Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Händen.
"Was wollt ihr von mir?"
Radik wich zurück.
"Es stinkt hier nach Fisch. Riecht ihr das auch?"
Die beiden anderen nickten.
"Ich glaube, wir werden dem Fischerbengel mal den Fischgeruch aus dem Leib prügeln", sagte der Bursche jetzt ganz ruhig, wie jemand, der sich seiner Beute sicher ist.
Er schlug in Richtung von Radiks Schulter, der aber ausweichen konnte. Radik zog sich langsam rückwärts gehend in den Wald zurück und überlegte, ob er nach Ferok rufen sollte. Aber dann würden die anderen sicher sofort über ihn herfallen. Da die drei genau den letzten Lichtschein der Sonne in ihrem Rücken hatten, konnte er zwar ihre Gesichter nicht sehen, dafür aber jede ihrer Bewegungen gut erkennen. Dies war wichtig, damit ihn nicht ein überraschender Schlag treffen konnte.
Auch dem nächsten Hieb konnte er ausweichen. Dann sah er, dass der schwarzhaarige Junge, der die Sache zu Radiks Glück wohl weitgehend allein erledigen wollte, weiter als zuvor ausholte und blindlings in Radiks Richtung schlug. In dem Moment stieß er mit dem Rücken gegen einen Baum und duckte sich instinktiv sofort. Er hörte, wie der Knüppel über ihm zerbarst und ohne zu überlegen stieß er den Kopf in den Magen des ihm nun gegenüberstehenden Jungen und stürmte los. Jetzt griffen allerdings auch die anderen ein und brachten Radik schnell zu Fall. Mit auf den Rücken verdrehten Armen musste Radik hilflos und voller Entsetzen ansehen, wie sein Gegenüber zum Schlag ausholte.
In dem Moment kam ein Bär hinter einem Baum vor. Zumindest die Statur und das Brummen erweckten diesen Anschein.
"Ist es nicht schon ein bisschen spät zum Spielen im Wald, Kinder?", knurrte er und kam näher.
Radik, den die anderen vor Schreck losgelassen hatten, erkannte nun den Schmied Zavor, eine großen dicken Mann mit tiefer Bassstimme, der ihm schon des Öfteren einen Angelhaken oder andere nützliche Dinge angefertigt hatte. Sicherlich hatte der hier im Wald sein Wasser abgeschlagen.
"Ich wollte ohnehin gerade nach Hause gehen", sagte er daher ruhig.
"Ach, du bist es Radik."
Zavor klopfte ihm auf die Schulter.
"Dann komm mal gleich mit. Bei den Mengen Met, die ich heute Abend getrunken habe, kann ich jemanden gebrauchen, der mir den Weg zeigt."
"Ich glaube wir müssen unser Spiel verschieben", rief Radik in Richtung der anderen.
Vor dem Wald kam ihnen schon Ferok entgegen.
"Wo bleibst du denn so lange?"
Vor der Burg zog nun wieder Ruhe ein. Die Kinder waren alle längst verschwunden. Nur ein paar Männer saßen noch um ein Feuer und erzählten. Nachdem Radik und Ferok den Schmied heimgebracht hatten, war Radik mit seinem Bruder Ivod noch mal zurück gelaufen. Sie wollten sehen, ob ihr Vater es allein nach Hause schaffen würde.
Als der die beiden sah, sagte er erleichtert: "Gut, dass ihr kommt!", und erhob sich schwankend.
Die beiden Brüder stützten ihn. Nach ein paar Schritten umfasste der Vater die beiden blitzschnell an den Hüften, lud sie sich wie Säcke auf die Schultern und begann zu rennen. Erst nach einem guten Stück Weg ließ er sie lachend wieder herunter und sagte in die verwundert ausschauenden Gesichter: "Der Tag, an dem ich euch als Stütze brauche, ist noch in weiter Ferne!"
Seltsamer Traum
In der folgenden Nacht schlief Radik sehr unruhig. All die am Tage gewonnenen Eindrücke geisterten durch seine Träume und schickten seinen Verstand auf eine sonderbare Reise. Er sah die Tempelgarde auf ihren Pferden und war mitten unter, jagte scheinbar schwebend dahin.
Dann sah er in den blauen sommerlichen Himmel, auf dem Rücken liegend, Getreideähren umrankten ihn.
Etwas schien auf ihn zu warten, ihn gar irgendwie zu rufen, doch eine Stimme vernahm er nicht. Es war nur ein Gefühl, aber lauter und eindringlicher, als je ein Mensch hätte rufen können. Er blickte mit weit geöffneten Augen in die Sonne und spürte ihre Wärme, ihr grelles Licht. War das die Sonne? Es kam nun näher, wurde noch heißer und heller, aber nicht unangenehm. Eine Form begann sich zu bilden, wie dies Wolken im Spiel des Windes tun, und etwas Lebendiges schien sich darin zu befinden und ihm entgegen zu streben, so als würde es seine Witterung aufgenommen haben und nun sein Ziel suchen. Radik empfand keinerlei Angst und blickte dem Wesen offen entgegen, das immer mehr Gestalt annahm.
Er erkannte nun klar Umrisse und sah die leicht nach unten gewölbte Linie des Rückens, den vorgestreckten, kräftigen Hals und die weit
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