Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Minuten Schlaf finde.«
Der kleine Ingmar hatte seinen Platz im kleinen Kartenraum gefunden. Mr Walsch hatte ihn mit Salbe versorgt. Adam und Joshua hatten ihm gesagt, dass er immer mit ihrer Hilfe rechnen könne, wenn einer ihm Böses antun wolle.
»Und wen wir beide uns vornehmen, Ingmar, der tut keinem mehr was Böses«, sagte Adam.
Joshua strich Ingmar über den Kopf, und der war irgendwie glücklich, dass er so starke Freunde hatte.
Als Ingmar erwachte, schien die Sonne schon hell. Martin, Svens Bursche, brachte ihm Brot und heiße Milch.
»Heute hat dich keiner geweckt«, sagte er zu Ingmar. »Auch mal ganz schön. Aber jetzt musst du hier fertig werden. Der Kapitän will sicher gleich die Karten studieren.«
Aber Sven trat schon ein, als Ingmar noch aß. »Na, geht es dir heute gut, Ingmar?«
»Ja, Herr Kapitän. Danke.«
»Der Joshua wird sich nachher etwas um dich kümmern. Jetzt lass mich mal ran, damit ich hier die Karte auslegen kann.«
Sven studierte die Karte noch einmal, nickte dann Ingmar zu und ging hinaus.
»Mr Selberg, wir können dort an der Landzunge ankern. Der Kutter soll die zwei Meilen zur Stadt rudern, ehe wir uns hier bei diesem Wind durch enges Fahrwasser quälen. Haben Sie die Berichte der Zeugen und das Geständnis des Täters noch einmal durchgesehen?«
»Ja, Mr Larsson. Es entspricht alles den Vorschriften. Ich hätte nicht gedacht, dass auf der Freedom so etwas möglich wäre.«
Sven zuckte mit den Schultern. »Schicken Sie dann bitte Mr Bauer mit dem Kutter auf den Weg.«
Untersteuermann Bauer saß im Stern des Kutters, hatte die Karte auf den Knien und deutete nach halb rechts. »Dort backbord hinein in den Fluss. Das muss der East Brunswick River sein. Der führt uns zur Stadt.«
Den Ruderern, die die Riemen gleichmäßig durchzogen, blieb keine Zeit, die Köpfe zu drehen und sich die Landschaft anzusehen. Aber der Mann an der Ruderpinne sah zu den sandigen, bewachsenen Ufern an Backbord hin, an denen sich teilweise Schilfgürtel entlangzogen.
Plötzlich stieß er zwischen den Zähnen hervor: »Sir! Dort!«
Karl Bauer blickte dorthin, wo der Bootssteuerer etwas bemerkt hatte. Alligatoren krochen langsam ins Wasser.
Der Bootssteuerer schaute unsicher drein.
»Die tun uns nichts. Halte nur deinen Kurs.«
Vorn im Bug saß Bob Milber. Er war an den Händen gefesselt. Neben ihm saß ein Matrose mit Pistole und Entermesser. Bob Milber hatte nach steuerbord gesehen. Dort zog sich dichter Wald am Ufer entlang. Er war ein guter Schwimmer. Sollte er es wagen? Sie würden ihn hängen oder in eines dieser Arbeitslager stecken. Dort würden die Neger mit ihm tun, was er mit Ingmar gemacht hatte. Nein!
Bob verlagerte das Gewicht, spannte seine Muskeln und sprang mit einem unerwarteten Satz über Bord und tauchte unter.
»Wie konnte er sich befreien? Schießt auf ihn!«, rief Karl.
»Er ist noch gefesselt!«, antwortete der Matrose vom Bug. »Er kann nur mit den Beinen schwimmen.«
»Die Alligatoren, Mr Bauer«, sagte der Bootssteuerer.
Der sah ihn nur wortlos an und suchte mit gezogener Waffe weiter nach Spuren im Wasser. Waren dort Luftblasen? Die Ruderer hielten die Riemen still. Das Boot trieb langsam im Fluss.
»Dort!«, schrie einer und zeigte mit der Hand.
Karl sah noch einen Kopf wieder untertauchen. Ein Matrose hatte geschossen. Aber getroffen hatte er anscheinend nicht.
»Konnte der so gut schwimmen?«, fragte Karl.
»Der schwamm wie ein Otter, Sir«, antwortete ein Matrose.
Plötzlich schäumte am steuerbord gelegenen Ufer das Wasser auf.Ein furchtbarer Schrei stieg empor. Das Wasser färbte sich rot. Dann war es wieder still.
»Die Alligatoren, Sir!«, stieß der Bootssteuerer hervor.
»Kurs auf die Stelle. Rudert an! Waffen bereit!«, befahl Karl.
Einigen war es unheimlich, dorthin zu rudern, wo eben der Strudel gekocht hatte. Sie fanden nur einen abgetrennten Unterarm mit dem Rest der Fessel.
»Sir, wir werden nicht mehr finden. Diese Viecher ziehen ihre Beute unter Wasser«, meldete ein älterer Matrose.
Karl ließ noch eine Weile suchen. Dann befahl er die Rückkehr.
Er meldete Sven noch an Deck den Vorfall und sagte: »Die Alligatoren haben dem Henker die Arbeit erspart, Sir. Der Tod war so grausam wie die Tat.«
Sven nickte nur und befahl Kurs auf die offene See.
Am nächsten Morgen spazierte er wieder mit Mr Gordon hin und her. Sven musste zugeben, dass er nicht gut geschlafen habe. Er überlege, wie man Ingmar
Weitere Kostenlose Bücher