Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
ich darum gekommen bin, dachte Sven. Du willst deinen Geschäftsfreunden die Tipps geben und ich will dir einen Gefallen tun, damit ich später wieder einmal um deine Hilfe bitten kann. Außerdem mag ich den alten Kauz.
Und er berichtete von der Ladung der Schiffe. »Nun, das sind ja nicht nur Kinkerlitzchen, Mr Larsson. Das sind ja Schätze. Da werden Sie sicher gute Preise erzielen.«
Aber sie kamen bald auf andere Fragen. Ein Gespräch mit Mr Talbot hatte auch immer den Vorteil, dass er sehr gut über die politische Lage unterrichtet war.
»Sie sind sicher in Sorge um Ihre Familie, Mr Larsson, seitdem nun Howe am 26. September Philadelphia besetzt hat. Aber ich habe noch nichts gehört, dass er auch nach Gloucester vorgerückt sei. Sie müssen wissen, Howes Aktion ist auch unter Briten sehr umstritten. Er hat ungefähr dreihundert Schiffe für etwa drei Monate beansprucht, die bei der Blockade unserer Küsten und beim Nachschub für andere britische Truppen fehlten.«
»Wir haben davon auf unserer letzten Kreuzfahrt profitiert«, warf Sven ein.
»Auch General Gates profitiert davon. Er kommandiert unsere Truppen, die den britischen Einfall unter General Bourgoyne den Hudson abwärts auf New York verhindern sollen. Wenn die Briten Erfolg hätten, wären unsere Kolonien in zwei Teile zerschnitten.«
»Und warum hat General Howe Philadelphia besetzt und ist nicht Bourgoyne entgegenmarschiert?«, fragte Sven. »Die Trennung der Kolonien wäre doch für uns schädlicher gewesen.«
»Das fragen sich unsere Soldaten auch, zumal es nach den letzten Nachrichten für Bourgoyne schlecht aussieht. Gates soll ihn fast eingeschlossenhaben. Aber vergessen Sie nicht: Philadelphia bringt mehr Prestige als das obere Hudsontal. Die Loyalisten bestürmten London und die hiesige britische Führung, Philadelphia zu ›befreien‹, wie sie sagen. Sie versprachen General Howe, dass achtzig und mehr Prozent der Bevölkerung treu zum britischen König ständen. Und für seine Liebe zu gesellschaftlichem Leben und für Mrs Elizabeth Loring, seine Geliebte, bietet Philadelphia ideale Möglichkeiten.«
»Wie gut, dass in der Flotte keine Frauen an Bord erlaubt sind. Sonst würden die Schiffe nur in schönen Häfen liegen«, fügte Sven an.
Mr Talbot wollte eine Einladung für ein Abendessen aussprechen, aber Sven bat um Verschiebung bis zum nächsten Tag. Er sei einfach zu erschöpft. Und morgen müsse er die Übernahme mit den Prisenagenten regeln. Was man denn in der Stadt über die beiden höre.
Er habe nur Gutes gehört, sagte Mr Talbot. Die beiden verträten ja auch die Angelegenheiten des Marine-Komitees und hätten viel Einfluss. Wenn er die Anweisung auf seinen Anteil schnell haben wolle, dann müsse er mit fünf Prozent Abzug rechnen.
»Aber lassen Sie sich nie auf Papiergeld ein. Verlangen Sie Anrechtscheine auf Münzen, spanische Dollars oder Dublonen zum Beispiel. Wenn man bei uns sagt: ›Das ist so viel wert wie ein Kontinentaler‹, dann meint man einen kontinentalen Papierdollar, und der ist gar nichts wert.«
Sven ging noch zum Flottenkommando, wo schon eine Abteilung der Miliz für den Abmarsch zum Hafen bereitstand. Sie würde die Gefangenen übernehmen. Sven eilte voraus und erteilte die Kommandos. Die Prisenbesatzungen sollten aber noch auf den Schiffen verbleiben und alles für die Übergabe vorbereiten. »Heute Nacht gibt es noch keinen Ausgang!«
Dann ging Sven schnell in seine Kajüte. Rocky empfing ihn schweifwedelnd, aber er kümmerte sich nicht um ihn, sondern sah nur das Päckchen Briefe, das auf seinem Schreibtisch lag. Wie würde es Sabrina in ihrer Schwangerschaft gehen und seiner Tochter Lilian? Hier, das war Sabrinas letzter Brief. Er schlitzte ihn auf und achtete gar nicht auf Martin, der ihm einen Topf Kaffee hinstellte.
Man sehe ihr die Schwangerschaft schon an, aber ihr gehe es gut.Sie unterrichte auch noch zwei Tage je zwei Stunden. Lilian freue sich immer sehr, wenn sie wieder heimkomme. Sie sei nun schon zehn Monate alt und könne schon »Mama« und einige andere Wörter sagen und richte sich schon manchmal am Stuhl auf.
Sven ließ erleichtert den Brief sinken. Wie schön, dass es beiden gut ging. Aber der Brief war doch mindestens eine Woche alt. Wie mochte es ihnen jetzt ergehen? Er blätterte zum Ende des Briefes. Da stand ein Zusatz.
»Ps. Liebster! Ich habe meine Cousine in Philadelphia besucht und die Nacht auf den 19. September bei ihr geschlafen. Du kannst dir nicht vorstellen,
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