Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
Vom Netzwerk:
die Hände. »Was du alles fragst! Natürlich müssen wir erst die Seile lösen, die die Bramrah halten. Dann müssen wir die Bramstengerah senkrecht stellen und langsam herunterlassen. Aber du musst ja nicht hoch in die Wanten. Du brauchst ja nur an Deck zu stehen, Rah und Stenge in Empfang zu nehmen und festzuzurren. Und jetzt hör auf zu quasseln. Der Bootsmann wird gleich seine Kommandos schreien.«
    Und schon brüllte Joshua Petrus: »Fieren der Bramstenge am Fockmast! Bramstenge- und Oberbramstengegasten in die Masten!«
    Wie Affen kletterten die Matrosen die Wanten empor und nahmen ihre Stationen ein. Der Neuling sah ihnen nach, wie sie oben in schwindelnder Höhe umherturnten.
     
     
    Auch für andere war das Manöver neu. Einer der Midshipmen näherte sich Leutnant Pendleton.
    »Sir, darf ich etwas fragen?«
    Pendleton nickte.
    »Warum werden die Bramstengen vor einem Sturm gefiert, Sir? Reicht es nicht, wenn man die Bramsegel einholt?«
    »Nein. Im Sturm kann das Schiff gefährlich schwanken. Die oberen Masten verstärken diese Bewegung. Stellen Sie sich vor, dass ein Mast von Steuerbord nach Backbord schwankt und fast auf jeder Seite die See berührt. Je länger der Mast ist, desto mehr Gewicht wird von einer Seite zur anderen geschleudert. Im Extremfall kann ein Schiff kentern. Daher verringern wir Höhe und Gewicht der Masten, um die Seitenlage zu stabilisieren. Alles klar?«
    »Aye, aye, Sir.«
     
     
    Joshua Petrus brüllte seine Befehle. Die obere Rah kam durch das Soldatenloch hinunter. Matrosen nahmen sie an Deck in Empfang, legten sie nieder und zurrten sie fest.
    Jetzt war die Bramstenge an der Reihe. Erst musste sie angehoben werden. Der rechteckige, untere Teil der Stenge steckte ja in einer ArtSchuh, gebildet durch die Balken an den Mastplattformen, den Salings, und gehalten durch das Eselshaupt, eine Art großer Klammer. Das war Aufgabe der Toppgasten, alles junge und doch erfahrene Matrosen.
    Fuß um Fuß ließen sie die Bramstenge herunter. Durch das »Soldatenloch« in der großen Plattform kroch die Stenge. Jetzt nahmen sie an Deck viele Hände in Empfang, um sie festzuzurren, während oben die Kommandos gellten, um das Tauwerk festzubinden, das die Rah bewegt und die Segel gehalten hatte.
    Sven hatte gerade den Kapitän des Auswandererschiffes verabschiedet und trat jetzt zu Mr Pendleton. »Nicht schlecht, Mr Pendleton. Noch etwas langsam, aber ziemlich präzise. Dann wollen wir die Stenge wieder heißen und am Hauptmast das Manöver wiederholen.«
     
     
    Auf dem Auswandererschiff sahen fast alle, die nicht an den Tauen arbeiteten, zur Enterprise hinüber. Die Landleute waren beeindruckt, dass man in luftiger Höhe nicht nur die Segel einholen, sondern auch Teile des Mastes abbauen konnte.
    »Aber warum machen Sie so etwas auf dem Meer, Herr Leutnant?«, fragte Herr Lader. »Wäre das nicht einfacher auf einer Werft zu bewerkstelligen?«
    Karl Bauer erklärte, warum man die Masten vor schweren Stürmen verkürzen müsse, damit die Schwankungen das Schiff nicht kentern ließen. Das müsse man immer wieder üben, und die Enterprise sei erst vor Kurzem in Dienst gestellt worden und müsse noch viel üben.
    »Feiertagsseeleute!«, murmelte ein dänischer Matrose so laut, dass es Karl Bauers Zuhörer verstanden.
    »Wir mussten erst an Kanonen und Segeln üben, was sich ausgezahlt hat, denn wir haben schon auf der ersten Fahrt eine starke britische Brigantine niedergekämpft und als Prise genommen«, erklärte Leutnant Bauer unbeeindruckt. Aber er beobachtete sehr genau, dass Hanna Lader seinen Worten aufmerksam und anscheinend auch mit einer gewissen Bewunderung lauschte.
     
     
     
    Der Kutter der Enterprise war wieder an Bord. Karl Bauer erstattete Bericht. Beide Schiffe setzten Segel und entfernten sich voneinander. Hier und drüben wurde gewinkt. Auch Karl Bauer schwenkte seinen Hut. Er war gar nicht bei der Sache, als ihn Sven nach der Herkunft der Auswanderer fragte.
    »Was ist mit Ihnen, Mr Bauer?«, fragte Sven.
    »Ich habe meine künftige Frau getroffen.«
    Sven fragte sich, ob er sich verhört habe. Aber nein! Karl sah so seltsam abwesend und doch entschlossen aus.
    »Bitte begleiten Sie mich in meine Kajüte«, sagte er zu Karl und ging schnell voraus.
    Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen und Martin aus der Kajüte gewinkt, da wandte er sich an Karl: »Was ist mit dir los? Was ist denn drüben passiert?«
    »Ich habe drüben ein junges Fräulein getroffen, von dem

Weitere Kostenlose Bücher