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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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machen, wo wirklich hohe Berge stehen", sagte Rubislaw zu Radik, "Da gibt es Gipfel, die das ganze Jahr von Schnee bedeckt sind. In der Höhe ist es nämlich kälter als hier unten, musst du wissen, obwohl man dort eigentlich viel näher an die Sonne heranragt."
    "Dann können wir ja von da oben herunterrodeln", meinte Radik.
    "Da wärst du aber wohl einige Tage unterwegs", wandte Rubislaw ein, "So lange hält man es auf einem Holzbrett nicht aus."
    "Du wärst vielleicht einige Tage unterwegs, aber ich bin viel schneller, vergiss das nicht", sagte Radik und trat seinem Hengst in die Flanken.
    Rubislaw stutzte etwas und tat es ihm dann gleich.
    "Vergiss nicht, du sollst mir nicht von der Seite weichen!", rief Radik zurück, während sich der Abstand immer mehr vergrößerte, was nicht an Rubislaws Reitkunst, sondern dem deutlich älteren Pferd lag, das dazu noch eine ungleich schwerere Last zu tragen hatte.
     
    Von Tag zu Tag war die Stimmung im Tross ausgelassener. Die Anspannung fiel von jedem immer weiter ab, je näher man Krakau kam. Auch für die Händler, die noch weiter nach Osten wollten, war dieser Ort ein sehr wichtiges Etappenziel.
    Bald schon sah man die ersten Gebäude und Radik war sehr beeindruckt von dem befestigten Weg aus Holzbohlen, der zu dem Ort hineinführte. Pritzbur und Rubislaw waren bemüht, ihrem jungen Freund sogleich alles zu zeigen und zu erklären, so dass Radik gar nicht wusste, wo er zuerst hinsehen sollte. Sie freuten sich über den Eindruck, den die Stadt auf ihn machte und führten ihn immer weiter. Die Straßen zwischen den Häusern waren teilweise mit Steinen gepflastert, was Radik mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis nahm.
    Vor der Andreaskirche musste sich Radik die Hand vor die Stirn halten, damit ihn die Sonne nicht blendete, als er zu den beiden Türmen hinaufsah. Jetzt konnte er sich ein Bild von den Gotteshäusern machen, die ihm Womar so oft beschrieben hatte. Auf den Spitzen der Türme und dem Schiff prangten eiserne Kreuze vor dem strahlend hellen Hintergrund des Himmels.
    "Wohnen dort drin Mönche?", fragte Radik Rubislaw und wies auf das steinerne Gebäude.
    "Nein. In einer Kirche ist nur Gott zu Hause und sonst niemand", gab Rubislaw zur Antwort.
    ´Solch ein großes, massives Gebäude, mühevoll aus Stein errichtet und niemand wohnt darin?´, dachte Radik und staunte noch mehr, als er hörte, dass es noch weitere steinerne Gotteshäuser in der Stadt gab.
    "Warte nur ab, bis du die Kathedrale auf dem Wawel siehst", meinte Rubislaw, der genau jede von Radiks Reaktionen beobachtete und sich freute, wenn er etwas zeigen und erklären konnte.
    "Du wirst natürlich in meinem Hause wohnen", sagte Pritzbur zu Radik, "Nun, für dich wird sich auch ein Platz finden", fügte er mit Blick auf Rubislaw hinzu, der etwas erstaunt guckte.
    "Ich wollte weiter nach Okol, meine Eltern benötigen sicher meine Hilfe", wandte er ein.
    "Ja, ja! Ich habe aber gesagt, dass du bei Radik bleibst. Sonst finde ich keine Ruhe und ich muss nun doch Besorgungen erledigen, für die ich einen klaren Kopf brauche. Also keine Widerrede, deine lieben Alten werden auch einen Tag länger ohne dich auskommen! Gleich morgen könnt ihr nach Okol reiten, aber am Abend seid ihr wieder zurück!"
    Die meisten Männer, die zu Pritzbur gehörten, hatten in Krakau oder der näheren Umgebung Familie. Sie kümmerten sich die nächste Zeit um ihre eigenen Geschäfte, bevor es im Spätsommer wieder auf die Reise nach Norden ging.
    Pritzbur besaß ein großes Haus, in dessen einer Hälfte seine Familie wohnte und in der anderen Hälfte ein Bruder mit Frau. Überschwänglich wurde Radik begrüßt, nachdem er als Lebensretter und Freund vorgestellt worden war.
    Sofort wurden die Waren entladen und in große Schuppen gebracht, die im hinteren Bereich des Grundstückes standen. Dann zog sich Pritzbur mit seinem Bruder zurück, beide hatten schon seit ihrem Wiedersehen von nichts anderem als dem Geschäft gesprochen.
    "Nur die Arbeit im Kopf. Nun ruhe dich doch erst mal aus, oder soll dich am Ende noch der Schlagfluss dahinraffen?", schimpfte Pritzburs Frau, die dafür nun Radik freundlich am Arm nahm, ihn in einen großen Raum führte und dort einen mit Leder bezogenen Stuhl zum Sitzen anbot.
    Die junge Frau, die kurz darauf eine Kanne mit kaltem Wasser und frisches Obst auf den Tisch stellte, wurde als jüngste Tochter vorgestellt. Sie war wohl älter als Radik, von kleiner, gedrungener Gestalt und mit einem groben

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