Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
er leblos zusammensank.
Da krachte vom Kutter ein Schuss. Alle hielten inne und schauten zum Kaperschiff. Der Kapitän stand an der Reling, hatte die Sprechtrompete am Mund und schrie: »Zurück! Sofort zurück an Bord! Ein Kriegsschiff kommt!« Und er deutete mit der Hand zur Seite.
Der Steuermann schaute in die Richtung und sah schon mit bloßem Auge am Horizont Masten, an denen die britische Flagge wehte.
»Aufhören!«, brüllte er laut seinen Leuten zu. »Kappt alle Taue und Wanten und zurück auf unser Schiff! Tempo! Tempo!«
Die Enterer ließen von den Auswanderern ab, liefen an der Reling entlang und schlugen alle Seile mit ihrem Entermesser durch. Dann sprangen sie in ihren Kutter und ruderten hastig zu ihrem Schiff zurück.
»Warum habt ihr uns nicht früher gewarnt?«, rief der Steuermann schon, bevor er an Bord war.
»Weil der Hurenbock vom Ausguck so gebannt war, was ihr mit den Weibern wohl anstellt, dass er alle anderen Himmelsrichtungen vergaß.«
Als der Steuermann an Bord war, sagte der Kapitän zu ihm: »Eine Sloop mit britischer Flagge. Wir können uns von denen nicht einholen lassen, denn unsere Marine hätte nicht viel Verständnis dafür, was wir auf dem Schiff angestellt haben.«
Der Steuermann trieb die Matrosen mit kräftigen Flüchen an, alle Segel zu setzen und so zu trimmen, dass sie möglichst schnell waren. »Nun müssen wir vor unserer eigenen Flotte flüchten, weil ihr geilen Böcke euch wie Piraten aufführt. Tempo! Wenn die uns kriegen, peitschen sie uns die Haut vom Rücken.«
Aber dann rief der Ausguck: »Sloop setzt amerikanische Flagge!« Ein Schuss löste sich und schlug dicht neben dem Kutter ins Wasser.
»Verdammt!«, schrie der Kapitän. »Feuchtet die Segel an. Jetzt geht es ums Leben, nicht um den Rücken!«
»Können Sie sich das erklären, Mr Bauer? Ein Kutter aus Massachusetts hält ein Schiff an, das augenscheinlich voll mit Auswanderern ist. Dann flüchten sie und halten auch nicht inne, als wir die amerikanische Flagge zeigen«, fragte Sven.
»Sir, das müssen Piraten sein. Aber jetzt hissen sie die britische Flagge. Dann hätten sie aber nicht schon flüchten müssen, als wir noch die britische Flagge zeigten.«
»Wie dem auch sei!«, entschied Sven. »Buggeschütz auf den Kutter feuern. Mr Rocho, greifen sie sich zehn Mann. Wir brassen kurz back und Sie setzen auf die Brigg über und inspizieren, was dort los ist. In spätestens zwei Stunden sind wir wieder bei Ihnen. Lassen Sie die Männer nicht an Weiber und an Alkohol ran.«
Der Maat rief die Leute zusammen, wurde mit dem Boot zu Wasser gelassen und ruderte auf die Brigg zu.
»Denen haben sie alle Wanten zerschnitten«, bemerkte ein Matrose.
Das gibt Arbeit, dachte der Maat, als andere im Boot jubelten.
»Was ist los?«, fragte er.
»Die haben dem Kutter einen Treffer ins Heck gesetzt.«
Auch auf der Enterprise jubelten einige. Aber Sven achtete mehr darauf, dass der Kutter unbeirrt weiter floh.
»Wir holen nicht mehr auf«, sagte er zu Leutnant Bauer. »Wenn MrPetrus ihnen nicht das Ruder zerschießt, stehen unsere Chancen nicht sehr gut.«
Sie landeten noch einen Treffer, aber nicht am Ruder. Und dann sah Sven durch sein Teleskop, dass sie auf dem Kutter die Kanonen über Bord rollten. Anscheinend warfen sie auch noch Kanonenkugeln und anderes hinterher, denn immer wieder platschte Wasser an den Seiten auf.
»Sie vergrößern den Abstand, Sir«, meldete Mr Bauer.
Auch Sven bemerkte das. »Wir brechen die Verfolgung ab und kehren zur Brigg zurück. Ohne Kanonen sind die Piraten keine wirkliche Gefahr mehr, und ich will nicht zu viel Zeit opfern.«
Als sie sich der Brigg näherten, kam ihnen schon ihr Boot entgegen.
»Sir«, meldete einer ihrer Männer. »Das sind deutsche Auswanderer. Wir können uns mit ihnen kaum verständigen. Alle Seile sind durchtrennt. Wir brauchen Seilmacher und Ersatztaue.«
Sven schimpfte leise vor sich hin. Dann wandte er sich an Leutnant Bauer. »Sie müssen rüber. Es hilft nichts. Nehmen Sie die Seilmacher, Gerät und Ersatztaue mit. Den Kapitän schicken Sie zu mir. Mehr als zwei Stunden kann ich nicht opfern, dann müssen die selbst hinkommen. Es ist ja nicht weit zum nächsten Hafen.«
Bauer setzte mit den Männern über, und Maat Rocho meldete ihm, als er über die Reling trat. Der Kapitän der Brigg stand neben ihm. Leutnant Bauer stellte sich vor und bat den Kapitän: »Bitte setzen Sie mit Ihren Schiffspapieren zur Sloop
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