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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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unser kleines Sonnenscheinchen."
    Womars Augen waren noch feuchter als gewöhnlich.
    "Die Schwester meines Schwiegersohnes, die du als Ludisa kennst, hatte einen einheimischen Bauern zum Manne erwählt und zog zu ihm. Und hier in der Hütte übernahm der kleine Wirbelwind das Kommando."
    Kaila lächelte schwach.
    "Die Zeidlerei lief von Anfang an sehr gut. Es war keine Schwierigkeit, auf den Burgen den Met zu einem guten Preis zu verkaufen und uns selbst versorgten wir durch eine kleine Tierzucht. Ich begann damit, mich mit Pflanzen, insbesondere mit Kräutern zu beschäftigen, sammelte diese in Wald und Flur und legte einen kleinen Kräutergarten an. Meine dürftigen Kenntnisse, die mir meine Mutter in jungen Jahren vermittelt hatte, baute ich nach und nach aus, teils durch einfaches Ausprobieren, soweit es harmlosere Pflanzen betraf, teils durch Austausch mit anderen Kundigen, die ich bald ausfindig machte und die für einen Krug Met manches Geheimnis verrieten. Auch gelang es mir, an Schriften zu gelangen, die derlei Wissen enthielten und über die gleichen Quellen gelangte ich in den Besitz mancherlei Kräutleins und einiger Essenzen, die man hier nicht bekommen konnte. Bald war ich so gut ausgestattet wie manch städtischer Bader. Ich betrieb dies eigentlich aus reinem Interesse und Neugier, breitete aber für die Familie bei allerlei Gelegenheiten eine Tinktur, Salbe oder einen Aufguss zu, wenn ich die Anwendung der Mixtur sicher beherrschte. Kailas Eltern lebten damals nicht zurückgezogen, sondern waren in den umliegenden Dörfern gerne zu Tanz und Feier gesehen, da sie fröhliche Leute waren mit klugem Verstand und von ehrlichem Charakter." anrichten
    Womar hielt inne und nickte nachdenklich, als würde er sich seine eigenen Worte bestätigen.
    "Es gab gute Kontakte und man wusste viel übereinander. So sprach sich auch herum, dass ich eine glückliche Hand beim Einsatz von Kräutern habe und mancherlei Heilung bewirken konnte. Bald kamen einige Leute mit kleineren Blessuren, die stets dankbar auf eine Behandlung mit solchen Mitteln reagieren; eine Schnitt– oder Schürfwunde, die nur oberflächlich ob des starken Blutaustrittes schlimm aussah, ein hartnäckiger, aber harmloser Husten, leichte Magen– und Darmbeschwerden oder Kopfschmerzen. Mir war dieses zunehmende Interesse der Leute unangenehm, wäre es aber noch unangenehmer gewesen, sie wieder einfach fort zu schicken. Mir war klar, dass sich mit jedem nach der Behandlung Gesundenden der Zulauf noch verstärken würde. Eines Tages kam eine junge Frau, die ein Mittel gegen Kopfschmerzen wünschte und etwas für den Magen. Die drückende Pein in ihrem Kopf habe sie sich zwei Tage zuvor zugezogen, als sie im Stall auf Schweinemist ausgerutscht und mit dem Kopf gegen das schwere Holzgatter geschlagen sei. Woher ihre Übelkeit komme, die sie Gegessenes sofort wieder erbrechen ließ, konnte sie nicht sagen – jedenfalls habe sie keine anderen Speisen und Getränke zu sich genommen, als sonst auch. Ich hatte den Eindruck, ihr Bauch sei etwas gebläht. Am Kopf der Frau war nichts zu sehen gewesen, nicht einmal ein Kratzer oder eine kleine Beule. Dennoch war ich instinktiv besorgt, insbesondere wegen des merkwürdigen Blickes der Frau. Sie schien Probleme mit dem Sehen zu haben. Letztlich gab ich ihr die gewünschten Mixturen, riet ihr aber, jemanden aufzusuchen, der mehr von den Dingen der Medizin versteht So einer ist in dieser Gegend allerdings nicht leicht zu finden. Zwei Tage später war die Frau tot. Nun stellte sich heraus, dass sie die Braut des einzigen Sohnes eines Dorfältesten war. Und sie trug bereits ein Kind unter dem Herzen."
    Womar schüttelte fast entsetzt den Kopf, als hätte er gerade erst vom Tod der jungen Frau erfahren.
    "Plötzlich schlug eine feindliche Stimmung hoch und ich wurde der Giftmischerei beschuldigt. Es wurde mir sogar zum Nachteile ausgelegt, dass ich nie eine Bezahlung für meine Rezepturen genommen hatte – so etwas täte ein ehrlicher Mann ja nicht, sondern nur jemand, dem es gerade darauf ankommt, sein Gift unter die Leute zu bringen. Natürlich kamen auch einige Ratten aus ihren Löchern, Menschen, die ich früher mit Mixturen versorgt hatte, erinnerten sich plötzlich an vielgestaltige Vergiftungserscheinungen."
    In flüsterndem Ton, sich etwas vorbeugend, fügte Womar hinzu: "Ich glaube, es gab seit langem Neider, die nur auf die Gelegenheit warteten, ihre Missgunst in Taten umzusetzen. Es war ja kein Geheimnis,

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