Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
den Hudson aufwärts ist es wirklich keine Weltreise. Dann könnten sie kommen oder wir fahren.«
»Und wann werden die Zeiten wieder ruhiger?«, zweifelte Sabrina. »Mein Vater wäre doch nicht emigriert, wenn er in ein paar Monaten eine friedliche Lösung erwartet hätte. Nein, er sah einen langen und erbitterten Kampf mit ungewissem Ausgang vor sich. Er hoffte nur, dass wir an unserem Wohnort sicher seien.«
»Wir haben doch bei Ginsterberg das Sommerhaus unseres Vaters. Dort könntet ihr Zuflucht finden, falls der Delaware umkämpft wird. Dort in zehn Meilen Abstand vom Fluss wird euch keine verirrte Kugel treffen.«
»Und wie sollen wir es dort im Winter aushalten, Bruderherz?«, fragte Ingrid schon wieder ein wenig schnippisch.
»Ingrid, im Winter ist der Eisgang auf dem Delaware für Flottenoperationen zu gefährlich. Und die Landtruppen haben auch Winterquartiere bezogen. Gefahr kommt wahrscheinlich nur in den Sommermonaten.«
Fünf Herren saßen ungeduldig im Beratungszimmer und warteten auf den Vorsitzenden des Sicherheitskomitees. Sven kannte nur zwei vom Sehen: die Herren White und Biddle. Sven saß an der schmalen Seite des Tisches und musterte heimlich die Mitglieder. Mr Bradwick, den Reeder, kannte er. Er wusste, dass Mr Wharton ein Schiffsbauer war, und Mr Biddle hatte er auch einmal in der Reederei gesehen. Die anderen waren ihm unbekannt. Wie ein Seemann sah keiner aus.
Plötzlich trat der Vorsitzende ein. Er wirkte sichtlich erregt.
»Meine Herren! Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung. Ein Bote aus Boston traf ein. Unsere Armee hat sich mit den Briten am 17. Juni einen heißen Kampf um die Hügel von Breeds und Bunker Hill geliefert. Die Briten wollten die Hügel besetzen, da sie strategisch wichtig über Boston liegen. Unsere Milizen erfuhren davon und errichteten einen Tag vorher auf den Hügeln Erdwerke. Die Briten haben nach heftigem Beschuss durch ihre Kriegsschiffe die Hügel mit zweitausend Mann angegriffen. Unsere Truppen waren zahlenmäßig weit unterlegen, haben aber großartig gekämpft und zwei Angriffe abgeschlagen. Erst beim dritten Angriff konnten die Briten unsere Truppen verdrängen.Aber ihr Blutzoll soll mörderisch gewesen sein. Sie haben fast tausend Mann an Toten und Verwundeten eingebüßt. Unsere Verluste liegen etwa halb so hoch. Die örtliche Armeeführung schätzt diesen Kampf als einen Beweis für die Kampfkraft unserer Truppen ein und wertet ihn als Pyrrhussieg für die Briten, die sich so etwas nicht oft leisten könnten.«
Die Herren am Tisch schauten sich freudig an und applaudierten.
»Mögen die Briten nur noch solche ›Siege‹ erringen, dann sind wir sie bald los«, fügte Mr Biddle hinzu.
Der Vorsitzende meldete sich wieder zu Wort. »Gehen wir nun zu unserer Tagesordnung über. Wir hatten Mr Sven Larsson gebeten, der inzwischen aus dem Schatten seines uns allen bekannten Großvaters hinausgetreten ist. Sie wissen, dass Mr Larsson zwangsweise auf einem britischen Schiff diente und sich nach seiner Flucht zuletzt auf der Fahrt der Freedom zu den Bermudas bewährte. Mr Larsson soll uns über seine Empfehlung zur Ausbildung der Kanoniere berichten. Vorher will ich ihm nur kurz sagen, dass wir uns zunächst mit der Verteidigung des Delaware beschäftigen und zu diesem Zweck vor knapp zehn Tagen bei der Werft von Mr Wharton dreizehn Kanonenboote von etwa siebzehn Metern Länge und vier Metern Breite bestellt haben. Sie sollen mit einem Achtzehnpfünder armiert werden und eine Besatzung von fünfunddreißig Mann haben. Wie sollten wir die Mannschaften optimal ausbilden, Mr Larsson?«
Sven war auf diese Frage vorbereitet und hatte sich auch nach den örtlichen Bedingungen erkundigt. Er betonte zunächst, dass er nie auf einem Kanonenboot gedient habe. Aber er kenne die Ausbildung an Kanonen und wisse etwas über die Besonderheiten bei Kanonenbooten.
»Für einen Achtzehnpfünder rechnet man zehn Mann Bedienung. Drei bis vier sollten ausschließlich für die Kanone verfügbar sein. Die anderen können von den Ruderern hinzukommen, wenn das Boot feuert. Wenn die Kanone bei solchen Booten eingesetzt werden soll, wird ja das Rudern eingestellt. Das Boot liegt ruhig, und man zielt mit dem ganzen Boot. Das Laden muss auf dem engen Boot besonders geübt werden. Ich schlage vor, dass die Werft ein Gestell anfertigt, das demBug eines Kanonenbootes nachgebildet ist. Das werden wir an Land aufstellen. Dort wird die Bedienung gedrillt. Das Scharfschießen
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