Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
zu fordern.
Ohne groß zu überlegen nahm Radik sein Schwert und lief auf die Gruppe zu. Als man ihn erblickte blieb er stehen und warf dann seine Waffe fort.
"Absalon? Ich möchte dich sprechen. Mein Name ist Radik und ich befehlige die Krieger dieser Burg", rief Radik auf Dänisch.
Der Bischof, ein Mann der Tat ohne jede Berührungsängste, gab seinen Männern ein Zeichen. Diese winkten Radik heran.
"Man sagt von dir, du seiest ein tapferer Mann. Dein Bischofsstab zeigt mir auch, dass du voll Güte und Gerechtigkeit bist", begann Radik, während Absalon erstaunt dreinblickte, "Was ist das für ein Sieg, den man über jemanden erringt, der gerade versucht, sein Haus den Flammen zu entreißen? Soll dessen Unglück einen Kampf entscheiden? Kann sich tapfer und gerecht heißen, wer solch ein Leid zu seinem Vorteil ausnutzt?"
"Was willst du?", fragte Absalon scharf.
"Ich bitte dich, zieh deine Leute zurück. Gib uns Gelegenheit, das Feuer zu bekämpfen. Danach wollen wir euch einen Kampf liefern, der euer würdig ist!"
"Auf keinen Fall!", antwortete Absalon, doch seine Miene verriet, dass er noch grübelte, "Es sei denn, ihr lasst die Hände von den Flammen!"
´Soll also der Brand euer Handwerk erledigen´, dachte Radik.
"Und die Leute werden geschont?"
"Wer nicht durch das Feuer zu Schaden kam, braucht dies auch von uns nicht zu fürchten", bestätigte Absalon, "Aber wir werden noch einiges an Tribut fordern!"
Radik überlegte. Wenn von den Fürsten keine Hilfe zu erwarten war, würde der Kampf ohnehin nicht siegreich enden können. War dies den Tod von so vielen Menschen wert?
"So sei es!", stimmte er schließlich zu.
Die Forderungen des Königs Waldemar waren gewaltig, wenngleich nicht überraschend: er verlangte die Abschaffung sämtlicher heidnischer Riten und Kulte und Einführung des Christentums, die Auslieferung des Tempelschatzes und das Leisten von Abgaben und Kriegsfolge. Dennoch war man in den Reihen seiner Truppen unzufrieden, weil das Verlangen nach Blut und Beute nicht gestillt worden war.
Die Ranen löschten zwar das Feuer nicht, sicherten die Brandherde aber mit Lehm, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. So warteten sie, zur Verteidigung bereit, die endgültige Zusage Waldemars ab. Und fast wäre es wirklich zum weiteren Kampf gekommen. Nur mit Mühe konnte König Waldemar die einzelnen Heerführer von der Abmachung überzeugen. Endgültig stimmten sie erst zu, als Granza vor sie hintrat und sich als Sohn des Litog zu erkennen gab, den Absalon von Verhandlungen gut kannte. Er erbot sich, die Burg Garz zur friedlichen Übergabe zu bewegen.
"Das müsst ihr euch ansehen!", forderte Christian die beiden auf und Kaila und Radmar blickten ihn fragend an, "Sie reißen den Tempel ab und hauen diesen riesigen Götzen klein!"
Radmar war sogleich begeistert, aber Kaila zögerte und schüttelte schließlich den Kopf, hatte aber nichts dagegen, dass ihr Sohn mitging.
In der Burg hatten die Dänen bereits die Holzwände des Tempelbaus umgestürzt, samt den riesigen purpurnen Vorhängen. Nun stand sie offen da, die gewaltige Statue des Gottes Svantevit und wurde von den siegreichen Männern verhöhnt, während viele Ranen ehrfurchtsvoll erstarrt waren, in der sicheren Erwartung, der Gott werde gleich seinen Zorn ganz furchtbar offenbaren. Doch selbst als die Krieger die Axt anlegten, geschah nichts dergleichen. Schließlich stürzte der Koloss krachend zu Boden und dies war wohl das einzige Mal, dass er hätte einem Menschen gefährlich werden können, aber die Dänen waren auf der Hut.
Dies geschah am 15. Juni 1168, dem Festtag des Heiligen Vitus.
Verloren und gewonnen
Radik blickte gebannt auf das Wappen, das den Umhang dieses vornehmen jungen Burschen zierte. Es zeigte einen Schild und dahinter einen grün bewachsenen Berg, auf dem eine Burg stand. Dasselbe Wappen wie auf dem Tuch, in das der Schimmel gehüllt gewesen war.
´Aber das war doch ein Sachse´, dachte Radik, ´Was machte der im dänischen Lager? Eigentlich könnte er das brave Tier jetzt wiederhaben.´
Der Junge an dessen Seite beobachtete staunend, wie die Figur des Svantevit umgehauen wurde. Schließlich lief das Kind ein Stückchen fort, wohl um besser sehen zu können. Radik ging zu ihm hin.
"Sag mal", sprach er den Jungen an, "Ist das dein Vater?"
Er wies in Richtung des Mannes und der Junge drehte seinen Kopf zur Seite, wobei der Bernsteinanhänger aus seinem Hemd rutschte. Radik griff wie betäubt
Weitere Kostenlose Bücher