Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
vorgefallen ist. Ich frage dann nach.«
Sven schilderte kurz die Kaperung der vier Prisen, die Flaute, die Überwältigung der betrunkenen Prisenmannschaft durch die britische Besatzung und die Rückeroberung.
Mr Whitacre unterbrach ihn an dieser Stelle. »Wie wurden Ihre beiden Leute aus dem Wasser gerettet?«
Sven schilderte, dass er in die See gesprungen sei und sie zum Schiff geschleppt habe.
»Sie können schwimmen?«, fragte der Chefredakteur erstaunt. »Das ist doch bei Seeleuten selten. Aber sagen Sie mir nun klipp und klar, was sie den beiden, die sie erst retteten und dann bestraften, vorwerfen.«
Sven schilderte das Wachvergehen durch Trunkenheit, durch schlampigen Verschluss der Tür, die mangelnde Wachsamkeit und Gefährdung der Kameraden.
Mr Whitacre nickte. »Das leuchtet ein. Aber was rechtfertigt Ihre Strafe? Die Regulationen der Kontinentalen Flotte geben einem Kapitän nur das Recht, zwölf Hiebe zu verhängen.«
Sven erläuterte, dass Kaperschiffe nicht den Regulationen der Flotte unterstünden. »Zwölf Hiebe sind auch die Grenze in den Artikeln der Britischen Flotte. Aber kein Kapitän zögert, bei schweren Vergehen vierundzwanzig und mehr Hiebe zu verhängen. Ein Kaperkapitän muss noch eher zu so drastischen Strafen greifen, denn er hat kein Kriegsgericht im Hintergrund.«
»Das ist bei uns gang und gäbe, Bob«, bestätigte Mr Bradwick.
»Was geschah mit den Ausgepeitschten danach?«, fragte der Chefredakteur.
Sven erklärte, wie der Sanitäter sie versorgt habe, wie er es auch an Land in der Lagerhalle tun wollte, aber da seien die Burschen verschwunden gewesen.
»Ich glaube, ich weiß erst einmal genug. Ich werde den jungen Jonas Halder zu Ihnen schicken, dem Sie bitte Zugang zu allen Informationen geben. Und ich werde mich mal um die Vergangenheitder beiden ›Opfer‹ kümmern. Morgen lesen Sie dann den ›Chronicle‹.«
Sven verabschiedete sich von den beiden Herren und ging zurück zum Schiff. Er unterrichtete Mr Selberg an Deck, dass der »Chronicle« eine Gegendarstellung bringen werde. Er möge bitte die Mannschaften unterrichten, dass sie einem Herrn Halder wahrheitsgemäß Auskunft geben sollten.
Sven hatte an Bord vorwiegend Schriftkram zu regeln. Das Prisengericht bat um einige zusätzliche Angaben. Für die kommende Reise musste der Bedarf angemeldet werden. Mit seinem Burschen Martin besprach er, wie ihm Billy helfen könne.
Am Rande merkte er, dass der Reporter Halder an Deck war und mit Matrosen sprach. Dann schloss Sven seine Akten, sagte dem Schreiber, was wohin expediert werden sollte, und machte sich fertig, Sabrina und Ingrid von der Arbeit abzuholen.
An Deck stellte ihm Mr Selberg noch den Reporter vor.
»Ich habe viel über die Seefahrt gehört, was ich noch nicht wusste, Sir«, sagte der zu ihm. »Zu dem Fall, den ich recherchieren sollte, lässt sich die Meinung der Matrosen in zwei Sätzen zusammenfassen: ›Der Kapitän hätte sie absaufen lassen und das Pack nicht retten sollen. Nur Pfeifen machen um zwei Dutzend Hiebe so ein Theater.‹«
Sven schüttelte den Kopf. »Ich kann diese Meinung nicht für mich übernehmen. Ertrinkende müssen gerettet werden, ob Freund oder Feind, ob gut oder böse. Alles andere kommt erst danach. Seien Sie mir nicht böse, dass ich mich so schnell verabschiede. Meine Frau wartet.«
Mr Selberg klärte den Reporter auf, dass Sven erst ganz kurz verheiratet sei. Der nickte verständnisvoll.
Einige der Eltern, die auf ihre Kinder warteten, einige der Lehrerinnen, die die Schule verließen, schauten Sven komisch an. Dann kamen Sabrina und Ingrid. Sabrina lief auf Sven zu, griff nach seinem Armund fragte hastig und erregt: »Was schreiben sie da über dich, Sven? Du hast mir nichts von einer Auspeitschung erzählt.«
»Beruhige dich, Liebste. Der Bericht ist voller Lügen. Drei Kerle haben sich auf Wache betrunken und wurden von den Gefangenen überwältigt, die einen der drei töteten und die beiden anderen in die See warfen. Wir haben sie gerettet, und ich habe sie dann wegen Wachvergehen und Gefährdung ihrer Kameraden zu zwei Dutzend Peitschenhieben verurteilt. Sie haben die Strafe bekommen, wurden vom Sanitäter versorgt und sind nach unserer Landung abgehauen. Ich habe davon nichts erzählt, weil es die erste Strafe mit der Peitsche war, die ich als Kapitän aussprechen musste, und weil ich darüber gar nicht glücklich war. Im ›Chronicle‹ wird übrigens morgen die Wahrheit stehen. Mr Bradwick
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