Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
zwölf Jahren britische Untertanen und haben sich noch nicht alle daran gewöhnt. Da sind die Waffen leichter zu beschaffen.«
Mr Bradwick hatte je drei Achtpfünder für jede Breitseite und je einen langen Neunpfünder für Bug und Heck vorgesehen. Sven konnte ihn überzeugen, dass der geringe Vorteil an Reichweite und Durchschlagskraft der Neunpfünder den Nachteil nicht aufwiegen konnte, dass man verschiedene Munition für zwei Kaliber vorrätig halten musste. So würden sie jetzt sechs kurze und zwei lange Achtpfünder übernehmen.
Sven hatte auch Mr Rickes von dieser Änderung informiert, und der fragte nach, wie groß der Unterschied denn überhaupt sei.
»Maximal hundert Meter maximale Reichweite, Sir, und bei der effektiven Reichweite spielt es gar keine Rolle.«
»Na schön! Morgen früh laufen wir wieder zu Übungen aus. Für uns ist es der vierte Tag, für die neuen Leute der erste. Sie müssen sie dann einteilen. In vier Tagen übernehmen wir Ladung und laufen aus.«
»Aye, aye, Sir.«
Sven hatte sich um zwei Glasen der Morgenwache (fünf Uhr früh) wecken lassen und sah sich dann in der Morgendämmerung in Ruhe das Schiff an.
Das war ein großer Schoner von etwas über 150 Tonnen. Zwei Masten ragten nach hinten geneigt in den Himmel. Die Rahen zeigten, dass sie im unteren Bereich Gaffel- oder Längssegel führten und oben Rahsegel. Topsegelschoner sagte man heute dazu.
Sven kraulte sich den Kopf. Welcher britische Kapitän würde ihnen glauben, dass sie ein Frachtsegler seien, wo sie knapp fünfzig Mann an Bord hatten? So viel Mann brauchte doch nur ein Kaperschiff. Nun, eine Ausrede war immer möglich. Man könnte eine Mannschaft zur Übernahme eines anderen Schiffes transportieren.
Andererseits, dachte Sven, sieht der Schoner so aus, als ob er jedem britischen Kriegsschiff davonsegeln könne. Er war sehr schmal und scharf gebaut. Vom vorderen Mast zum Bugspriet würden sie vier Vorsegel führen. Der Kiel ragte tief ins Wasser und verlieh ihnen eine besondere Stabilität. Sie würden sehr hart am Wind segeln können.
Inzwischen war auch die Mannschaft geweckt worden und strömte an Deck. Joshua trat zu Sven und sagte: »Der Käpt’n will noch etwas sagen, Sir. Danach soll ich an Land und mit ein paar Mann die Kanonen holen. Wir haben fürs Auslaufen hölzerne Imitationen. Sie wissen, wie sie manchmal an Deck mitgenommen wurden, um Piraten abzuschrecken.«
Kapitän Rickes begrüßte mit kargen Worten Sven und die neuen Besatzungsmitglieder. Dann befahl er alle Mann auf ihre Stationen und machte sich mit Sven auf den Rundgang, um ihn mit allen und allem bekannt zu machen und um die neuen Leute einzufügen.
Das war eine junge, abenteuerlustige und doch erfahrene Mannschaft, wie Sven feststellen konnte. Mit denen würde man ein schlagkräftiges Schiff formen können. Während er die Mannschaft des vorderen Mastes inspizierte, entstand Unruhe. Er sah, wie die Leute an Land zeigten.
Sven blickte sich um und sah, wie Joshua auf beiden Armen ein Kanonenrohr trug und so tat, als würde er fast zusammenbrechen.
Sven hörte, wie ein Matrose sich wunderte: »Mann, wie kann der Neger das schleppen? So eine Kanone wiegt doch mehr als zehn Zentner!«
Die anderen murmelten ungläubig.
»Ein Achtpfünder wiegt sechzehn Zentner«, sagte Sven. Die Männerstießen Rufe der Verwunderung aus. »Aber dieses Kanonenrohr ist aus Holz und wiegt weniger als einen Zentner. Joshua ist ein Spaßvogel und will euch verulken«, fügte er hinzu.
»Na warte, du schwatter Deibel!«, murmelte einer. Andere lachten.
Die Männer legten die mit Teerfarbe gestrichenen Holzimitationen auf die Lafetten. Niemand würde aus einiger Entfernung erkennen können, dass die Freedom noch keine Kanonen hatte.
Sven ließ den Bootsmann pfeifen: »Klar zum Auslaufen!«
Sie segelten von Brighton aus in die Upper Bay und dann ostwärts durch die Enge in das offene Meer. Svens erster Eindruck hatte nicht getrogen. Der Schoner war ein ausgezeichneter Segler. Den sollte erst einmal ein Schiff einholen.
Kapitän Rickes stand neben Sven und sagte ihm, er solle die Freedom vor Long Island einige Wenden und Halsen segeln lassen.
Sven gab die Kommandos und merkte, dass die Seeleute zwar wussten, was zu tun war, dass aber ihr Zusammenwirken noch längst nicht perfekt wirkte. Das ging alles zu langsam. Da würde man noch viel trainieren müssen.
Er bat Kapitän Rickes, die Manöver wiederholen zu dürfen. Der blickte ihn
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