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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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atmete er erst einmal tief durch. So sehr er auch das Meer liebte, würde er den Geruch der Fische lieber heute als morgen gegen den warmen, wilden Duft der großen Tiere eintauschen.
    Einige Pferde begrüßte Radik, indem er ihnen Rücken und Hals klopfte. Er hatte bald gemerkt, dass diese Tiere nicht alle von gleichem Charakter und Gemüt waren. Es gab unter ihnen freundliche und hinterhältige, ängstliche und übermütige, neugierige und scheue, geduldige und leicht reizbare Tiere.
    In letzter Zeit kümmerte er sich besonders um eine ältere Stute, die ein Fohlen erwartete. Diese Schwangerschaft war nicht geplant gewesen. Ein Hengst musste irgendwie auf die falsche Koppel gelangt sein. Radiks Onkel hatte getobt, als er davon erfuhr. Bei solch einem alten Tier waren die Schwangerschaft und die Geburt mit großen Komplikationen verbunden. Es herrschte Verwunderung, dass diese alte Stute überhaupt noch schwanger geworden war.
    Und tatsächlich wirkte die Stute bald schwach und wurde zusehends apathisch. Doch als er sah, wie sein Onkel und die anderen dieses Tier aufgaben, nahm sich Radik seiner an. Zunächst tat er dies aus reinem Mitleid mit diesem unscheinbaren braunen Pferd, dessen Bauch in dem Maß dicker zu werden schien, wie der übrige Körper an Kraft und Substanz verlor.
    Als er aber nach Wochen bemerkte, dass das Tier auf ihn reagierte, sich ihm zuwendete, den Blick aufrichtete, ihm gar einige Schritte entgegenkam und ihn mit der Schnauze leicht, wie zur Begrüßung, anstupste, entwickelte er Zuneigung zu dieser Stute, die eigentlich so gar nicht seinen Vorstellungen von einem schönen, starken Pferd entsprach.
    "Häng dein Herz nicht an das Tier", hatte ihn sein Onkel gewarnt, "Es würde mich nicht wundern, wenn ich es eines Morgens tot in seinem Verschlag finden würde. Da ist nichts zu machen, Radik, so ist der Lauf der Dinge. Und die Geburt eines Fohlens, da kannst du ganz sicher sein, überlebt diese Stute ohnehin nicht."
    Aber die Geburt war gerade der Augenblick, auf den Radik hinfieberte. Wenn das Fohlen erst den Körper der Stute verlassen hatte, würde sich diese sicher schnell wieder erholen. Es ging ihm nicht darum, ein unrettbar krankes Tier am Leben zu erhalten. Für solche Träumereien war er zu alt. Aber sein Onkel hatte selbst gesagt, dass diese Stute ohne die Schwangerschaft noch ein paar Jahre hätte Leben und leichte Aufgaben erfüllen können. Und so war Radik nur daran gelegen, ihr über die Zeit bis zur Geburt hinwegzuhelfen.
    Er füllte einen Eimer mit Hafer und hielt ihn unter ihren Kopf. Langsam begannen ihre Kiefer zu malmen. Selbst das Fressen fiel ihr schwer. Radik redete mit ruhigen Worten auf sie ein.  
    Ugov bewunderte Radiks fürsorgliche Pflege. Er hatte nur Angst, dass Radik das erste Pferd, dem er seine Zuneigung schenkte, bald verlieren würde. Seine groben und direkten Worte in Hinsicht auf den Zustand des Pferdes sollten eine Enttäuschung bei dem Jungen vermeiden.
    Und eines Tages, als Radik den Stall betrat, lag die Stute in Ihrem Verschlag und konnte nicht mehr aufstehen. Ugov, der mit ein paar Männern in der Nähe stand, sah Radik ratlos an.
    "Lass sie in Ruhe sterben!"
    "Nein!" schrie Radik.
    Er ging langsam zu dem Tier, klopfte ihm vom Rücken beginnend nach vorne über den Hals und sprach leise zu ihm.
    "Du darfst jetzt nicht aufgeben! Du musst aufstehen!"
    Er hielt dem Pferd etwas Hafer hin, ohne dass es dieses überhaupt zu registrieren schien. Das Tier atmete schwer und zitterte leicht. Mit Stroh begann Radik den Körper der Stute abzureiben, wieder und wieder, so lange bis er seine Arme kaum noch bewegen konnte. Draußen begann es bereits zu dämmern. Ugov steckte Fackeln in die Halterungen an den Stützbalken und setzte sich neben Radik ins Stroh.
    "Freiwillig wird sie nicht mehr aufstehen", er deutete auf die Stute, "Dazu fehlt ihr der Wille und die Kraft."
    "Aber kann man da gar nichts mehr machen? Du kennst dich doch aus mit Pferden! Die Männer hier achten und schätzen dich wegen deines geschickten Umganges mit den Tieren. Und jetzt willst du einfach aufgeben?"
    Radik versuchte seinen Onkel zu provozieren, seinen Ehrgeiz wecken.
    "Wir müssten sie mit Gewalt aufrichten und sehen, ob sie dann wieder steht. Es ist die letzte Chance und stell dich bitte darauf ein, dass wir anders nicht mehr helfen können."
    Er stütze sich mit seiner Krücke hoch.
    "Ich werde ein paar Männer holen und du kannst schon mal ein paar Seile und Decken

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