Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
begann mit mächtigen Schlägen auf einen Stamm einzuhauen.
Radik zupfte ihm am Ärmel.
"Und was soll ich tun?"
"Wenn der Baum erstmal liegt, kannst du ihm fein säuberlich die Äste abschlagen. Dies ist gar nicht so einfach. Sei vorsichtig, die Äxte sind sehr scharf."
Dann setzte Rubislaw seine Arbeit fort und noch als der Stamm im Fallen war, ging er weiter und hieb auf den nächsten Baum ein.
Dem Rauschen folgte ein Krachen und schon lag der lange Baumstamm Radik zu Füßen. Schnell merkte er, dass das Entfernen der Äste tatsächlich nicht so leicht war. Man musste sich Bücken und immer auf der Hut sein, sich nicht mit der Axt in das eigene Bein zu schlagen. Zudem stand man inmitten des Geästes nicht gerade auf festem Grund.
Bevor Radik den ersten Baum auch nur bis zur Hälfte entastet hatte, war drei weitere Male ein Rauschen und ein Krachen zu hören gewesen. Er sah, wie sich nun auch Rubislaw an das Wegschlagen der Äste machte und hierbei ungleich schneller vorankam. Sein narbiges Gesicht war rot, der Ärmel wischte immer wieder darüber, aber schnell rann der Schweiß von neuem.
Die Stämme wurden anschließend von Rubislaw zurechtgehauen und schon schulterte er zwei von ihnen, während Radik Mühe hatte, einen, noch dazu einen dünneren, zu tragen. Der Weg zur Hütte zurück mutete Radik mindestens doppelt so lang an, wie am Morgen. Doch der Duft, der ihnen dann entgegenströmte, ließ die letzten Schritte eilig werden.
Eine Gans mit kross gebratener Haut erwartete sie und dazu gab es, für Radik noch völlig unbekannt, dicke Knödel, über die das ausgebratene Fett gegossen wurde. Die fast zahnlosen Alten hielten sich aus verständlichen Gründen mehr an die Knödel, als an das Fleisch und so brauchte Rubislaw sich mit seinem Appetit nicht zurückzuhalten.
Nach dem Essen bot Rubislaws Vater irgendeinen Schnaps aus einer tönernen Flasche an.
"Und nun noch etwas ganz besonderes! Da steckt nur das Beste drin, eigenhändig von mir gesammelt!"
Radik hatte zwar eigentlich wenig Lust, von dem Fusel zu kosten, aber der Alte machte so ein Aufheben und zwinkerte ihm freundlich zu, dass es wohl unhöflich gewesen wäre, das Angebot abzulehnen, zumal sogar die Mutter sich davon einschenken ließ.
Die Flüssigkeit brannte zunächst auf der Zunge, entfaltete dann aber einen sehr würzigen Geschmack und glitt wärmend durch den Hals in den Magen. Nach dieser üppigen Mahlzeit tat das sehr wohl.
"Das ist der flüssige Wald", sagte der Vater.
Während die Mutter das Geschirr wegräumte, setzte sich der Alte wieder nach draußen auf die Bank, wo ihm nach und nach der Kopf auf die Brust sank. Bald setzte sich auch seine Frau dazu und tat es ihm gleich.
Rubislaw erklärte Radik, was er am Haus auszubessern gedachte. Hier ein Balken, dort ein Brett und das da, nun das würde noch ein Jahr halten.
"Jedes Mal, wenn ich von der Reise heimkehre, ist hier einiges zu tun, auf diese Weise habe ich nach und nach schon die ganze Hütte völlig erneuert. Aber so richtig wird es wohl nie halten, denn einige tragende Balken sind nicht mehr ganz in Ordnung."
"Warum baust du keine neue Hütte?", fragte Radik.
"Du machst mir Spaß! Die einzige Hilfe, die ich bei solch einer schweren Arbeit von meinen Eltern erwarten kann, ist gutes Zureden. Und wie kann man schon allein eine Hütte bauen."
Rubislaw schüttelte energisch den Kopf.
"Allein? Warum allein, zähle ich gar nicht?", fragte Radik mit einiger Empörung nach.
"Ja würdest du denn wollen? Mit solch einem geschickten Helfer an meiner Seite könnte es schon möglich sein!"
"Willig ja, ob geschickt, muss sich erst noch erweisen", sagte Radik und schlug in die Hand ein, die Rubislaw ihm bot.
"Aber was wird Pritzbur sagen, wenn du den ganzen Tag in Okol bist? Vielleicht braucht er deine Hilfe und auch deine Gesellschaft wird ihm bisweilen fehlen", sagte Rubislaw etwas besorgt.
"Ich denke, er hat in nächster Zeit ohnehin mit seinen Geschäften zu tun. Die Tage sind jetzt lang, da wird sich schon Gelegenheit finden, des Abends mit ihm zusammenzusitzen", meinte Radik.
Die beiden Alten hielten noch immer ihr Nickerchen und blinzelten nur ab und zu. Rubislaw suchte mit geübtem Auge eine Stelle, die geeignet war, ein Haus darauf zu errichten.
"Das ist das Wichtigste, den richtigen Platz zu finden. Denn wie man weiß, hat ein Haus keine Beine und muss für immer dort stehen bleiben, wo man es errichtet hat", murmelte Rubislaw, während er angestrengt seinen Blick
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