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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Gedanken, den anderen ein Jahr nicht sehen zu können und verlegen schwiegen sie sich an.
    "Und wenn ich nicht fahre?", fragte Radik schließlich.
    "Wo denkst du hin? Bald wird es wärmer, dann ist es schon Sommer, ein kurzer Herbst und beim nächsten Heringsmarkt bist du wieder hier."
    Sie konnte ihre Traurigkeit nur schlecht überspielen.
    "Außerdem begegnen dir unterwegs sicher viele junge hübsche Mädchen, so dass du mich bald …"
    Er ließ sie verstummen, indem er seine Lippen auf die ihren presste.
    Sie verbrachten eine letzte Nacht zusammen, die ihnen Womar durch sein Fortbleiben ermöglicht hatte, und am nächsten Tag brach Radik mit einem Tross von Handelsleuten auf. 
     

KAPITEL II  
     
    Der Beginn der Reise 

    Die Karren waren voll beladen und Radik erschien es wie ein waghalsiges Unterfangen mit diesen Wagen monatelang durch die Lande ziehen zu wollen. Jeder noch so kleinste Platz war ausgenutzt und mit Waren voll gepackt worden, so dass man befürchten musste, die Achsen würden brechen und die Zugtiere den Dienst versagen, sobald sich auch nur eine Fliege auf dem Wagen niederlassen würde. Aber es war Winter und nun gab es keine Fliegen.
    Radik war froh, sich nicht auf eines der Gespanne quetschen oder gar zu Fuß nebenher laufen zu müssen, denn er saß auf Kuro, seinem eigenem Pferd und dort ließ es sich gut aushalten. Zunächst hatte er sich gar nicht getraut, den Kaufmann Pritzbur zu fragen, ob er den Hengst auf der Reise mitführen dürfe, denn dies schien ihm angesichts der nicht geringen Bedürfnisse eines solchen Tieres etwas vermessen. Aber Womar hatte die Sache für ihn geregelt, wie Radik überhaupt den Eindruck hatte, dass der Alte auf Pritzbur einen tiefen Eindruck gemacht hatte.
    Zehn Wagen gehörten Pritzbur, der sich zusammen mit unzähligen anderen Kaufleuten auf den Weg nach Süden machte. Der Zweck dieser Gemeinschaft lag in der gegenseitigen Hilfe und dem Beistand, die man einander bieten konnte. So bot allein die große Menschenmenge einen besseren Schutz vor Räubern und anderen Wegelagerern, zumal die größeren Händler Waffen mitführten und Wert darauf legten, dass dies allgemein bekannt war. Dadurch wurde Gesindel in der Regel ferngehalten.
    Für diesen Schutz und die Sicherheit mussten kleinere Kaufleute, die sich dem Tross anschlossen, einen Obolus entrichten, der sich nach dem Wert der von ihnen transportierten Waren richtete, denn ein Goldschmied, mochte er auch nur wenige Truhen bei sich haben, war natürlich für Räuberbanden ein verlockenderes Ziel, als ein Fischhändler mit mehreren Wagen, bei dem allenfalls der Geldbeutel von Interesse war.
    Pritzbur zählte zu den Kaufleuten, die mehr Schutz boten, als sie suchten und erhielt daher seinen Anteil an den von den kleineren Händlern entrichteten Geldern, wobei die Aufteilung danach vorgenommen wurde, wie viele Leute und Waffen der Händler aufzubieten hatte. Hierbei stand Pritzbur mit zwölf gut bewaffneten Männern nicht schlecht da. 
    Jedem Wagen war ein Gehilfe zugeteilt, der das Gespann führte. Rubislaw, dem Radik bereits begegnet war, erledigte alle groben und körperlich schweren Arbeiten, für die sonst zwei oder drei Leute notwendig wären. Überwacht wurde das alles von Lagomir, der die rechte Hand Pritzburs darstellte und für die Verantwortung, die er trug, noch recht jung an Jahren war. Er war von angenehmer und gepflegter äußerer Erscheinung, aber entpuppte sich als stets übellauniger Leuteschinder, sobald er nur den Mund auftat. Besonders Rubislaw hatte unter ihm zu leiden, ertrug jedoch die wüsten Beschimpfungen, Schläge, gar Tritte stets mit erstaunlicher Gelassenheit. Bereits als sie sich das erste Mal in die Augen blickten, wusste Radik, dass dieser Mensch nicht sein Freund werden würde, ganz im Gegenteil zu Rubislaw, hinter dessen hässlicher und Furcht einflößender Erscheinung sich ein gutes Herz verbarg.
    Auch merkte Radik schnell, dass Rubislaw nicht der tumbe Dummkopf war, für den ihn offensichtlich die anderen hielten, sondern sich nur mit dieser Rolle abgefunden hatte, um Ärger aus dem Weg zu gehen. So konnte ihm niemand etwas Böses unterstellen, wenn ihm einmal ein Fehler unterlief und jedermann war zufrieden, ihm geistig überlegen zu sein und machte sich daher nicht die Mühe, ihm mit List oder Tücke zu begegnen.
     
    Der Tross verließ die Insel im Südwesten und setzte dort, wo das Wasser seine schmalste Stelle erreichte, mit großen Booten über. Der junge Winter

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