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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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eigenen Körper mitzumachen. Der Reitstil ermöglichte es, seine Kräfte effektiv einzusetzen, wenngleich Radik nach einiger Zeit wiederum bemerkte, dass die Oberschenkel leicht zu brennen anfingen und die mögliche Anspannung immer mehr nachließ.
    Ugov sah den Jungs, die sich beide gut gehalten hatten, die Erschöpfung an. Dennoch konnte er sich eine kleine Herausforderung nicht verkneifen und trieb die Pferde zu schnellerem Tempo an, was den sofortigen Protest der ungeübten Reiter zur Folge hatte.
    "Ihr sollt nicht reden, sondern euch auf den Pferden halten. Wenn euch Pferde zu schnell sind, bringe ich euch morgen zwei Kühe."
    Ugov behielt die Jungs genau im Auge. Ferok war der erste, der den Rhythmus verlor und daher vom Pferd zu fallen drohte. Mit einem schnellen Kommando brachte Ugov deshalb dessen Pferd zum Stehen.
    Radik hielt sich recht gut und folgte den Bewegungen des Pferdes ohne Fehler. Aber die nachlassenden Kräfte in seinen Beinen ließen Radik dennoch alsbald hilflos auf dem Pferderücken umherrutschen.
    Als er abgestiegen war, merkte er, wie seine Knie zitterten. Und auch Ferok wirkte recht erschöpft. Ugov hielt Radik seine Krücke hin.
    "Vielleicht brauchst du jetzt dringender eine Stütze als ich", meinte er, "Das schlimmste kommt erst noch. Morgen werdet ihr einen Muskelkater haben, dass euch jeder Schritt schmerzt. Das sollte euch natürlich nicht vom Reiten abhalten."
    "Darauf kannst du dich verlassen. Aber dann bitte etwas temperamentvollere Tiere."
    Ugov stellte befriedigt fest, dass die beiden Jungs ihren Ehrgeiz nicht verloren hatten.
    Sie gingen zu einer anderen Koppel und besahen sich die dortigen Pferde. Auch Radiks Fohlen, das nun gute drei Monate alt war, tollte hier herum. Als es den Menschen sah, den es ja wohl irgendwie für seine Mutter hielt, wurde es übermütig und fing sofort an, die anderen Pferde, unter ihnen einige respektable Hengste, zu necken. Wie wild lief es auf die anderen Pferde zu, stoppte erst kurz vor ihnen, stieß andere Tiere mit dem Kopf an und versuchte, wenn auch ungeschickt und ohne Wirkung, mit den Hinterbeinen nach anderen Pferden zu treten.
    Radik hatte dem kleinen Hengst den Namen Kuro gegeben.
    "Das ist ein ganz kesser Bursche", meinte der Onkel, "Der legt sich mit jedem an, ob junge Stute oder alter Hengst. Er hat einfach weder Respekt noch Furcht. Wenn du diesen Wirbelwind einmal reiten möchtest, musst du noch mächtig üben."
    "Ich werde mit ihm schon klarkommen, auch was das Reiten angeht."
    Radik streckte die Hand aus und wie zur Bestätigung seiner Worte kam Kuro brav heran, blieb ruhig stehen und schaute Radik mit großen, erwartungsvollen Augen an, als könne er kein Wässerchen trüben.
     
    Kaum konnte Radik einigermaßen sicher auf einem Pferd sitzen, wusste er auch schon, wohin ihn sein erster Ausritt führen sollte. Das schlechte Gewissen regte sich bei ihm stets, sobald er sich an die Brust griff und dort das Lederstück spürte, welches er immer bei sich trug. Den Alten wollte er unbedingt suchen, sich für die Hilfe bedanken, vielleicht mit einem guten Stückchen Räucherfisch.
    Und er wollte natürlich noch mehr. Oft fuhr er mit den Fingern über die Buchstaben, bis er bemerkte, dass diese dadurch immer schwächer zu sehen waren. Also beschränkte er sich jetzt darauf, diese merkwürdigen Zeichen anzustarren, mal von ganz Dichtem, fast mit der Nase daran stoßend, mal, indem er die Arme weit wegstreckte. Doch er verstand nichts, wusste nur, dass hierin wohl ein großes Geheimnis steckte.
    Ob der Alte ihm dies erklären würde? Doch ganz sicher!
    Nachdem er sich dreimal vergebens auf den Weg gemachte, wusste Radik nicht weiter. Niemand, den er unterwegs fragte, kannte den Alten.
    Und so blieb Radik nur die Hoffnung, ihm zufällig zu begegnen. Vielleicht beim Heringsmarkt. Ein Zeidler musste doch irgendwie seinen Honig unter die Leute bringen. Dieser Gedanke gab ihm wieder etwas Zuversicht.
     

Das Gold des Meeres

    Der Strand war übersät mit angeschwemmten Holzstücken und Bergen von Seegras. Die letzten drei Tage hatte ein starker Ostwind getobt und die Kinder in eine ungewöhnlich freudige Stimmung versetzt, die sonst kaum herrschte, wenn wegen eines Unwetters die Häuser nicht zum Spielen verlassen werden durften.
    Radik und Ferok, die nicht mehr zu den Kindern zählten, aber auch noch keine Männer waren, sondern von Fall zu Fall der einen oder anderen Gruppe zugehörten, hatten von der Uferböschung die tosende See beobachtet
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