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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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gesammelt, die kurz in Wasser gespülten Heringe landeten in Fässern. Eine Schicht Heringe, darüber eine Schicht Salz. Es gab viel zu tun und auch Kinder mussten mithelfen.
    In den Booten der Fischer fanden sich außer Heringen auch andere Fische, Barsche, Hechte, Aale, auch Lachs. Diese wurden nicht eingesalzen, sondern gleich gekocht oder in den Rauch gehangen und standen am späten Nachmittag auf dem Tisch. Auch die Burg, mit ihren dreihundert Soldaten, musste mit Fisch beliefert werden und geräucherter Lachs oder Aal wurde dort besonders gern verspeist.
    Radik sah, dass seine Geschwister mit ein paar anderen Kindern zusammen saßen und ebenfalls ihre Grütze löffelten. Er setzte sich dazu. Rusawa rückte gleich an ihn heran und wollte gern wissen, ob er heute schon irgendetwas Spannendes beim Fischfang erlebt hatte.
    "Nun lass ihn erst mal in Ruhe essen. Er muss doch gleich wieder weg", mischte sich Ivod ein.
    "Das Wasser wird von Tag zu Tag kälter", sagte Radik, dem die warme Speise gut tat, und presste ein paar Tropfen aus seinem Hemd.
    "Aber die Heringe scheint das nicht zu stören", meinte Zasara, die neben Ivod saß.
    Radik schaute sie an und war wieder erstaunt. Dieses Mädchen kannte er von frühesten Kindertagen an. Sie war fast immer dabei gewesen, wenn die Kinder zusammen gespielt hatten. Und doch war ihm, als sei sie ihm beim Fest vor der Burg das erste Mal begegnet. Ihre Zöpfe hatte sie über die Schultern geworfen. Darauf hatte er früher nicht geachtet. Beim Essen sah er ihre glänzend weißen Zähne; die waren ihm vorher nie aufgefallen. Er hatte fast etwas Beklemmungen, ihr in die Augen zu sehen, aber sie schien die Gleiche wie immer zu sein. Sie war ein ganz normales Mädchen, wie es viele gab. Radik beschloss, sich nicht verrückt machen zu lassen und diese Gedanken zu verdrängen.
    Viel Zeit zum Überlegen blieb ihm jetzt ohnehin nicht. Kaum hatte er seine Schüssel geleert, stand sein Vater neben ihm, dem Rusawa sofort an die Brust sprang.
    "Wollt ihr wieder raus?"
    "Ja, wir müssen doch noch ein paar Fische vor dem Ertrinken retten!"
    Die Kleine sah ihn verdutzt an. Er setzte sie zurück auf den Boden und gab Radik ein Zeichen.
    Gerade als sie wieder hinausfuhren, kam Ferok mit seinem Vater hinein. Schade, dachte Radik, als er ihm zuwinkte. Aber vielleicht würden sie sich später ja noch treffen.
    Am Nachmittag zeigten sich erste Wolken im Nordwesten, die rasch näher kamen. Sie waren dick und von hellem Grau, schienen aber immer dunkler zu werden.
    Der Wind hatte nicht zugenommen und die Sonne strahlte nach wie vor am Himmel. Dennoch sah Radiks Vater besorgt nach oben.
    "Meinst du es wird noch regnen?"
    "Ich fürchte es gibt mehr als nur Regen", meinte der Vater nachdenklich, ohne die Wolken aus den Augen zu lassen.
    Er stand vorne im Boot, das Netz, das er eigentlich schon längst auswerfen wollte, noch fest in den Händen haltend.
    Dann ließ er plötzlich das Netz in das bereits halb mit Fischen gefüllte Boot fallen und drehte sich rasch zu Radik um.
    "Wir fahren rein!", sagte er mit fester Stimme.
    Während sie das Boot drehten, rief und pfiff der Vater zu den anderen Booten hinüber.
    Radik blickte noch einmal hinter sich und sah, dass von den jetzt fast nachtschwarzen Wolken ein grauer Schleier zum Meer hinunter führte. Das war die Regenfront. Die Unwetter kamen zu dieser Jahreszeit so rasch wie Sommergewitter, hatten aber schon die Kraft der Herbststürme – sie waren also mehr als tückisch für die Männer in ihren kleinen Booten.
    Fast hastig löste der Vater das Segel. Genau in diesem Moment ebbte der Wind völlig ab. Die See war vollkommen ruhig, das Segel hing schlaff herunter. Der Wind holte aber nur tief Luft, um gleichen einen tiefen Atemzug spüren zu lassen. Das wussten beide. Jetzt verschwand auch die Sonne.
    Radik sah zu den anderen Booten hinüber und bemerkte, dass drei von ihnen voll beladen waren und sehr tief im Wasser lagen.
    "Die schaffen es nicht", murmelte der Vater, als habe er Radiks Gedanken gelesen.
    Und dann schrie er: "Wirf den Fisch raus!"
    Radik kniete sich hin und begann mit beiden Armen den Fisch über Bord zu schaufeln. Im Spritzte Wasser und Fischschleim ins Gesicht und bald konnte er nicht mehr richtig sehen. Ohne sich eine kurze Pause zu gönnen, machte er weiter und bald hatte er sich die Hände an den Fischschuppen und den spitzen Flossen der Barsche aufgestochen und blutete.
    Der Vater versuchte unterdessen zu rudern, was ihm allerdings

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