Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
anerkennend auf die Schulter, und die anderen lobten ihn.
Auf seinem letzten Landgang erzählte Sven seiner Mutter von dem Vorfall. Sie fand ihn nicht so lustig. »Es ist, wie Dr. Wilbur jüngst sagte: Sie schaukeln sich gegenseitig auf. Ich bin fast froh, dass du nicht hier an Land bist, denn die Anhänger des Königs sowie die Rotröcke stehen den Patrioten immer feindseliger gegenüber. Wir sind nicht mehr wie früher eine Gesellschaft, Sven. Da lebten Deutsche, Schweden, Schotten, Holländer, Iren und andere harmonisch miteinander. Jetzt geht ein Riss durch das Land.«
Als die Victoria nach Barbados segelte, war Sven schon voll zu den Wachen von Mr Walker eingeteilt und ging ihm bei allen navigatorischen Arbeiten zur Hand. Er koppelte mit, das heißt, er trug ihren vermeintlichen Kurs nach Kompass und den Messwerten des Logs in die Karte ein, wenn sie die Gestirne nicht sehen konnten. Wenn der Himmel klar war, bediente er tagsüber den Sextanten und maß nachts die Monddistanz und schlug in den Tabellen nach, um Längen- und Breitengrad zu bestimmen.
Der Kontakt zu seinen alten Freunden verringerte sich dadurch etwas, aber er schlief und aß nach wie vor bei ihnen und war bemüht, keine Distanz aufkommen zu lassen. Karl ließ sich von ihm erklären, was er in der Navigation tun musste, Joshua hatte gut Englisch gelernt und war als Seemann fast perfekt. Adam war wie immer ihr respektierter Anführer.
Die Reise war fast Routine. Barbados war im Vergleich zu Jamaika eine flache Insel. Aber auch sie zeigte schöne weiße Strände, über denen sich Palmwipfel neigten. Auch schützten Forts den Hafen. Mr Walker wies Sven auf St. Ann’s Fort, Fort Charles und die Beckwith Batterie hin.
Als sie die flache Halbinsel von Needham Point passiert hatten, lag die Carlisle Bay vor ihnen.
»Ich freue mich auf Bridgetown«, bemerkte Mr Margot neben Sven. »Die Stadt bietet einiges.«
Sven wurde ein wenig unruhig. Sollte er versuchen, so etwas wie mit Rosita zu erleben? Er musste oft daran denken.
Aber Mr Walker nahm ihm die Entscheidung ab. Er musste für ihn Papiere zur Hafenmeisterei und zu den Zollbehörden bringen. Als er zurückkehrte, sollte er die Beladung mit Rum und Melasse überwachen, und dann waren auch seine Freunde bereit zum Landgang und ließen erkennen, dass sie fest mit seiner Begleitung rechneten.
Er bereute es nicht. Sie amüsierten sich köstlich, tranken und aßen vorzüglich. Aber dann verließen sie das Lokal ziemlich schnell, als die Matrosen einer britischen Fregatte mit den Seesoldaten von St. Ann’s Fort eine Schlägerei begannen.
Sie drückten dem Kellner das Geld in die Hand und liefen davon, bevor auch ihnen die Stühle auf dem Kopf zerschlagen wurden und bevor die Streife der britischen Seesoldaten erschien.
»Sie würden uns unweigerlich einsperren, ob wir nun mitgeprügelt hätten oder nicht«, erklärte Adam. »Und wenn du in dem verwanzten Gefängnis nicht auch noch Dresche kriegst, hast du großes Glück.«
Sven rechnete, als sie Barbados verließen, mit einer schnellen Rückkehr. Aber als sie St. Kitts passiert hatten, wies ihn Mr Walker an, einen Kurs auf St. Eustatius festzulegen.
»Das ist doch niederländisch, Mr Walker.«
»Ja und? Wir werden abends einlaufen und morgens absegeln. Du wirst den Aufenthalt dann ganz schnell vergessen, Sven.«
Nun wusste Sven Bescheid. Wieder einmal Schmuggelware. Seine älteren Gefährten sagten ihm auch, worum es ging: holländischer Tee.
»Der wird nicht gekauft, weil er billiger oder besser ist, sondern weil sie dann keinen Zoll für den englischen Tee bezahlen müssen. So geht das«, erklärte ihm Adam.
Als sie im letzten Abendlicht in den Hafen von Oranjestadt einliefen, führten sie auch keine Reedereiflagge. Sven bestaunte die Stadt zwischen den beiden hohen Felsen. So viele mehrstöckige Häuser und große Speicher auf einer recht kleinen Insel, das war schon ungewöhnlich.
Mr Margot bemerkte Svens Verwunderung und erklärte lächelnd: »Ja, wenn eine Insel so günstig für den Schmuggel zwischen den Kolonien und den britischen Zuckerinseln liegt, dann kann sie viel Geld verdienen.«
Es war auch alles gut vorbereitet. Die Victoria hatte ihren Platz am Kai. Eine Kette von Arbeitern transportierte die großen Ballen an, und die Mannschaft der Victoria hievte sie in den Laderaum.
»Bin ich froh, dass die nicht so schwer sind wie die Melassefässer«, kommentierte Joshua.
»Du mit deinen Riesenkräften
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