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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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wehenden Grasstreifen im hohen Bogen über den Strand segelte. Aber halt; das konnte doch unmöglich nur Seegras gewesen sein.
    Radik lief hinterher und hob das Ding auf. Um etwas Hartes hatten sich Teile der Meerespflanze gelegt, die Radik vorsichtig mit den Fingern wegnahm. Darunter kam ein Bernstein zum Vorschein, der alles übertraf, was er bisher gesehen hatte. Der klare glatte hellbraune Stein hatte die Form von zwei zusammengefügten Tropfen und war so groß, dass er die ganze Handfläche ausfüllte. Zwei gleichförmige Rundungen liefen in eine gemeinsame Spitze zu. Radik hielt den Bernstein gegen das Licht. Es war keinerlei Makel zu erkennen.
    "Radik! Hast du schon etwas gefunden?"
    Aus einiger Entfernung hörte er Zasara rufen. Da fiel ihm ganz plötzlich ein, dass der Stein die Form eines Herzens hatte und er hatte eine Idee. Schnell verschwand der Bernstein in seiner Tasche.
    "Nein, heute habe ich wohl kein Glück bei der Suche. Aber wir können es ja mal gemeinsam versuchen. Die Stelle hier ist vielleicht gar nicht schlecht."
    "Im Seegras?"
    "Ja, gerade dort. Die Fasern wirken doch wie ein Netz. Alles, was im Weg ist, wird mitgezogen, fast wie beim Fischfang."
    Und tatsächlich wurden die beiden bald fündig. Radik übernahm es, in den tieferen Haufen zu wühlen, während Zasara die kleineren Ansammlungen von Seegras durchstöberte.
    Schließlich war nur noch ein kleiner Berg übrig, den beide zusammen durchsuchten. Sie steckten ihre Köpfe dicht zusammen. Als Radik einer von Zasaras Zöpfen durch das Gesicht streifte und ihn an der Nase kitzelte, begann er leise zu kichern. Dies bemerkte Zasara und gab sich daraufhin heimlich Mühe, dies noch ein paar Mal zu wiederholen.
    Schließlich setzten sie sich ans Ufer. Radik begann, seine Unterarme von den letzten schleimigen Seegrasfasern zu befreien.
    "Schade, dass es so kalt ist. Sonst könnten wir ins Wasser schwimmen gehen. Du hättest ein Bad nötig", meinte Zasara.
    "Wenn du mitkommst, ist es mir nicht zu kalt.", antwortete Radik hoffnungsvoll, aber Zasara zeigte ihm einen Vogel.
    "Wie viele Steine haben wir eigentlich gefunden?"
    Radik griff nach dem kleinen Leinensäckchen, das Zasara in der Hand hielt, welches diese aber schnell zurückzog.
    "Nicht mit deinen Schleimfingern!" sagte sie grinsend, obwohl Radik seine Arme zuvor im flachen Wasser abgespült hatte.
    Diese Herausforderung nahm Radik nur allzu gerne an und bald rollten sie lachend die Uferböschung hinunter.
    "Wenn wir noch weiter rollen, liegen wir im Seegras."
    "Das ist mir egal. Dann müssen wir eben doch noch beide baden gehen."
    "Ich denke nicht daran!"
    "Ich gebe erst auf, wenn du mir die Bernsteine zeigst."
    "Nein!"
    "Und wenn ich dich lieb darum bitte?"
    "Vielleicht?"
    Er gab ihr einen schnellen flüchtigen Kuss auf den Mund. Sie guckte etwas verblüfft und zeigte dann ein freches Lächeln, das Radik so sehr mochte.
    "Na gut!", beschloss sie und reichte ihm das Leinensäckchen.
    Er schüttete die Steine in eine Sandmulde aus. Es war eine ganze Menge, viele aber klein und nicht besonders schön. Einige könnte man sicher bearbeiten, Ivod würde bestimmt etwas einfallen. Zasara besah sich die Bernsteine und entschied sofort, aus welchen man eine Kettenreihe machen müsste, welche für einen Armreif taugten und welche man einzeln um den Hals tragen konnte.
    "Meinetwegen kannst du alle haben", sagte Radik, als er Zasaras leuchtende Augen sah.
    "Du spinnst!"
    Sie legte ihm die Handfläche auf die Stirn, als müsse sie bei ihm Fieber messen. Schließlich zählte Radik ihr ihren Anteil in das Leinensäckchen, wobei er ihr die meisten und besten Steine zubilligte, was ihr nicht entging.
    "Ich muss jetzt aber nach Hause."
    "Schon?"
    Radik war ein bisschen enttäuscht.
    "Mein Vater möchte heute Abend noch einige Fische in den Rauch hängen, die meine Mutter vorbereiten will. Ich habe versprochen, ihr dabei zu helfen."
    Sie nahm einen Bernstein zwischen Ihre Finger, den sie schon eine ganze Weile in der Hand gehalten haben musste, und hielt ihn Radik in Augenhöhe hin.
    "In diesem Stein ist irgendetwas Komisches drin."
    "Ich kann nichts sehen."
    Sie zog den Stein immer weiter zu sich hin, während Radik mit dem Kopf folgte, ein Auge zugekniffen, das andere fest auf den Bernstein gerichtet. Als er nah genug heran war, zog sie ihre Hand weg, gab ihm nun ihrerseits und für ihn überraschend einen Kuss und lief lachend weg. Radik wollte gerade hinterher setzen, als er sah, dass sich Ferok näherte

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