Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Schiffes gut, wenn die Leute ein wenig lesen und schreiben konnten.
Als sie wieder in ihrem Heim waren, holte Ingrid Billy zu sich und befragte ihn über seine Kenntnisse. Sie gab ihm auch zwei Bilderbücher und arrangierte mit dem Personal, dass er eine eigene Schlafkammer bekam und vom Hausdiener beschäftigt wurde.
Sven war ein wenig erstaunt, als ihm Sabrina eine Broschüre gab und sagte: »Sven, das ist eine Veröffentlichung von Thomas Paine über den ›Common Sense‹, den gesunden Menschenverstand, die in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit fand. Lies sie doch einmal. Ichwürde gern mit dir darüber sprechen. Mir fehlt mein Vater, der sonst in diesen Dingen mein Ansprechpartner war.«
Sabrinas und Svens Glück war im Sommerhaus wieder vollkommen. Sie erreichten das kleine Haus am Samstagnachmittag, ließen sich vom Kutscher ihre Sachen geben, winkten ihm nach und sahen sich dann im Haus voller Erwartung und Begehren an.
»Komm, Liebste«, sagte Sven leise. Sie gingen in das vertraute Schlafzimmer, halfen sich schnell beim Entkleiden und erkundeten voller Erwartung ihre Nacktheit. Das war etwas anderes als im Haus in Gloucester. Hier waren sie frei. Hier konnte sie niemand hören, wie laut sie auch ihre Lust hinausschrien.
Ihre Sehnsucht nach dem Körper des anderen blieb unverändert stark. Sie liebten sich mit kurzen Pausen die ganze Nacht hindurch und gingen auch am Sonntag kaum aus dem Haus. Sie wurden freier im Umgang mit dem Körper des anderen, und Sven führte Sabrina auch zu Handlungen, die Rosita bevorzugt hatte. Und auch sie fand Gefallen am verfeinerten Raffinement ihres Verkehrs. Sven ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn Sabrinas Ebenbild auch noch neben ihm vor Lust stöhnen würde.
War es ein Zufall oder hatte Sabrina Zugang zu seinen Gedanken? Auf jeden Fall sagte sie am Montag in aller Herrgottsfrühe bei der Heimfahrt, dass sie die Frau einmal sehen und sprechen möchte, die ihr so ähnele.
Sie gingen nur kurz in das Haus. Ingrid war schon zur Schule vorausgegangen. Sven wechselte die Kleidung und ließ sich zu seinem Schiff bringen. Und dort merkte er schon an der Begrüßung durch Mr Selberg, dass etwas passiert war.
»Haben Sie die Gazette ›Pennsylvania Packet‹ vom Sonntag gelesen, Mr Larsson?«
Als David verneinte, schlug er vor, Svens Kajüte aufzusuchen. Dort lag die Zeitung auf dem Tisch. Sven nahm sie und las die Überschrift:»Folterorgie auf einem Kaper aus Philadelphia.« Und dann wurde berichtet, dass der Kapitän der Freedom, Sven Larsson, auf dem Schiff eine Folterorgie veranstaltet habe, bei der er zwei Matrosen so mit der Peitsche geschlagen habe, dass ihr Rücken blutzerfetzt sei. Wahrscheinlich seien er und die übrige Mannschaft volltrunken gewesen. Im Hafen seien die beiden Opfer hilflos an Land geworfen worden.
Sven blickte auf. »Wer hat sich denn diese Schweinerei ausgedacht?«
»Der Lademeister sprach von einem jungen Reporter, der dauernd auf der Suche nach explosiven Storys durch den Hafen streicht«, antwortete Mr Selberg.
Sie konnten das Gespräch nicht fortführen, denn ein Bote rief Sven zum Reeder.
»Wenn Sie mich als Zeugen brauchen, stehe ich zur Verfügung, Sir«, versicherte Mr Selberg noch.
Der Reeder empfing Sven und schien erregt. »Was ist das?«, fragte er und wies auf die Zeitung. »Das hat doch keine Ähnlichkeit mit der Bestrafung wegen Wachvergehen, die in Ihrem Bericht erwähnt wird.«
»Diese Bestrafung ist alles, was vorgefallen ist, Mr Bradwick. Der Artikel ist für mich eine unverständliche Verfälschung und Aufbauschung normaler Fakten.«
»Wir müssen dem entgegentreten, Mr Larsson. Sonst ist unser Ruf ruiniert. Ich kenne den Chefredakteur des ›Chronicle‹ gut. Wir werden beide sofort zu ihm fahren und ihm die Wahrheit schildern. Er wird alles durch einen seiner Reporter überprüfen lassen und dann eine Gegendarstellung drucken. Dann kann er der neuen Konkurrenz gleich eins auswischen.«
Der Chefredakteur war ein älterer und etwas förmlicher Herr.
»Ich kenne Ihren Namen, Herr Larsson, aber nie in solchem Zusammenhang. Ihr Herr Großvater war ein sehr honoriger Kapitän.«
»Das ist sein Enkel auch, Mr Whitacre. Der Großvater hatte auch noch nicht mit hemmungslosen Journalisten zu tun«, mischte sich Mr Bradwick ein.
Der Chefredakteur lächelte etwas gequält. »Nun sind wir Zeitungsleute wieder an allem schuld. Ich schlage vor, Mr Larsson berichtet kurz, was
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