Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Georgia mit Sklavenbewirtschaftung neben Holzmühlenbesitzern aus dem Norden Massachusetts’, Viehwirte aus Pennsylvania neben Küstenreedern aus New York. Dort sitzen Puritaner, denen das tolerante Philadelphia als Sündenbabel erscheint, und Revolutionäre aus Rhode Island neben Königstreuen aus Virginia, Einwanderer aus Schweden sitzen neben Farmern aus Hessen. Ich weiß nicht, was ich noch anführen könnte, um die Vielfalt zu beschreiben. Und alle sollen sich nicht nur auf ein Ziel einigen, sondern auch über die Stationen des Weges und das Fahrzeug. Wir haben keine Gruppierungen wie in London, Mr Larsson! Jeder ist seine eigene Partei, oft nicht mit dem Delegierten aus dem Nachbarkreis einverstanden, und alle müssen überzeugt werden.«
Sven nutzte die Pause. »Aber wollen nicht alle die Unabhängigkeit?«, warf er ein.
»Keineswegs, Mr Larsson! Manche wollen die völlige Unabhängigkeit, andere erstreben die Gesetzgebung über eine Selbstverteidigung, und viele wünschen alle möglichen Zwischenschritte. Es ist ein Wunder, dass wir schon so viel erreicht haben. Wir werden in kurzer Zeit zwei Kriegsschiffe für eine kontinentale Flotte ausschreiben. Wir haben die Ausrüstung der Schiffe für General Washington befürwortet. Wir werden in wenigen Wochen auch ein Marinekomitee einsetzen, das den Aufbau der kontinentalen Flotte steuern soll. Wissen Sie, was das allein an Überzeugungsarbeit gekostet hat? Alle kontinentalen Aufgaben müssen durch Steuern finanziert werden, die nicht von den lokalen Volksvertretern bewilligt werden können. Da schreien doch viele auf, dass wir nur eine neue Londoner Herrschaft einführen.«
»Ich gebe zu, Mr Smith, dass ich an diese Hindernisse nicht genügend gedacht habe.«
»Von welchen Hindernissen spricht der junge Mann?«, fragte jemand neben Sven.
»Mr John Adams, Mr Sven Larsson«, stellte Mr Smith vor. »Ich kenne Mr Larsson aus der Zeit, als er noch Untersteuermann auf einer britischen Sloop war, gezwungenermaßen. Mr Adams ist mein Kollege aus dem Kongress, der Mitglied des Marinekomitees werden wird, von dem ich eben sprach. Ich berichtete gerade Mr Larsson, welche extrem unterschiedlichen Erfahrungen und Ansichten im Kongress repräsentiert sind und wie schwierig es ist, durch geduldige Verhandlungen zur Übereinstimmung zu gelangen.«
Mr Adams nickte. »Ich stand zum Beispiel den Bestrebungen für eine völlige Unabhängigkeit doch sehr viel reservierter gegenüber als Mr Smith. Aber, Mr Larsson, unter Seeleuten gibt es doch nicht weniger unterschiedliche Auffassungen. Ich arbeite für das künftige Marinekomitee Regeln für die Befehlsstrukturen aus. Sie glauben nicht, wie viele unterschiedliche Meinungen ich zur Auspeitschung erfahren habe.«
»Das glaube ich schon, Sir. Ich selbst habe Sadisten erlebt und andere, die die Peitsche hassten. Doch ganz ohne kam niemand aus. Aber, meine Herren, was können wir als Nächstes erwarten?«
Mr Smith lächelte. »Zunächst einmal müssen Sie sich auf eine Erklärung des britischen Königs einrichten, der für die amerikanischenKolonien den Zustand offener Rebellion feststellt. Sie wird nach unseren Informationen dieser Tage unterzeichnet. Wir werden zwei Schiffe für die kontinentale Flotte erwerben und das Marinekomitee einrichten. Wir werden die Richtlinien für die Rangordnung von Offizieren verabschieden und wohl auch bald einen Kommandanten der kontinentalen Flotte benennen. Ich hoffe, Mr Larsson, dass auch Sie dafür zur Verfügung stehen.«
»Mr Bradwick erwartet, dass ich auf einem seiner Kaperschiffe Dienst tue, Mr Smith.«
Mr Adams mischte sich ein. »Immer wieder die Kaperei! Man sollte meinen, alle denken mehr an Prisen und Profite als an das Wohl des Landes, so sehr wird der Kongress bedrängt, endlich Kaperbriefe auszugeben und Prisengerichte zu etablieren. Aber, Mr Larsson, so lange ich noch atmen kann, wird die Errichtung der kontinentalen Flotte Vorrang haben.«
»Bei allem Respekt, Mr Adams, für Ihre Betonung des Allgemeinwohls. Die Kaperschiffe sind leichter zu realisieren als eine Kriegsflotte. Wir haben geeignete schnelle Schiffe und Seeleute mit Erfahrung in der Kaperei aus vergangenen Kriegen. Richtige Kriegsschiffe haben wir dagegen nicht und nur wenig Seeleute und Offiziere mit Erfahrung im Flottendienst.«
»Umso dringender brauchen wir solche Leute wie Sie, Mr Larsson«, mischte sich Mr Smith ein. »Und umso mehr müssen wir für die kontinentale Flotte arbeiten. Die Kaperei kommt von
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