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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Gesicht. Radik war über ihr nicht gerade einladendes Äußeres sehr zufrieden, da er so nicht in die Versuchung kam, die Gastfreundschaft in diesem Hause für irgendwelche unkeuschen Zwecke auszunutzen.
    Pritzbur betrat den Raum und beugte sich zu Radik.
    "Ich weiß, es ist dein erster Abend in Krakau, den zu genießen du allen Grund hast. Aber mein Bruder und ich benötigen kurz deine Fertigkeiten."
    Er hatte sich bemüht zu flüstern, aber seine Frau hatte das Anliegen mitbekommen.
    "Das schlägt dem Fass aber nun doch den Boden aus. Was bist du nur für ein Gastgeber. Nicht genug, dass du an nichts anderes als deine Geschäfte denkst! Nun soll der Junge auch noch zur Arbeit gedrängt werden!", rief sie empört.
    "Von den Geschäften, die du mir da immer vorzuwerfen pflegst, lebst du immerhin auch nicht schlecht, Weib. Such dir am besten gleich einen Tagedieb, der immer Zeit für dich hat, doch müsstest du dann wohl im Walde hausen", gab Pritzbur zurück und schob Radik zur Tür hinaus.
    Der Bruder, sein Name war Wazlaw, blickte erleichtert auf. Er saß an einem Tisch voller Pergamente. Schnell erhob er sich und bot Radik den Stuhl an, so als würde er einem großen Magier die Bühne überlassen.
    "Erstaunlich, sehr erstaunlich", murmelte er immer wieder, als er sah, mit welcher Geschwindigkeit Radik die Berechnungen ausführte, die Pritzbur ihm mit dem Finger auf verschiedenen Blättern zeigte.
    Wie sich herausstellte, führte Wazlaw im unteren Geschoß seiner Hälfte des Hauses einen Laden, in dem er mit verschiedensten Waren handelte. Daneben betrieb er noch einen Stand auf dem Marktplatz. Dort sollten nun auch die Salzheringe verkauft werden und jetzt wollten die Brüder errechnen, welche Preise man veranschlagen musste, um einen guten Gewinn zu erzielen. Hierfür waren erst einmal alle Ausgabeposten zu ermitteln und zusammenzurechnen, über die Pritzbur während der langen Reise akribisch Buch geführt hatte.
    Die angespannten Gesichter lösten sich nach und nach immer mehr und schließlich waren die Brüder sehr zufrieden, als klar wurde, dass der Gewinn in diesem Jahr so hoch ausfallen würde, wie schon lange nicht mehr.
    "Danke Radik. Du solltest stets unsere Bücher führen", sagte Wazlaw und klopfte Radik auf die Schulter.
    "An mir war es nur, die richtigen Beträge zu ermitteln. Die Zahlen sind unbestechlich", wehrte Radik die Ehre ab.
    "Ich habe gerade bemerkt, dass ich Lagomir noch einen Teil seines Lohnes schulde. Doch dies, so glaube ich, wird er verschmerzen können."
     
    Okol war eine kleine Siedlung, die zwischen Krakau und der Burg auf dem Wawel lag. Die riesigen Kalksteinerhebungen des sich anschließenden Gebirges erinnerten Radik an die Kreidefelsen Rügens, auch wenn sie andere Dimensionen besaßen.
    ´Nicht nur ihre Wohnstätten und Gottestempel, auch ihre Berge sind größer als die unsrigen.´, dachte Radik beeindruckt.
    In einer alten, etwas verfallenen Holzhütte suchte Rubislaw seine Eltern auf, zwei dürre alte Menschen, die draußen auf einer Bank saßen und in die Sonne blinzelten. Sie lachten mit ihren fast zahnlosen Mündern, als sie ihren Sohn erblickten. Die Mutter, deren Rücken krumm war, kam ihnen mit schnellen Schritten entgegen, was Radik ihr vom ersten Anschein gar nicht zugetraut hätte.
    "Söhnchen, Söhnchen! Da bist du endlich!"
    Sie drückte ihren Kopf kurz an seine Brust, während sich der Vater langsam auf unsicheren Beinen näherte.
    "Wie ist es euch den Winter über ergangen?", fragte Rubislaw und reichte seinem Vater beide Hände.
    "Gut, Söhnchen, gut! Wir sind nicht totzukriegen, das weißt du doch!"
    Rubislaw stellte seinen Eltern Radik vor und warf dann einen kritischen Blick auf die Hütte.
    "Da hat der Wind mal wieder mächtig am Holz gewackelt. Aber das bekomme ich schon wieder hin."
    Er umrundete die Hütte mehrmals, besah sich alles ganz genau und ging dann in einen kleinen Schuppen, um wenig später mit zwei Äxten wieder herauszukommen, wovon er eine Radik in die Hand drückte.
    "Gegen Mittag sind wir wieder zurück. Es wäre schön, wenn ihr bis dahin einem euer Vögelchen etwas Feuer unterm Federkleid machen könntet!"
    "Gerne Söhnchen, du sollst in deinem Elternhaus keinen Hunger leiden müssen", sagte die Alte und lenkte ihre Schritte zu dem Verschlag, in dem sich einige Gänsehälse reckten.
    Rubislaw und Radik machten sich auf den Weg in den nahe gelegenen Wald.
    "Ich werde ein paar Bäume fällen müssen, sei auf der Hut!", sagte Rubislaw und

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