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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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der plötzliche mordlüsterne Blick Rubislaws, der eben noch kindlich gestrahlt hatte.
    Sofort schien Rubislaw wieder bester Laune zu sein und klopfte Radik zaghaft auf die Schulter.
    Radik musste bei dem Gedanken schmunzeln, dass Lagomir gar nicht wusste, in welcher Gefahr er schwebte. Da Rubislaw sich nie wehrte, ließ er sich zu immer schlimmeren Worten und härteren Schlägen gegen ihn hinreißen, was ihm wohl irgendwann zum Verhängnis werden könnte.
    "Aber wenn du ihm eines Tages den Hals umdrehst, dann sag mit vorher bescheid, denn den Anblick möchte ich mir nicht entgehen lassen!" meinte Radik scherzhaft.
    "Ja! Ha, ha, ha!"
    Rubislaw schüttelte sich vor Lachen.
    "Du bist in Ordnung! Das habe ich sofort gewusst, schon am ersten Tag", und nach einer Weile: "Und du?"
    "Was?"
    "Du hast doch bestimmt zuerst Furcht gehabt! Vor dem großen Mann mit dem hässlichen Gesicht."
    Rubislaw versuchte, einen besonders entstellten und Furcht einflößenden Gesichtsausdruck hinzubekommen.
     "Aber nur einen Augenblick lang", versicherte Radik, "Weißt du noch, als Pritzbur mich nicht mitnehmen wollte auf die Reise? Da hast du ihm empört gesagt, er habe mir doch versprochen, mir jeden Wunsch zu erfüllen! Von da an wusste ich, dass man mit dir auskommen kann."
    "Dabei habe ich ja nur die Wahrheit gesagt. Er hatte es dir versprochen. Du hast ihm ja immerhin das Leben gerettet. Das Leben – so was gibt es nicht alle Tage wieder. Wenn es einmal weg ist, dann ist es aus! Da wäre es doch ein Unrecht gewesen, dir diesen Wunsch abzuschlagen!"
     
    Eines Abends, ein Teil der Leute hatte sich bereits zur Nachtruhe begeben, gab es plötzlich Tumulte.
    "Schleichen hier durch das Lager und gucken sich wohl eine lohnend Beute aus! Seit Tagen sind sie uns schon gefolgt!"
    Einige Männer stießen grob zwei Burschen vor sich her. Der ältere, ein kleiner bärtiger Kerl blutete furchtbar aus der Nase.
    "Was ist denn los?", fragte Radik Pritzbur, der die Menge zu sich heranwinkte.
    "Wir haben bereits vor einiger Zeit bemerkt, dass der Tross beobachtet wird. Unsere Kundschafter haben festgestellt, dass uns an die zwanzig bis dreißig Reiter folgen, deren Absichten uns unbekannt sind. Zunächst wollten wir niemanden beunruhigen, haben unsere Leute aber zu erhöhter Wachsamkeit ermahnt. Wie es aussieht, hat man jetzt zwei von diesen merkwürdigen Gestalten geschnappt."
    "Was geschieht mit ihnen?"
    "Wir werden mit ihnen reden müssen", antwortete Pritzbur, "Es ist besser für sie, wenn sie ihren Mund aufmachen."
    "Wer seid ihr und was wolltet ihr hier?"
    Die Befragung fand unter freien Himmel statt. Die bedeutendsten Kaufleute saßen erhöht auf quer gestellten Wagen, dick in Pelze gehüllt und hatten ihre Gehilfen, mit Langmessern und Schwertern bewaffnet, um sich versammelt. Das Metall blitzte Furcht einflößend im Schein der Fackeln und genau dies war beabsichtigt, es sollte den Gefangenen Angst und Schrecken einjagen.
    Die beiden an den Armen gefesselten Männer knieten in der Mitte einen Halbkreises, den die übrigen Händler und deren Gehilfen bildeten.
    "Ich habe euch eine Frage gestellt! Könnt ihr mich verstehen?"
    Das Wort führte ein Händler, der mit zwanzig Wagen nach Kiew unterwegs war. Sein Name war Niklaw und ihm unterstanden fast dreißig Gehilfen, was ihn zum mächtigsten Kaufmann der Karawane machte. Sein langer schwarzer Bart hing über einen schneeweißen Pelzmantel.
    Die beiden Angesprochenen reagierten kaum. Dem Älteren war, als man sie ergriffen hatte und er sich zu wehren versuchte, ein Knüppel ins Gesicht geschlagen worden. Er wirkte völlig abwesend und drohte jeden Moment wegzutreten.
    Der andere war noch ein junger Bursche, fast ein Kind, Radik schätzte ihn auf vierzehn Jahre. Er blickte angstvoll um sich und zitterte am ganzen Körper.
    "Also zum letzten Mal, was wolltet ihr in unserem Lager?"
    In der gespannten Ruhe war das Knacken der Holzscheite in den entfachten Feuern deutlich zu vernehmen.
    Radik blickte mitleidig auf den Jungen, der irgendwie in diese schlimme Situation hineingeraten sein musste. Die lebhaften braunen Augen erinnerten ihn auf unerklärliche Weise an seinen Bruder Ivod, der ja jetzt auch vierzehn Jahre alt war.
    Auf ein Zeichen trat ein Mann mit einer Peitsche vor und zog diese mehrfach knallend über die Rücken der Beiden, woraufhin der Ältere wortlos zur Seite kippte.
    "Wasser!"
    Schon ergoss sich ein Eimer eiskalten Inhaltes über den Bewusstlosen, ohne eine Wirkung zu erzielen.

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