentration verlangte.
Immer wieder schwappten Wellen in das Boot. Der in der Mitte sitzende Fischer hatte langsam begonnen, auch noch die restlichen Fische über Bord zu werfen und Wasser zu schöpfen. Der Mast zitterte im Wind.
Schließlich war das Ufer nicht mehr weit. Sie sahen, dass sie abgetrieben waren und daher etwas abseits anlandeten. Aber das war egal – Hauptsache, Land unter den Füßen. Im flacher werdenden Wasser brachen sich die Wellen und schüttelten das sich auf den Kämmen aufbäumende Boot kräftig durch.
Dann zogen sie das Boot auf Land. Jetzt hatten sie endlich wieder Zeit und Ruhe, sich umzusehen. Weit konnte man nicht blicken. Ein paar Schatten waren auf dem Meer zu erkennen, aber ob das andere Boote waren, war nicht sicher auszumachen. Es würde ohnehin kaum möglich sein, jemandem dort draußen zu helfen.
"Ich glaube, wir haben noch mal Glück gehabt", sagte einer der Männer leise.
Als sie im Dorf ankamen, hatten sich die Wege dort durch den Regen in einen einzigen Matsch verwandelt. Trotzdem standen überall Menschen herum, die auf die Fischer warteten, denn das waren ja fast alle Männer des Dorfes.
Im Haus zogen Radik und sein Vater die nassen Sachen aus und hüllten sich in warme Decken und Felle. Der kleine Bosad lag auf der Bank und hob ab und zu das Köpfchen, um sich die wundersam dampfenden Wesen näher ansehen zu können.
Die Mutter hatte den Ofen schon angeheizt und deckte sogleich den Tisch. Aber Radik war zu abgekämpft, um zu essen. Nur mächtigen Durst verspürte er plötzlich.
"Müssen die Boote heute noch wieder fertig gemacht
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