Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
für diesen Teil Kanadas, aber die Menge war für ein normales Handelsschiff zu gering. Als Sven zu Mr Rickes einmal andeutete, dass ihnen bei einer Kontrolle durch britische Schiffe wohl niemand ihre Rolle als normales Handelsschiff glauben würde, antwortete der Kapitän nur: »Ich will mich nicht kontrollieren lassen. Wir laufen allen davon. Für die starke Mannschaft habe ich außerdem eine Bescheinigung, dass wir eine neue Mannschaft zu einem Schiff transportieren.«
Am zweiten Tag sichteten sie in der Morgendämmerung eine britische Fregatte. Der Ausguck meldete, dass die Fregatte Kurs auf sie nehme.
»Laufen Sie ihr davon! Hart am Wind! Kurs auf den Atlantik!«, befahl der Kapitän.
Die Freedom setzte alle Segel, brasste scharf an, ignorierte alle Befehle der Briten und segelte davon. Die Fregatte sandte ihr zwei Schüsse nach, die weit hinter dem Schoner ins Wasser schlugen, und verfolgte sie noch eine Weile. Sven und die Matrosen an Deck genossen es, ihr Schiff zu erleben.
»Die schneidet durchs Wasser wie ein Messer durch Butter!«, rief der Rudergänger dem Bootsmann jubelnd zu. Das Wasser rauschte an den Planken vorbei und murmelte am Heck ohne große Wirbel. Niemand zeigte auch nur das geringste Anzeichen von Sorge, dass die Briten ihnen näher kommen könnten.
»Fregatte dreht ab!«, meldete der Ausguck, und die Mannschaft jubelte.
Mr Rickes zog trotzdem ein saures Gesicht. »Sie waren zu dicht dran, als sie uns sichteten. Jetzt erhält jede Hafenbehörde unsere Beschreibung. Wir müssen den Anstrich ändern.«
Sven merkte wieder einmal, dass er von diesem alten Mann, der zunächst so bärbeißig wirkte, noch eine Menge lernen könne.
Die Freedom lief am Abend in die Bay of Fundy ein, ließ die Grand-Manan-Insel backbord liegen und machte in der Dunkelheit am Rande des Hafens von Saint John an einer Werft in Richtung Mispec fest. Kapitän Rickes musste das Gelände wie seine Westentasche kennen. Er hatte vor dem Anlegen Lichtsignale geben lassen und ging nun gleich an Land. Vorher ordnete er noch an, dass nur ein Hecklicht brennen und alle Mannschaften unter Deck bleiben sollten.
Die Seeleute meuterten. Sven beruhigte sie und wies darauf hin, dass Kapitän Rickes sich hier besser auskenne als sie alle.
»Wenn hier die Gefahr besteht, dass man uns als illegalen Kaper der Kolonien verdächtigt und uns überprüft, vielleicht Männer für die britischeFlotte presst, dann sind wir schlimm dran. Also wollen wir erst vorsichtig sein und nicht auffallen!«
Kapitän Rickes kam am Morgen zurück und ließ Sven in seine Kajüte rufen.
»Die Kanonen sind aus dem Hinterland gebracht worden und warten in der Kennebecasis Bay auf uns. Sie werden heute Vormittag hierher transportiert. Wir verlegen heute Vormittag in den Haupthafen, löschen unsere Fracht und übernehmen neue. Die Mannschaften haben bis Mitternacht Ausgang. Noch in der Nacht bringen wir die Freedom wieder hier zur Werft, laden ein und stechen sofort in See. Wer den Ausgang überschreitet, wird von den Briten verhaftet. Es liegt eine Einheit Rotröcke in der Stadt. Ich möchte keinen Augenblick länger bleiben als nötig.«
Sie luden getrockneten Fisch, jene Sklavennahrung, die dann weiter in die Karibik transportiert werden würde. Die Seeleute fieberten dem Landgang entgegen, obwohl das Hafenviertel nicht sehr einladend wirkte.
»Das sieht so aufregend aus wie ein Topf Erbsensuppe«, murmelte Joshua enttäuscht.
»Ich werde doch an Land gehen, um wieder einmal gut zu essen. Unser Smutje trifft meinen Geschmack nicht so sehr«, entgegnete Sven.
Als Sven dann schließlich an Land konnte, nachdem er vorher die Ladung überprüft hatte, kam ihm Joshua entgegen. Sie trafen sich allein, und Joshua konnte frei sprechen: »Sven, im Gasthaus ›King Edward‹ sitzt Mr Henry Sage, der frühere Schiffsarzt der Zeus. Geh da nicht rein.«
Sven war überrascht. »Wie kommt der hierher? Es lag doch kein britisches Kriegsschiff im Hafen. Vielleicht haben sie den Saufkopf in ein Hospital abgeschoben. Hat er dich nicht erkannt?«
»Nein. Für Weiße sehen Neger doch einer wie der andere aus«, antwortete Joshua.
»Nicht für alle. Kommst du mit? Ich lade dich in ein anderes Gasthaus zum Essen ein.«
Joshua aß zu gern, um abzulehnen. Aber Sven merkte, wie er zuerst alle Gäste musterte und auch danach immer den Eingang im Auge behielt.
»Du bist ein wachsamer Gefährte, Joshua«, lächelte er ihm zu.
»Das lernt man als Maroon,
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