Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
geächtet."
"Du solltest es in Ruhe überdenken. Ich kann dich ja verstehen, aber ..."
"Kein weiteres Wort!"
Als Radik die Tür öffnete, bemerkte er, dass in der Burg hektische Unruhe herrschte.
"Was ist los?", brüllte er zu einem der Gardisten.
"Die Truppen der Fürsten greifen an! Endlich!", gab ihm dieser zurück.
Radik blickte sich zu Granza um.
"Was sollte das? Wolltest du mich auf die Probe stellen?"
Granza war kreidebleich.
Das frische Grab
Ronald kannte das Kriegshandwerk. Es gab nichts Langweiligeres als das Leben in einem Lager vor dem Kampf. Also galt es, die Zeit irgendwie totschlagen. Doch zunächst musste er dies mit dem lästigen Insekt tun, welches ihn beim Essen störte. Erst schlug er flüchtig mit der Hand danach, dann sprang er auf, fuchtelte mit den Armen und versuchte, dem "Angreifer" auszuweichen.
Radmar sah dies und fing laut an zu lachen.
"Das ist eine Biene! Nur eine Biene!", rief er.
"Ja und das Vieh wird mich stechen!"
"Bleibe einfach ruhig stehen. Sie wird dir nichts tun."
Ronald tat dies, auch weil ihm sein Benehmen vor dem Kind etwas peinlich war. Mit den Augen verfolgte er gebannt den Flug der Biene, während er sich jede Bewegung untersagte. Schließlich setzte sich das kleine Insekt auf seinen Arm.
"Was soll ich denn jetzt tun?", fragte er mit furchtsamer Stimme.
"Warte!"
Radmar ließ sich die Biene vorsichtig auf die Hand krabbeln und hielt diese dann im Handteller, während er sie sanft anblies.
"Sieh nur, wie klein sie ist! Und wie schön! Meine Mutter hat mir auch erzählt, dass diese Tierchen fleißig Honig sammeln. Die darf man doch nicht einfach totschlagen!"
Er streckte seine Hand Roland entgegen, doch dieser wich zurück, als würde jemand eine Stichwaffe gegen ihn führen.
"Was bist du nur für ein Angsthase?!", feixte Radmar, "Schon gut, ich lass sie jetzt wieder fliegen."
Einmal umkreiste die Biene sie noch und flog dann surrend davon.
Aus einem Zelt waren Stimmen zu vernehmen, lautstark, als würde man sich dort streiten. Ronald guckte etwas irritiert, dann ging er Radmar nach, der anscheinend der Biene folgen wollte.
Kaila war zu Christian gekommen und froh, ihn allein anzutreffen. Nachdem sie eine Weile geplaudert hatten, bat sie ihn, wie nebenbei, um ein Pferd. Sie erklärte ihm, dass sie einen längeren Ausritt machen wolle.
"Das schlage dir bitte aus dem Kopf", sagte Christian.
Ihm war zwar nicht an einem Streit gelegen, aber er hoffte auf die Klärung gewisser Fragen, nun, da eine Auseinandersetzung ohnehin unvermeidlich schien.
"Es ist viel zu gefährlich. In den Wäldern lauert sicher viel Gesindel, das uns nicht gerade freundlich gesinnt sein dürfte. Glaub nicht, dass sie Frauen verschonen werden."
Er hatte seine Worte ebenfalls beiläufig klingen lassen, als würde er nicht ahnen, wie wichtig ihr das Anliegen war, und wartete gespannt, wie sie es wohl anstellen wollte, ihn doch noch zu überzeugen.
"Das klingt nach einer schlechten Ausrede! Hast du Angst, ich könnte nicht wiederkommen und dein teures Pferd für mich behalten? Keine Sorge, mein Sohn bleibt hier, meinethalben als Faustpfand!"
Christian nahm ihr den barschen Ton nicht übel, bestätigte ihm das Verhalten doch nur seine Vermutung, dass sie irgendetwas mit dieser Insel verband, etwas von großer Wichtigkeit, was ihr Herz geradezu schnürte.
"Und diese Menschen, die du verächtlich Gesindel nennst, sind weitaus besser als der ganze Haufen versoffener Krieger in diesem Lager, die nur ans Töten und Beute machen denken. Mir wird nichts geschehen! Glaub es mir! Ich kenne die Leute und ich kenne diese Gegend, besser als du dir vorstellen kannst!"
"So?", fragte Christian leise, " Du hast kein Vertrauen zu mir und meinst auch bei mir sei dies so. Als ob es mir um ein Pferd ginge. Nein, ich habe wirklich Angst um dich! Zumal ich nicht weiß, was dich bewegt und nur sehe, wie dich deine Gefühle, deren Ursache ich nicht kenne, die Gefahren unterschätzen lassen."
Sie blickte ihn eine Weile unschlüssig an und dann erzählte sie.
Nachdem Christian alles angehört hatte, rief er einige seiner Männer herbei.
"Und wo ist Ronald?", wollte er wissen.
"Der war eben noch hier."
"Ich hab gesehen, wie er fort gegangen ist, mit dem Jungen. Soll ich ihn suchen?"
Auch wenn Christian Ronald gern dabei gewusst hätte, verzichtete er nun darauf, um keine weitere Zeit zu verlieren und Kaila zu zeigen, wie sehr auch ihm daran gelegen war, die Sache schnell zu erledigen.
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