Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
die neueste Post mit. Sabrina und den Kindern ging es gut. Sie hatte seine Nachricht von der glücklichen Ankunft in Norfolk erhalten. Seine Schwester Ingrid schrieb von ihrem Traum, der seinem Traum parallel war. Sven war sprachlos. »Es muss eine Gabe Gottes sein, die mich in die Lage versetzte, dich zu warnen.«
Joshua war gar nicht erstaunt. »Glauben Sie mir nun, Sir, dass in Ingrid ein guter Geist wohnt?«
Der neue Schiffsarzt kam und machte einen guten Eindruck, unddann marschierte am Kai eine Gruppe von zwölf Matrosen auf. »Wir wollen zu unserem alten Kapitän«, sagten sie dem Seesoldaten.
Als sie Sven sahen, jubelten sie. »Dürfen wir wieder mit Ihnen segeln, Sir.«
Sven sagte es ihnen gern zu, begrüßte sie herzlich und sah, wie sie sich fröhlich unter die anderen mischten. Er war jetzt zuversichtlich. Das würde eine gute Mannschaft werden, und auch die Liberty würde ein glückliches Schiff sein.
Zu fremden Küsten
(März bis Mai 1778)
Die Fregatte segelte der aufgehenden Sonne entgegen. An Deck schrubbten Matrosen mit großen und kleinen Bimssteinen die Planken und spülten Sand und Dreck mit viel Salzwasser weg. Sie lachten und scherzten bei ihrer Arbeit. Von Zeit zu Zeit schrie ein Maat seine Befehle, aber sie waren eigentlich überflüssig. Die Männer waren erfahren genug, um zu wissen, wie man die Arbeit erledigte.
Als sie dann die Niedergänge zum Unterdeck hinunterströmten, sagte der Kapitän zu dem jungen Mann in der Uniform eines Dritten Leutnants: »Ich werde dann auch mal frühstücken, Mr Bergson. Dass Sie mir aber in der Zwischenzeit kein britisches Linienschiff angreifen.«
Der Leutnant lächelte. »Ich wäre schon interessiert, Sir, wie Sie darauf reagieren würden.«
»Das hängt davon ab, welches Schiff schlimmere Schäden hätte, Mr Bergson.«
Sven Larsson, Kapitän der Fregatte Liberty der Kontinentalen Flotte, ging zu seiner Kajüte. Der wachhabende Marinesoldat salutierte, Sven dankte und dachte flüchtig daran, wie ihm bei seinem ersten Besuchauf dem Schiff zwei halb nackte Dirnen aus dieser Tür entgegengelaufen waren. Nun, der verkommene Erste Leutnant von damals hatte seine Vergehen mit dem Tod durch Erschießen gebüßt. Damals hätte niemand geglaubt, dass die Liberty ein so glückliches und kampfkräftiges Schiff werden würde.
Als er die Kajütentür öffnete, sah Sven zuerst seinen Hund Rocky wie wild mit dem Schwanz wedeln.
Daheim flog ihm seine Sabrina in die Arme, wenn sie ihn längere Zeit nicht gesehen hatte. Bei kurzen Abwesenheiten hatte sie ein Lächeln für ihn. Aber kein Mensch würde nach jeder seiner Abwesenheiten, wie kurz sie auch gewesen sein mochte, diese intensive Wiedersehensfreude zeigen wie sein Hund.
Er nahm ihn nicht mit an Deck, wenn es gescheuert wurde. Ob Rocky dem Wasserstrahl nachsprang, ob die Seeleute sich einen Spaß daraus machten, ihn zu bespritzen, das Ergebnis war immer ein triefnasser Hund, der die Kajüte beschmutzte.
»Lass mich in Ruhe frühstücken, Rocky, dann gehen wir raus!«
Martin brachte ihm Schinken und Ei, frisch geröstetes Brot, Kaffee, Milch und Zucker. »So werde ich nicht einmal zu Hause verwöhnt«, sagte Sven. »Vielen Dank, Martin.«
Als Sven wieder an Deck ging, war die Mannschaft beim Kanonendrill, den der Zweite Leutnant leitete. Der war buchstäblich aus dem Wasser gefischt worden. Der kleine Schoner, den er kommandierte, war von einer britischen Sloop im Morgengrauen überrascht und nach tapferer Gegenwehr zusammengeschossen worden. Als die Sloop selbst vor einer amerikanischen Fregatte floh, sprang Michael Flinders einfach in die See und schwamm, bis ihn die Fregatte völlig unterkühlt aus dem Wasser zog. Die Liberty konnte den tüchtigen Mann gut gebrauchen.
Ein Stapfen zeigte Sven an, dass der Erste Leutnant kam. Er hatte sich als hervorragender Offizier entpuppt. Er erriet Svens Absichten, bevor der sie aussprach, und wurde von der Mannschaft sehr anerkannt.
»Wollen wir ein paar Schritte gehen, Mr Harvy?«, fragte Sven seinen Vertreter, der gerade Rocky kraulte.
»Mit Vergnügen, Sir.«
Sie gingen auf dem Achterdeck hin und her. Bei jeder Wendung drehten sie sich zueinander und gingen zurück. Der jüngere oder rangniedere wechselte nicht immer auf die linke Seite des anderen. Das wäre bei den kurzen Strecken unpraktisch gewesen und hätte die Unterhaltung dauernd unterbrochen. Auch Rocky hielt sich an diesen Brauch und ging immer an der Seite seines
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