Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
wenig bummeln nicht viel unternehmen«, meinte Karl.
Sven war es recht. Er wollte ein wenig von der kleinen Stadt sehen. Sie marschierten etwas bergan und hatten einen schönen Blick auf den Hafen und die Schiffe auf der Reede. Auch zur Winterszeit waren erstaunlich viel grüne und sogar bunte Pflanzen zu sehen. Ein Kutscher bot ihnen Fahrten ins Innere der Insel an und pries die Sehenswürdigkeiten. Aber dazu reichte die Zeit heute nicht.
Außerhalb der Hafengegend waren die Frauen sehr zurückhaltend.
»Macht sie nicht an!«, warnte Adam. »Das mögen die Männer gar nicht. Einmal ist ein Kumpel von uns ins Gefängnis gekommen, weil er eine Frau umfassen wollte. Er hat noch Glück gehabt, dass ihn die Männer nicht gelyncht haben.«
Sven hatte auch nicht die Absicht, sich mit Frauen zu befassen. Er dachte so oft an Rosita und wollte diese Erinnerung nicht verdrängen.
Am nächsten Morgen machte ein Schiff ihnen den Platz am Kai frei, und die Wagen mit den Weinfässern rollten an. Die Männer der Victoria arbeiteten hart an den Taljen und beim Verstauen unten im Laderaum. Der Bootsmann passte genau auf, dass Fass dicht an Fass stand und dann noch mit Seilen gesichert wurde.
Während der Arbeit riefen ihnen die Matrosen vom Deck aus zu, dass eine spanische Fregatte den Hafen anlaufe.
»Na, die werden die Piraten schon vertreiben«, freute sich Sven.
Aber der Kapitän war noch nicht beruhigt.
»Die Fregatte geleitet die Schiffe, die zum Festland wollen. Wer über den Atlantik segelt, ist ohne Schutz.«
»Aber so weit stoßen die Berberpiraten doch sonst auch nicht vor«, gab der Obersteuermann zu bedenken.
»Und wenn sie eine Ausnahme machen, sind wir unser Schiff los. Wenn die anderen abgesegelt sind, werde ich mit ein paar Kapitänen aus den Kolonien sprechen, ob wir uns zusammentun.«
Mr Margot fragte nach dem Beladen unter den Matrosen nach, wer Lust hätte, mit einem Mietwagen etwas von der Insel zu sehen. Karl,Sven und ein anderer Matrose, waren interessiert. Adam und Joshua wollten sich lieber in den Kneipen amüsieren.
Mr Margot wurde mit einem Kutscher handelseinig, und sie bestiegen zu viert das stabile Gefährt. Der Kutscher fuhr in Richtung Westen über das Weinbaugebiet bei Câmara de Lobos nach Kap Girão. Hier hielten sie an, stiegen aus ihrer Kutsche und traten staunend an den Felsrand, der hier über 500 Meter hoch über das Meer hinausragte. Tief unter ihnen schäumte die Brandung. Möwen flogen mit ihren krächzenden Schreien hin und her. Schaumkronen bedeckten die Wellen.
»Na, was sagt ihr nun?«, fragte Mr Margot. »Das sieht man nicht alle Tage!«
Sie waren beeindruckt. So eine gigantische Felsenküste hatten sie in ihrer Heimat noch nie gesehen. Weit in der Ferne waren zwei Segel zu erblicken.
»Ob das die Schebecken sind?«, fragte Karl.
»Nun macht euch man nicht verrückt. Wenn die gemerkt haben, dass jetzt eine Fregatte hier ist, sind sie längst verschwunden. Wenn ihr euch satt gesehen habt, fahren wir in ein Dorfrestaurant. Dort gibt es unverfälschte madeirische Küche.«
Sie bewunderten auf ihrer Fahrt zerklüftete Täler, tiefe Krater und immer wieder blühende Vegetation. Schließlich hielten sie auf Empfehlung ihres Kutschers in einem kleinen Fischerdorf vor einer Herberge. Dort bot man ihnen ein einfaches, aber köstliches Essen. Zunächst wurde Fischsuppe Caldeirada mit frischem Weißbrot serviert. Danach gab es das mit Muscheln geschmorte Schweinefleisch Porco á alentejano. Es schmeckte köstlich, und sie aßen, bis ihnen der Magen wehtat.
»Nun trinken wir einen Tequila zur Verdauung«, empfahl Mr Margot.
Die anderen Gäste in der Wirtschaft blickten freundlich zu ihnen herüber und nickten ihnen beim Abschied zu.
»Die Leute hier scheinen uns zu mögen«, sagte Sven zu Mr Margot.
»Ja, wir haben in den letzten Kriegen auf der gleichen Seite gekämpft, und unser Handel belebt hier die Wirtschaft. Ich fand die Menschen hier immer bescheiden, fleißig und ehrlich.«Es war ein trüber, regnerischer Morgen, als die Victoria den Delaware aufwärts segelte. Sven, der beim Obersteuermann stand und mit dem Sextanten die Entfernungen zu den Markierungspunkten am Ufer maß, schien der Kontrast zum schönen, milden Madeira unüberbrückbar groß. Er würde den Lieben daheim von dieser lieblichen Insel erzählen.
Als er dann aber, bepackt mit zwei Seesäcken, das Haus erreichte, ging plötzlich die Tür auf, und seine Mutter und seine Schwester wollten in
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