Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
der Arzt. »Nehmen Sie Ihre Leute und suchen Sie im nächsten Ort Quartier und Pflege. Mich geht das nichts an.«
»Ich werde es tun, und Sie werden den Ratschlag bereuen.« Sven trat vor die Tür, rief einige seiner Männer und ordnete an, Tücher und Latten zum Transport der Verwundeten zu besorgen.
Die Galeere hielt am Hauptpier von Gloucester. Sven ging mit schnellen Schritten zum Bürgermeisteramt. Er wurde vorgelassen und sagte, dass er dringend Unterkunft und Pflege für sieben verwundete Matrosen suche. Er wiederholte wörtlich, was ihm der Arzt im Hospital gesagt habe.
»Das ist ja unerhört!«, empörte sich der Bürgermeister. »Abraham,holen Sie sofort Mr Wall vom New Jersey Observer.« Sven freute sich. Das war es, was er erreichen wollte. Der Bürgermeister überlegte laut weiter. »Im Hospitalzimmer von Dr. Simber ist kein Platz. Da haben wir Leute mit Typhus. Wir müssen den Pfarrer nach dem Raum im Gemeindeamt fragen.«
Er ging mit Sven zum Pfarrer. Der war auch entrüstet, als er die Geschichte hörte. Selbstverständlich könne der Raum freigemacht werden. »Aber lassen Sie den Abraham ausläuten, dass sich freiwillige Pfleger melden sollen. Warten Sie, ich hole ein paar Nachbarn zum Ausräumen. Unsere Matratzen haben wir auf dem Speicher.«
Sven bedankte sich ganz herzlich, musste Mr Wall noch die ganze Geschichte erzählen und ging dann mit ihm zum Pier, um die Verwundeten abzuholen. Neugierige hatten sich ebenso versammelt wie Hilfsbereite. Männer griffen mit zu. Frauen holten Brot und Butter, Kaffee und Tee, und die Seeleute erzählten, dass man sie in Fort Mercer nicht aufnehmen wollte. Sven ergänzte, dass sie die britischen Kanonen auf Province Island ausgeschaltet hatten und dass die Matrosen der Galeeren ja kein festes Quartier hätten, sondern nur eine Scheune zum Schlafen.
Nach einer Stunde lagen die Verwundeten alle auf Matratzen mit sauberen Laken im Gemeinderaum. Ein Arzt sah nach ihnen. Frauen aus der Gemeinde wechselten sich mit der Pflege ab. Sven hatte nur noch Sorge, dass sie seine Männer zu sehr vollstopfen würden. In den Erzählungen der Menge war der Arzt von Fort Mercer zum Monster mutiert.
Sven ließ sich noch schnell bei seinem Haus vorbeirudern. Während die Männer noch einmal mit Kaffee verwöhnt würden, könnte er ein paar Worte mit Sabrina reden und seine Lilian sehen.
Lilian krabbelte ihrem Vater entgegen und hob die Ärmchen. Er zog sie hoch und war überwältigt von seinem Glücksgefühl. Dann küsste er Sabrina und erzählte ihr kurz vom Geschehen der letzten Tage, während er Lilian hin und her trug.
»Kannst du nicht wenigstens über Nacht bleiben?«, fragte sie.
»Nein, Liebste, leider nicht. Es fehlt noch hier und da in der Flottille, und jeden Tag kann der Feind angreifen.«
»Nun möchte ich dich erst recht nicht fortlassen.«
»Sabrina, wir wollen die Zeit nicht mit Klagen vertun. Sag mir, wie es dir geht und was du von unseren Eltern und Ingrid und Henry weißt.«
Sabrina ging es gut. Die Schwangerschaft ging nun wohl dem Ende zu. Von den Eltern und von Ingrids Familie hatte sie gute Nachrichten. Auch bei Ingrid verlief die Schwangerschaft normal.
»Gott sei Dank!«, äußerte Sven seine Erleichterung. »Wenn wir sie nur alle besuchen könnten.«
»Nun erzähl mir noch ein paar Worte, wie du untergebracht bist, Sven, und wie du mit deinen Leuten zurechtkommst, ehe du wieder weg musst.«
Der Bericht wurde immer wieder von Lilian unterbrochen, der das Tragen zu langweilig wurde und die krabbeln und mit Spielzeug spielen wollte.
»So, nun muss ich wieder weg. Aber ich werde auch bald wieder unerwartet für kurze Zeit reinschauen. Immer, wenn ich kann. Das ist doch besser, als wenn wir viele hundert Kilometer entfernt sind.«
Lilian weinte laut, Sabrina schluchzte leise, und Sven war nicht mehr sicher, ob die kurzen Besuche besser waren.
Sie ruderten zurück. Sven hatte es geahnt. Die Wagen mit Decken und Uniformen standen schon da. Er ließ signalisieren, dass die Galeeren zwei und sechs die Übung abbrechen und zurückkehren sollten. Das waren die beiden, die am besten geschossen hatten.
Er besprach mit den Leuten an den Wagen die Verteilung. Die Ausgabe der Uniformen war komplizierter, denn die sollten ja einigermaßen passen. Die Fahrer hatten ihm versichert, dass sie drei Größen hätten, die vorn, in der Mitte und hinten gelagert wären.
»Dann lassen wir erst die kleinen Männer vor, damit ihr von einem zum
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