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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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hatte während der Unterhaltung die Zahlenreihen auf dem Bogen studiert. Es waren überwiegend einfache Additionen, blockweise angeordnete Summanden. Radik tippte mit dem Finger nacheinander auf verschiedene Stellen der dünnen Tierhaut.
    "Hier ist die Summe 36, hier 80 und dort könnt ihr 106 eintragen."
    Pritzbur stieg Zornesröte ins Gesicht.
    "Was erlaubst du …"
    Er blickte auf das Pergament, verharrte dort, sah Radik an, öffnete den Mund, aber die Stimme schien ihm zu versagen.
    "Wer? Wer bist du?", krächzte er schließlich heiser und sah Radik mit ungläubigen Augen an, als habe der gerade eine übermenschliche Leistung erbracht.
    "Ich bin Radik. Fischer aus dem Dorf Vitt und frage dich, ob du mir gestattest, dich auf deiner Handelsreise zu begleiten."
    "Ja, ja. Ich weiß schon deinen Namen. Aber wie kommt es, dass du in der Lage bist, eine Addition auszuführen. Sieh hier im Raum, von den etwa zwanzig Männern, können nach deiner Meinung wie viele eine derartige Rechnung ausführen? Ich will es dir sagen. Es ist grob geschätzt und ganz genau gesagt nur ein einziger und dieser sitzt vor dir. Dies Wissen habe ich mir vor einigen Jahrzehnten auf einer Kaufmannsschule angeeignet, wenn auch ich mich mit der Arithmetik nie ganz anfreunden konnte. Nun wirst du mein Erstaunen sicher verstehen, wenn du, den ich bisher als gewöhnlichen Fischer anblickte, dich dieser Fähigkeit mächtig erweist. Wo hast du dergleichen gelernt?"
    "Von einem guten Freund, der es, wie auch du, in seiner Ausbildung zum Kaufmann beigebracht bekam und dafür gar eine rechte Leidenschaft entwickelte."
    Pritzbur rieb sich, immer noch verwundert dreinblickend, mit der Hand am Kinn. Radik griff den Federkiel.
    "Ich sehe hier unten ein einfaches Divisio, dessen Lösung zur Komplettierung der Rechnungen noch fehlt."
    Pritzbur rückte augenblicklich zur Seite, um auf der Bank Platz zu machen. Radik setzte sich, tauchte den Kiel in das Tintenfässchen und machte zunächst einen großen Klecks auf das Pergament.
    "Du musst es etwas abtropfen."
    "Ich schrieb bisher nur mit Kreide", sagte Radik und setzte erneut an.
    Die Aufgabe war schnell gelöst und als Radik zu Pritzbur hinüberblickte, strahlte dieser über das ganze Gesicht.
    "Warum willst du eine solche Reise auf dich nehmen, die sehr beschwerlich werden kann?"
    "Es ist die Neugier auf ferne Gegenden, von denen ich bereits viel hörte. Ich möchte mich dort mit eigenen Augen umblicken! Wo führt dich dein Weg nun eigentlich hin?", fragte Radik gespannt.
    "Wir fahren nach Südosten, bis nach Krakau und kehren im nächsten Jahr über Pommern hierher zurück."
    "Nicht nach deutschen Landen?"
    "Nein, das liegt nicht auf unserer Strecke."
    "Schade, ich spreche nämlich ein recht gutes Deutsch."
    "Du wirst mir immer unheimlicher Junge!"
     
    "Am liebsten würde ich dir diese Sache ausreden! Aber ich weiß ja, dass das sinnlos ist."
    Radiks Mutter war nicht wohl bei dem Gedanken, ihren Sohn auf einer derartig langen Reise zu wissen.
    "Ich kann dich auch nicht verstehen, Junge", meinte gleichfalls der Vater, "Erst diese fixe Idee mit der Tempelgarde und kaum meint man, dies sei nun vorbei, willst du uns plötzlich ganz verlassen."
    "Es ist doch nur für ein Jahr. Ich reise in einer größeren Gruppe von Kaufleuten. Dort kann mir nichts passieren." wollte Radik sie beruhigen.
    Rusawa hatte den ganzen Tag noch kein Wort gesagt und sah Radik nur mit großen traurigen Augen an.
    "Ich bring dir auch etwas von dort mit", flüsterte er ihr zu, aber ihre Miene erhellte sich nicht.    
     
    "Ein Kaufmann aus Krakau also und eine Kaufmannsschule hat er auch besucht. Du hättest es wahrlich schlechter treffen könne!"
    Womar strahlte, als stünden ihm nun selbst angenehme Veränderungen ins Haus.
    "Wann soll die Reise losgehen?"
    "Morgen, in aller Frühe."
    "So bald schon? Nun ja. Kaufleute hält es nie lange an einem Ort. Wer wüsste dies besser als ich. Ich werde diesem Kaufmann, Pritzbur sagtest du sei sein Name, mal einen Besuch abstatten. Am besten mache ich das jetzt gleich, denn es wird früh wieder dunkel. Wartet heute Abend nicht auf mich. Ich werde bei Ludisa nächtigen, deren Haus nahe der Gastwirtschaft liegt."
    Sehr behände zog sich der Alte warme Sachen an und verließ die Hütte.
    "Nun hast du das ganze Deutsch umsonst gelernt, wenn du zu den Polen fährst", sagte Kaila und zwang sich zu einem Lächeln.
    "Ich werde mich schon zu verständigen wissen."
    Beiden war nicht wohl bei dem

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