Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
General in Boston ein Regiment ausgesandt, um ein Waffenlager der Milizen bei Concorde zu beschlagnahmen. Die Miliz von Massachusetts stellte sich den Briten bei Lexington in den Weg und brachte ihnen schwere Verluste bei, bevor sie sich nach Boston zurückziehen mussten.«
»Das ist Krieg!«, stellte der Kapitän fest.
Einige Seeleute schauten nachdenklich, andere stießen jubelnd die Fäuste in die Luft.
»Es ist höchstens noch eine Frage von Wochen, bis die Feindseligkeiten überall offen ausbrechen. Und die Kolonien sind darauf nicht vorbereitet.Wir haben keine Armee, keine Flotte, keine Befehlshaber, keine Militärverwaltung, keine Nachschublager. Wir haben nur mutige Männer mit Flinten«, erklärte Mr Bradwick, der Reeder, mit Nachdruck.
»Aber Mr Bradwick, sehen Sie da nicht etwas zu schwarz?«, fragte Kapitän Rickes. »Unser Schiff läuft allen britischen Schiffen davon, die stärker sind, und ihren schnellen Schiffen sind wir mit noch etwas mehr Drill gewachsen. Und unsere Milizen haben doch aus vergangenen Kriegen auch erfahrene Offiziere.«
»Das wird nicht reichen, Mr Rickes. Nehmen Sie Lexington! Die Milizen konnten die Briten aus dem Hinterhalt beschießen und ihnen starke Verluste zufügen. Aber die Vernichtung des Munitionslagers in Concorde konnten sie ebenso wenig verhindern wie den Rückmarsch der Briten nach Boston. Mit dieser Taktik können wir die Briten nicht aus Amerika verjagen. Jetzt brauchen wir vor allem Waffen und Munition. Für die Bewaffnung unseres Schoners haben Sie ja schon gesorgt. Nun müssen wir …«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach Mr Bradwick.
»Was ist denn los? Herein!«, rief er ärgerlich.
»Mr Smith«, meldete der Schreiber.
»Ach ja, lassen sie ihn herein«, beschied Mr Bradwick und fuhr zu seinen Besuchern fort: »Mr Smith ist Abgeordneter für den Zweiten Kontinentalkongress, der in wenigen Tagen in Philadelphia beginnt. Dieser Kongress wird die Weichen für den Kampf um die Unabhängigkeit stellen, und Mr Smith vertritt besonders die Interessen unserer Schifffahrt.«
Mr Bradwick machte Kapitän Rickes und Mr Smith miteinander bekannt.
»Mr Larsson kennen Sie ja bereits«, fügte er hinzu und beobachtete, wie sich beide lächelnd die Hände schüttelten.
»Mr Smith! Kapitän Rickes ist heute mit einem kampfkräftigen Schoner mit acht Achtpfündern und knapp fünfzig Mann Besatzung eingelaufen. Er wird den Briten Ärger bereiten, wenn es zum Kampf kommt. Vielleicht geben Sie uns aber erst einen Überblick über die politische Situation und über den Vorschlag, den Sie für den Einsatz des Schoners haben«, bat der Reeder.
»Erlauben Sie mir, dass ich mir zunächst die Kehle anfeuchte und mit Ihnen einen Schluck auf die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien trinke.«
Mr Smith hob sein Glas und trank den anderen zu.
»Meine Herren! Sie kennen die Ereignisse von Lexington und wissen, dass der Kontinentalkongress am 10. Mai zusammentritt. Es gibt zwar noch unterschiedliche Auffassungen, aber ich glaube, am Ende langer Beratung wird eine Erklärung zur Unabhängigkeit stehen. Viele sind noch dagegen. Ich nenne nur Lord Dunmore, den verrückten Gouverneur, der Loyalistentruppen aufstellt und Schiffe ausrüstet, die Virginia gegen Patrioten verteidigen sollen.«
»Hundsfott!«, knurrte Kapitän Rickes.
Mr Smith lächelte und fuhr fort: »Der Kongress wird sich zunächst mit den Landoperationen befassen. Hier sind die britischen Truppen in Boston der Stachel, der die nördlichen Kolonien schmerzt. Ich habe gehört, dass man Oberst Washington, Kommandeur der Milizen in Virginia, als Oberbefehlshaber einer vereinigten Armee vorschlagen will. Mit einer Flotte wird es länger dauern. Im Augenblick höre ich nur von Bestrebungen einzelner Kolonien, für die Verteidigung der eigenen Küsten eigene Flotten aufzubauen. Das wären vor allem Kanonenboote. Einige Freunde wollen sich mit mir aber auch für ein Marinekomitee einsetzen, das eine kontinentale Flotte ins Leben ruft. Doch das ist ein langer Weg.«
»Und wie steht es mit Kaperbriefen?«, warf Kapitän Rickes ein.
»Danach rufen viele, denn Kaperschiffe haben eine Tradition in den Kolonien. Vielleicht werden einzelne Kolonien schon eher Kaperbriefe vergeben, aber für kontinentale Lizenzen wird es wie bei der gemeinsamen Flotte länger dauern.«
»Ich verstehe nicht, warum die Abgeordneten so lange für Dinge brauchen, die unabwendbar sind. Es kann doch keine Einigung mehr mit England
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