Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Verständnis für die Londoner Regierung, wie Ingrid erzählte, und hielt die Feinde der Steuer für eigennützig und habgierig. Mr Bradwick beschimpfte solche Meinungen als Sklavengesinnung. Opa Larsson nahm eine eher neutrale Haltung ein und verdächtigte Bradwicks Sohn, einer der radikalen »Söhne der Freiheit« zu sein.
Sven merkte, wie sich Schüler und Lehrer in diesem Streit in verschiedene Parteien spalteten. Eine Nebenwirkung des Streits war, dass sie im Unterricht jetzt mehr über die unterschiedliche politische Verwaltung der dreizehn Kolonien und über die Verfassung des Mutterlandes lernten.
Der politische Streit wurde kurzfristig durch einen Streit in derFamilie überschattet. Ingrid spielte auf einer Schulfeier Violine, und Dr. Wilburs Tochter begleitete sie auf dem Cembalo. Es war ein viel beklatschtes Ereignis, sogar in der Zeitung stand eine Notiz.
Astrids Schwägerin schäumte vor Neid, weil ihre Tochter keinen Auftritt hatte. Sie machte Astrid im Haus der Großeltern heftige Vorwürfe, dass sie aus ihrer Tochter unbedingt eine Dame der feinen Gesellschaft machen wolle, und das mit dem Geld des Opas.
Dadurch geriet Opa Larsson so in Rage, wie es Astrid noch nie erlebt hatte. Zornbebend wies er seine Schwiegertochter in ihre Schranken. Er benachteilige keines seiner Enkelkinder, und wenn Ingrid so begabt sei und von Dr. Wilbur gefördert werde, so sei das ihr Verdienst. Jedes Kind könne aus seinen Begabungen etwas machen, wenn die Eltern es anregten und förderten. Neid und Eifersucht dulde er nicht in der Familie.
»Tante Christine ist ganz kleinlaut geworden«, erzählte Ingrid ihrem Bruder Sven. »Aber Onkel Björn und Lisbeth waren immer nett zu mir und nie eifersüchtig.«
Dann aber trat die Politik wieder in den Vordergrund des Alltags. Die britische Regierung nahm im Frühjahr 1766 die Stempelsteuer zurück. Aber die Freude der Kolonisten währte nur kurz. Kaum ein Jahr später belegte die Regierung Importe aus den Kolonien mit Steuern. Erneut schäumte die Empörung in den Kolonien empor.
Boston wurde zum Zentrum des Widerstandes. Zollbeamte beschlagnahmten dort den Schoner eines Kaufmanns, der die Zölle umgangen haben sollte. Mr Bradwick erzählte seinem Freund ein paar Tage später triumphierend, dass die Bostoner Bürger zu Tausenden auf den Straßen demonstriert und die Zollbeamten vertrieben hätten.
Wieder einige Tage später schnappte Ingrid bei Wilburs die Nachricht auf, dass die britische Regierung viertausend Soldaten nach Boston verlege. Die Oma, der sie das erzählte, wurde durch Ingrids Nachricht wieder ganz in die Gegenwart zurückgeholt und klagte: »Mein Gott, wie wird das noch enden?«
Sven hatte andere Sorgen. Er musste fleißig für den Abschluss inder Schule lernen. Seine Mutter half ihm, hörte ihn ab und gab ihm Ratschläge. Sie war voller Hoffnung, dass er anschließend das College besuchen könne. Ob in Pennsylvania oder New Jersey, das war noch nicht entschieden.
Der Opa hatte seine Pläne für Svens Karriere in der Handelsschifffahrt aber noch nicht aufgegeben und hatte deshalb erneut mit seinem Freund Bradwick Kontakt aufgenommen. Der versicherte Sven, dass auf den Schiffen seiner Reederei immer Platz für einen tüchtigen jungen Mann sei, der Maat oder gar Kapitän werden wolle.
Sven hatte sich noch nicht entschieden und wollte sich auch nicht damit beschäftigen. Er würde in einigen Monaten siebzehn Jahre alt werden. Er war groß und kräftig, sah gut aus und erregte die Aufmerksamkeit junger Mädchen. Er fand die Mädchen gar nicht mehr so blöde und albern wie noch vor Kurzem und hatte angefangen, sich für die eine oder andere zu interessieren. Entscheiden konnte er sich noch nicht. Da war ja die Plackerei für die Schule. Nun kamen sie ihm noch mit Berufsplänen. Die schob er beiseite.
Aber niemand konnte das schlimme Schicksal beiseite schieben, das das Jahr 1770 für sie bereithielt. Dabei begann alles so vielversprechend und hoffnungsvoll. Sven bestand die Abschlussprüfung mit gutem Ergebnis. In seinem neuen Anzug nahm er das Zeugnis entgegen. Großeltern, Mutter und Schwester saßen im Saal und strahlten vor Stolz. Alle Freunde und Bekannte gratulierten, und auch die Tochter des Pfarrers strahlte ihn mit ihren hübschen braunen Augen an.
Die Familie saß dann in Gloucester mit Onkel, Tante und Cousine beim festlichen Mahl beisammen, als sie laute Schreie draußen auf der Straße aufschreckten.
»Sven, schau mal nach, was
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