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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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ohnehin schwächer werdenden Klagelaute zum Ersterben brachte. Und ohne Zweifel hätte auch Kaila diesen Tag nicht überlebt, wenn nicht herannahende Reiter dieses Mordsgesindel verscheucht hätten."
    Radik blickte zu Kaila, die neben ihm saß und sah Tränen über ihr Gesicht rollen. Er beugte sich hinüber und küsste ihre Wange. Womar leerte seinen Becher in einem Zug.
    "Die Sache wurde nicht weiter aufgeklärt, da hier keine Einheimischen zu Schaden gekommen waren. Viele munkelten, dass sei die höhere Strafe für die Giftmischerei gewesen. Ein Bauer, ein alter Mann, war unfreiwillig Zeuge, da er zufällig im nahen Gebüsch seine Notdurft verrichtet hatte. Er hat sich mir später anvertraut – daher weiß ich über den Ablauf des Verbrechens so gut Bescheid. Dieser Mann ist aber bald gestorben. Den Namen eines der Übeltäter konnte er mir noch nennen: Sabkok."
    Es war spät geworden und Kaila ging hinüber zur Vorratskammer, um Brot und Schinken zu holen.
    "Ein gutes Jahr lang hat Kaila daraufhin kein Wort mehr gesprochen. Sie wurde verschlossen und ließ keinen Fremden an sich heran. An mir hing sie aber, wie eine Klette und ich durfte sie nicht den kleinsten Augenblick allein lassen." berichtete Womar weiter, "Seitdem leben wir zurückgezogen. Kaila kann es nicht ertragen, in der Nähe von Bewaffneten zu sein. Ich habe es bis heute nicht geschafft, sie zur Burg mitzunehmen, obwohl ich dort ihre Hilfe beim Verkaufen gut brauchen konnte. Aber da mache ich ihr natürlich keine Vorwürfe."
    Der Schinken schmeckte sehr salzig, weshalb Radik sich nun auch einen Becher Met genehmigt.
    "Warum seid ihr nicht von hier fortgegangen?"
    "Nun, leben lässt es sich in dieser Gegend recht gut und eine solche Gräueltat kann woanders auch passieren, denn Lumpen und Pack gibt es überall. Auch wollte ich die Hütte, die ich mit meiner Tochter und ihrem Mann hier erbaut hatte, nicht einfach verlassen. Vieles hier erinnert mich an sie."
    "Aber wenn es Zeugen gibt und du sogar einen Namen kennst, könnte man doch versuchen, die Täter ausfindig zu machen!"
    "Und dann? Ich mach mir an diesem Getier meine Hände nicht schmutzig, um anschließend selbst getötet zu werden. Es würde auch nichts ungeschehen machen. Ich halte nichts von Rache."
     

Sommerhitze

    Radik konnte die bösen Gedanken nur schwer verkraften. Was er von Womar und Kaila gehört hatte, beherrschte in den ersten Tagen danach seine Gedanken. Wie konnten Menschen nur eine solche Tat vollbringen, noch dazu Soldaten, die dafür ausgebildet waren, mit gut gerüsteten Feinden zu kämpfen und nicht, wehrlose Menschen abzuschlachten? Radik empfand Scham, da diese Männer zu seinem Volk gehörten.
    Auch Kaila und Womar wirkten in der ersten Zeit nach dem Gespräch etwas bedrückter, obwohl ihnen die Dinge ja nicht neu waren. Aber das Schreckliche in Worte zu kleiden, lässt den verdrängten Schmerz wieder bewusst werden.
    Radik war klar, dass er darüber zu niemandem ein Wort verlieren durfte. Sollten sich die Täter, wenn auch nach so langer Zeit, verfolgt sehen, würden sie kaum davor zurückschrecken, erneut zu morden und unliebsame Zeugen beiseite zu schaffen.
     
    "Kommt ihr mit zum Schwimmen?"
    Radik und Ferok saßen im Gras in der Nähe des Dorfes. Es war brütend heiß und, was selten an der Nordspitze der Insel war, es wehte auch kaum ein Lüftchen. Gerade hatten sie sich darüber unterhalten, ob sie nicht noch zum Wasser gehen wollten, als die Schar der Kinder aus ihrem Dorf an ihnen vorbeizog. Die beiden winkten ab.
    "Warum nicht? Könnt ihr etwa nicht schwimmen?", meinte Rusawa sogleich herausfordernd.
    Radik und Ferok hatten keine Lust, sich der Gruppe anzuschließen. Sie wollten lieber unter sich bleiben und sich keinen Kinderkram anhören. Schließlich kam Zasara heran, die Radik bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte.
    "Wollt ihr bei der Hitze hier sitzen bleiben. Nun kommt doch mit, es wird bestimmt lustig. Dich sieht man sonst ja gar nicht mehr."
    Sie warf einen kleinen Kieselstein gegen Radiks Füße.
    "Bitte Radik", bettelte sie in zuckersüßem Ton und anstatt etwas zu sagen und ihm aus der offensichtlichen Verlegenheit zu helfen, grinste Ferok Radik breit an und wartete auf dessen Reaktion.
    "Wir haben noch was vor. Einige Reusen sollen noch geleert werden", meinte Radik mit ernster Miene.
    "Lass doch die beiden Faulpelze!", rief Rusawa schließlich Zasara zu, die sich mit einem traurigen, "Schade!", verabschiedete.
    "Ich wusste gar nicht, dass wir

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