Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
der hier die Prüfung ablegen und als Dritter dienen könnte. Können Sie schnell eine Prüfung arrangieren?«
»Kein Problem.«
Sven fuhr fort. »Ich werde die üblichen Plakate verteilen und möchte das auch in New Jersey bei meinen Leuten von den Kanonenbooten tun. Kriegen sie einen Zuschuss für die Anreise?«
Mr Dorsius überlegte. »Freie Fahrt auf allen Schiffen der Flotte. Ersatz der Kosten bei anderen Transportschiffen.«
»Gut! Ich habe dort einen sehr tüchtigen Leutnant der Seesoldaten gehabt. Wenn er käme, würde ich ihn bevorzugen. Ist das möglich?«
»Ja. Sehen Sie sich auch nach einem Zweiten Leutnant um. Ich bin auch zuversichtlich, dass Sie die gut 50 Mann zusammenbringen.«
Sven schaute ihn verwundert an. »Sir, ich brauche noch hundert Leute.«
Mr Dorsius rechnete und bewegte dabei die Lippen. Dann klopfte er sich mit der Hand an die Stirn. »Ich habe wohl gar nicht erwähnt, dass die fünfzig Marinesoldaten natürlich bereitstehen.«
Sven atmete erleichtert auf.
Mr Talbot hatte seine elegante Kutsche anspannen lassen und fuhr mit Sven zur Druckerei. »Bei Ihrem Ruf sollte es kein Problem sein, 50 Mann aufzubringen, Mr Larsson.«
»Sie dürfen nicht vergessen, Mr Talbot, dass bei den 140 Mann, von denen das Marine-Komitee spricht, mindestens 20 untauglich sind. Die haben sich nur gemeldet, um Unterkunft und Verpflegung zu haben. Sobald sie die Wanten aufentern sollen, verschwinden sie.«
Mr Talbot winkte ab. »Ein guter Text auf den Plakaten, und die Leute kommen gelaufen. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht?«
Das hatte Sven schon, aber der Drucker hatte auch fünf Musterplakate bereit, und da wurde dann hier und da geändert. Ein besonderer Service der Druckerei war, dass sie die Plakate durch Kontakte mit Zeitungsverlegern nicht nur in den Seestädten von Georgia und Carolina verteilen würde, sondern auch im Hinterland. Die Verteilung in New Jersey kostete Sven zehn Dollar extra.
Nun wollte er aber auch das Schiff sehen, das in dem Plakat als »schnelles und kampfstarkes Glücksschiff« bezeichnet worden war. MrTalbot fuhr erst zum Büro des Werftbesitzers und machte ihn mit dem Kapitän bekannt.
Mr Norman und Sven waren sich von Anfang an sympathisch. »Ich freue mich, dass die Liberty , der Stolz unserer Werft, einen so erfolgreichen Kapitän bekommt. Möge Ihnen das Glück treu bleiben, Mr Larsson, und mögen Sie allzeit einen Fuß Wasser unter dem Kiel haben.«
Sven bedankte sich und fragte, wo das Schiff liege. »Am Ausrüstungskai, Mr Larsson. Die Kanonen sind schon an Bord. Ein Teil der Mannschaft ebenfalls. Vielleicht sollten Sie auch einen Teil der Marinesoldaten schon anfordern. Ihr neuer Erster Leutnant setzt sich wohl nicht so gut durch.«
Mr Talbot lenkte ab und sagte: »Warum fahren wir nicht einfach hin und sehen uns das Schiff an, meine Herren?«
An einer Kurve, wo sie einen schönen Blick auf das Schiff hatten, ließ Mr Norman kurz halten. »Da schauen Sie!«, sagte er voller Stolz. »44 Meter lang, zehn Meter maximale Breite, 890 Tonnen Wasserverdrängung. Sehen Sie, was für wunderschöne Linien sie hat, schnittig und harmonisch. Sie wird über das Wasser fliegen.«
Sven war von dem Anblick beeindruckt. »Fahren wir weiter!«, bat er voller Vorfreude.
Sie hielten vorn am Kai an und gingen die letzte Strecke zu Fuß. Auf dem Schiff waren sie bemerkt worden. Pfiffe tönten. Männer rannten nach hinten. Andere lehnten sich über die Reling und starrten ihnen entgegen. Sven war so voller Vorfreude und blickte auf das neue Tauwerk und die frischen Farben, dass er die Unordnung zunächst nicht bemerkte. Mr Norman dagegen war peinlich berührt.
An der Gangway erwartete sie kein Offizier. Einige Matrosen vertäuten Kanonen. Ein Maat kam angelaufen. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
»Ich bin Sven Larsson, der neue Kapitän dieses Schiffes. Wo ist der Erste Leutnant?«
»In der Kajüte, Sir. Wollen Sie mir bitte folgen.«
Sie gingen auf dem Kanonendeck zum Heck. Dort war der Eingang zur Kapitänskajüte. Noch stand kein Seesoldat Wache. Plötzlich wurdedie Tür aufgestoßen. Zwei Weiber rannten kreischend heraus und wollten sich ihre Blusen anziehen. Die nackten Brüste wippten. Die Matrosen an Deck johlten. Sven und seine Begleiter standen da wie vom Blitz getroffen.
Ein Mann erschien in der Kabinentür und knöpfte sein Jackett zu.
»Der Erste Leutnant, Sir!«, sagte der Maat.
Sven hatte sich gefangen. »Ruhe an Deck!«, brüllte er. Und zu dem
Weitere Kostenlose Bücher