Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
heißes Wasser!«
Der Doktor kam kurz darauf, untersuchte Mutter und Kind, fand alles in bester Ordnung, gratulierte Sven und erlaubte den Besuch. »Aber nur kurz!«, und eilte wieder davon. Sven hatte nur Augen für Sabrina, die ermattet, aber strahlend im Bett lag und ihm die Arme entgegenstreckte. Er küsste sie und drückte sie an sich.
»Ist das nicht alles zu früh?«, fragte er.
Sabrina lächelte. »So etwas geht nicht nach Dienstplan. Ein paar Tage fehlten noch, aber Jungen kommen manchmal früher. Man sagt, sie putzen sich nicht so lange wie Mädchen. Und nun schau dir deinen Sohn doch mal an. Er ist groß und kräftig.«
Henrietta legte Sabrina das Bündel in den Arm, und Sabrina zeigte ihm den Kopf mit den zusammengepressten Augen, einem schwarzenHaarbusch, ließ ihn die kleinen Händchen fühlen und die winzigen Sohlen streicheln.
»Was für ein schöner und kräftiger Sohn«, bestätigte Sven. »Was sagt denn Lilian zu ihm?«
»Wir haben sie mit Hanna zur Nachbarin geschickt, als es losging«, erklärte Sabrina.
»Liebste, ich habe nur wenig Zeit. Ich bin nur hier, um die Leichtverwundeten zurückzubringen. Ich wusste ja nichts von der Geburt. Könnte nicht jemand Lilian holen, damit ich sie auch noch sehe?«
Sabrina sah ihn seufzend an. »Nicht mal zur Geburt deines Sohnes hast du Zeit. Martha soll Lilian holen.« Sven stand auf und informierte Martha. Bei der Gelegenheit gab er Billy den Auftrag, zum Kneipenwirt Imbros an der Anlegestelle zu laufen. Er solle sofort den Männern der Galeere ein Fass Bier bringen. »Aber in einer halben Stunde fahren wir weiter. Sie sollen auf das Wohl meines Sohnes trinken.«
Dann ging Sven zu Sabrina zurück und fasste sie um. Gemeinsam schauten sie glücklich auf den neuen Larsson.
Lilians Rufe waren von der Treppe zu hören. Sie beachtete ihren Vater gar nicht. »Brüderchen, wo?«, fragte sie, und Martha trug sie zum Bett. Auch jetzt streifte ihr Blick nur flüchtig den Vater, stutzte etwas und hing dann gebannt an dem kleinen Wesen, bei dem die Mutter auch sie auf Kopf, Händchen und Füßchen hinwies.
»Klein!«, staunte Lilian.
»Du warst noch ein bisschen kleiner«, sagte ihre Mutter.
»Händchen«, flüsterte Lilian, ohne ihren Vater zu begrüßen. Und sie versuchte, das Händchen zu fassen.
»Tu ihm nicht weh!«, sagte Sven. »Seine Knochen sind noch ganz zart.«
Jetzt erst nahm Lilian ihren Vater richtig wahr. »Daddy hier?«
»Ja, aber ich muss gleich wieder weg. Es war Zufall, dass ich zur Geburt unseres kleinen Einar Edgar kam.«
»Sein Name?«
Sven nickte. »Wir haben die Namen seiner beiden Großväter für ihn ausgewählt«, belehrte sie ihr Vater.
Es blieb so wenig Zeit. Als Sven wie betäubt in der Galeere saß, konnte er sich an einzelne Szenen erinnern, die an seinem Auge vorbeihuschten. Die erschöpfte Sabrina, der kleine Sohn mit den zusammengepressten Äuglein und dem suchenden Mund, Lilian, die die kleinen Händchen betastete, die Bediensteten, die Glück wünschten. Aber er fand keine Verbindung, wusste nicht, was sie besprochen hatten. Wann würde er wieder vorbeikommen?
Die Mannschaft hatte Hurra gerufen und ruderte auch jetzt fröhlich und guter Laune flussabwärts, beschwingt vom Biergenuss. Es waren ja nur wenig mehr als sechs Kilometer bis zu ihrem Anlegeplatz bei Fort Mercer. Drei Galeeren lagen dort und etliche kleinere Boote. Eines war von der Werft, in der Sven nach der schwimmenden Küche gefragt hatte. Da würden seine Gedanken nicht mehr bei Sabrina und dem Sohn bleiben können.
Was hatte Joshua gesagt? Der Geburtstag sei ein Glückstag. Der 19.10.1777 enthalte dreimal die Eins, ein Zeichen, dass der Sohn an die Spitze komme, in der Neun sei drei Mal die Glückszahl Drei und zu allem tauche noch drei Mal die Glückszahl Sieben auf. Der Sohn werde ein außergewöhnliches Leben haben. Irgendwie war auch der clevere Joshua noch an die Zauberwelt seiner Ahnen gebunden. Die Galeere rumpelte an den Kai, und Sven wurde in die Gegenwart gerissen.
Kurz darauf legten ihm die Herren der Werft ihre Pläne vor. Das alles erfordere keinen großen Aufwand. Für beide Kessel müsste natürlich eine Ummauerung eingebaut werden und weiträumiger die Abschirmung mit Blech gegen Funken. Hier seien die Räume für Holz, Wasser und Vorräte und hier die Mannschaftsräume. Eine Woche Arbeitszeit würde ausreichen. Der Preis sei mit 350 Dollar sehr kulant. Man könne dann 200 Mann überall verpflegen, wo man Wasser unter dem Kiel
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