Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Auge.
Diesmal stand der Angreifer eine Weile schwankend da, aber dann trieb seine Wut ihn wieder vorwärts. Er war gewarnt und wartete mit seinen Schlägen. Joshua täuschte einen Schlag an, wich dem Konter rückwärts aus und landete eine Gerade auf dem Kinn des Angreifers. Der fiel um und wälzte sich stöhnend am Boden.
»Tragt ihn weg!«, sagte Joshua zu den Matrosen. »Und schüttet ihm etwas Wasser über den Kopf, damit er wieder klar wird.«
»Seien Sie vorsichtig. Der ist hinterhältig«, riet einer aus der Gruppe.
Die Batterien auf Carpenters Island, mit denen sie sich am nächsten Morgen herumschossen, waren deutlich stärker als die auf Province Island. Aber Svens Galeeren hatten auch an Erfahrung gewonnen. Sie lagen in einer unregelmäßigen Formation vor der Küste, veränderten ihre Position öfter und schossen schneller und genauer.
Als sie zwei Kanonen des Feindes ausgeschaltet hatten, ohne mehr als leichte eigene Verluste zu erleiden, ließ Sven das Signal zum Rückzug setzen. Sie zogen sich rückwärts rudernd zurück und setzten das Feuer noch eine Weile fort. Sven probierte aus, ob ein mit Öllumpen getränktes Fass genügend Qualm erzeugte, um ihren Rückzug zu decken.
»Zwei oder drei Fässer würden uns alle einnebeln«, bestätigte der Marineleutnant. »Aber sie treiben zu schnell flussabwärts.«
Sven nickte. »Wir müssen Ketten und kleine Anker am Fass befestigen.«
Zwei Galeeren blieben bei Hog Island auf Wache. Eine ruderte zu Mud Island, um Munition zu laden. Eine musste zur Werft, zwei ruderten mit Sven nach Gloucester, um nach den Verwundeten zu sehen, und eine kehrte zum Lager zurück.
Als Svens Galeere die Ortsanfänge von Gloucester passierte, schaute er mit dem Teleskop sorgfältig nach seinem Haus. Aber ihm fiel nichts auf. Niemand war draußen. Keine Kutsche stand da. Auf dem Rückweg würde er vorbeischauen.
Den Verwundeten ging es blendend. Fast an jedem Bett saß eine Helferin, und Sven hatte den Eindruck, dass die seinen Männern nicht Trost zusprachen, sondern mit ihnen schäkerten. Als er eintrat, hörte das Gelächter auf.
»Guten Tag, meine Damen. Ich danke Ihnen für die Fürsorge, mit der Sie sich unseren verletzten Kämpfern gewidmet haben. Ich hoffe, ihr seid gesund, Männer. Eure Kameraden sehnen sich nach euch.« Er schüttelte Hände und fragte nach dem Arzt.
Der Arzt meinte, zwei Schwerverletzte und der Amputierte brauchten noch ärztliche Betreuung. Die anderen seien wieder dienstfähig. Es gab enttäuschte Gesichter, als Sven das verkündete. Aber schließlich sahen alle ein, dass da nichts zu machen war. Und mit dem Amputierten wollten sie auch nicht tauschen.
Sven verabredete mit dem anderen Kommandanten die Unterbringung der Verwundeten und dass seine Galeere an der flussabwärts gelegenen Anlegestelle auf ihn warten solle. Dann ging er schnellen Schrittes zu seinem Heim. Diesmal begleitete ihn Rocky.
Ricky war wachsam und empfing sie freundlich. Aber sonst schien sich niemand um die Besucher zu kümmern, obwohl sie doch das Bellen hätten hören müssen. Sven wusste, wo der Schlüssel lag, und öffnete
die Tür. Er hörte ein lautes Stöhnen und dann kurz darauf helles Geschrei. Er fühlte nach seiner Pistole und rannte die Treppen hinauf.
Beinahe wäre er mit John zusammengestoßen, der eine Schüssel mit heißem Wasser trug. »Vorsicht! Heißes Wasser!«, murmelte John konzentriert und schien Sven gar nicht zu bemerken.
Martha kam mit Tüchern aus dem Schlafzimmer und lief an ihm vorbei. Dann stutzte sie. »Mein Gott! Herr Kapitän! Ihre Gattin hat gerade einen Jungen geboren.«
Sven hörte die Worte und verstand doch nichts. Geboren! Fehlten da nicht noch Tage? Er ging voran und stand in der Tür. Da lag seine Frau im Bett. Vor ihr kniete die Hebamme. Henrietta hatte ein Bündel im Arm. Sabrina bemerkte ihn und sagte erschöpft seinen Namen.
»Noch keinen Besuch!«, beschied die Hebamme. »Warten Sie noch zehn Minuten. Alle sind gesund, aber wir brauchen noch Zeit. Bitte die Tür schließen.«
Sven stand vor der geschlossenen Tür und wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte seinen Sohn noch nicht gesehen, und zu sagen hatte er auch nichts. Martha kam die Treppe wieder hinauf. »Meinen herzlichsten Glückwunsch, Herr Kapitän. Noch die Nachgeburt, dann können Sie zu Ihrer Gattin.« Und sie eilte mit Schüssel und Tüchern vorbei.
Dann rief Billy von unten: »Der Doktor kommt sofort! Ich mach noch
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