Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
überwinden, und dann das Teleskop angesetzt, um den Ankömmling zu inspizieren. Schoner wie sie. Vier Kanonen an der Breitseite. Sicher Achtpfünder. Das würde ein harter Kampf werden. Beide Besatzungen waren feuerbereit.
Dann stieg dort die Flagge empor. Das war die Flagge von Süd-Karolina. »Hisst unsere Flagge!«, rief Sven. »Es ist ein Schiff der Staatsflotte von Süd-Karolina!«
Vereinzelt riefen die Matrosen »Hurra!« und winkten.
Sven fiel ein Stein vom Herzen.
»Da bin ich aber erleichtert, Sir«, sagte Mr Selberg neben Sven. »Die hätten den Windvorteil und dann in dieser engen Bucht mit der Prise neben uns. Ein Glück, dass es kein Brite ist.«
»Vorsicht! Alle sollen an den Waffen bleiben. Es könnte eine falsche Flagge sein«, mahnte Sven.
Adam rief: »Sir! Ich kann den Namen lesen! ›Peggy‹! Das ist der Schoner, den sie in Charleston im März für die Staatsflotte angekauft haben!«
Nun war auch Sven beruhigt. Auf dem näher kommenden Schoner verließen die Seeleute die Kanonen. Er brasste die Segel back und setzte ein Boot aus, das zu ihnen ruderte.
»Bitte lassen Sie Klarschiff aufheben, Mr Selberg, und unseren Pfeifer und den Trommler zum Empfang antreten. Wir wollen ja nicht zu sehr hinter der Flotte zurückstehen.«
Ein junger Mann in einer Uniform, die Sven an die der kontinentalen Flotte erinnerte, stieg an Bord und grüßte. Er blickte ein wenig arrogant um sich. Sven hieß ihn willkommen. Der Fremde, Commander Preston, gratulierte ihm zu der Prise und sagte, wie überrascht er gewesen sei, hier zwei fremde Schiffe anzutreffen.
»Ich patrouilliere nicht zum ersten Mal bis zur Grenze von Florida, aber bisher traf ich hier niemanden.«
Sven erzählte ihm von dem toten Seemann, ihrer Vermutung, dass er aus dem St. Mary River getrieben sei, und der Rückeroberung der Mary Lee. Er fragte, ob er die Mary Lee bis Charleston geleiten und die gefangenen Kaperer dem Friedensrichter übergeben könne.
»Warum denn das? Die sind im Gefangenencamp doch auch sicher.«
Sven erzählte von den Quälereien der Virginier und der Rache der Kapitänsfrau, die sich wohl auch vor dem Friedensrichter verantworten müsse.
Der Commander sah ihn zweifelnd an. »Sagen Sie, Herr Kapitän, Ihnen kann doch nicht entgangen sein, dass wir im Krieg leben. Überall, vom Norden bis in den Süden, von der Küste bis ins tiefste Hinterland sterben täglich viele unschuldige Menschen. Und da erwarten Sie von mir, dass ich offensichtlich schuldige Menschen zum Friedensrichter bringe und eine Frau, die das Mindeste tat, um ihre Ehre wiederherzustellen, dazu? Ich will den Feind schädigen, aber nicht meine Tage mit Formalitäten verbringen.«
Sven erwiderte, dass die Erfüllung der Gesetze für ihn offensichtlich einen anderen Stellenwert besitze, er aber den Standpunkt des Commanders respektiere.
»Sie müssten sonst auch die Mary Lee und Ihre Gefangenen selbst zum nächsten Prisengericht bringen. Wenn ich das für Sie tue und alleGefangenen und Ihre Berichte abliefere, verlange ich einen Anteil von fünf Prozent an der Beute, die Ihnen das Prisengericht zuspricht.«
Sven war erstaunt, wie direkt der Commander sein Gewinnstreben ausdrückte. »Das könnten fünf Prozent von null sein, Mr Preston, denn ich weiß nicht, wie das Gericht den Zeitraum von nur fünfundzwanzig Stunden wertet, die die Mary Lee in britischer Hand war.«
»Dann ist es ja auch zu Ihrem Besten, wenn ich ebenfalls finanzielle Interessen habe, Ihre Forderungen zu unterstützen.«
Sven hatte genug von diesem geschäftstüchtigen Commander.
»Der Kapitän der Mary Lee ist gut versichert und dankbar, dass wir ihn befreit haben. Er wird unseren Ansprüchen nicht im Wege stehen. Ich werde Ihnen dann die Papiere aushändigen und die nötigen Unterschriften leisten.«
Als die Peggy mit der Brigg im Geleit mit nördlichem Kurs ihren Blicken entschwand, stand Sven außer Hörweite der anderen Matrosen mit Adam am Bug.
»Du siehst die ganze Zeit nicht sehr glücklich aus, Sven. Was ist mit dir? Sitzt dir der Schreck noch in den Gliedern, als der Schoner uns quasi mit heruntergelassenen Hosen erwischte?«
»Nein, das war nur ein Moment. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht an einen Ausguck an der Landzunge gedacht habe. Vom Mast konnte man ja nicht über die Waldungen hinwegschauen. Dann ärgere ich mich, dass der arrogante Commander die Tat der Kapitänsfrau so abtat und dass er gierig einen Anteil an unserem Prisengeld verlangte. Ist
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