Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Stadtkommandanten.
Sven ließ sie mit allen Ehren an Bord begrüßen und hieß sie willkommen. Sie hatten vor zwei Tagen ihre Ämter wieder übernommen.
»Sie sind das erste Schiff unserer Flotte, das wir begrüßen dürfen. Herzlichen Glückwunsch zu den Prisen.«
»Haben Sie alles gut überstanden? Wie war es denn während der Besetzung?«, fragte Sven.
»Ich war nicht in der Stadt, sondern bei den Belagerern. Aber Mr Targot kann Ihnen berichten, wenn Sie mir nur schnell sagen, Sir, wieviele Gefangene Sie uns übergeben wollen, damit ich die Truppen anfordern kann«, sagte der Vertreter der Stadtkommandantur.
Sven gab ihm Auskunft und schickte ihn auf die Bark mit den befreiten Amerikanern. »Am besten besprechen Sie mit dem Hauptmann, wo seine Truppen untergebracht werden sollen.«
Dann ließ er sich von Mr Targot erzählen, wie es in der Stadt war.
»Eigentlich gab es zu der Zeit zwei Städte, Mr Larsson. Eine für die Engländer und die Royalisten, die voller Leben, voller kultureller Ereignisse und Amüsement war. Der zentrale Punkt war die ›City Taverne‹, deren Management britische und hessische Offiziere übernommen hatten. Jede Woche fand ein Ball statt, ein großes Kasino war dort, wo sie ihr Geld verspielen konnten. Sie haben gefeiert und geprasst, wie es General Howe und seiner Geliebten gefiel. Die übrige Bevölkerung, soweit sie loyal zur Revolution blieb, musste sehen, wie sie durchkam. Essen, Arbeit, Geld, Heizmaterial waren knapp. Es wurde immer härter, je länger die Besetzung dauerte. Oft genug waren wir Freiwild für die Briten, besonders, wenn sie betrunken waren. Aber die Königsanhänger haben uns auch wie den letzten Dreck behandelt.«
»Hat das jetzt nicht Racheakte gegeben?«, fragte Sven.
Mr Targot schüttelte den Kopf. »Kaum. Die Königstreuen haben die Stadt mit den Briten verlassen. Über tausendfünfhundert Familien haben sich eingeschifft. Ihr Eigentum wurde hier und da geplündert, bis die neue Polizei wieder ihr Amt aufnahm.«
Sven sagte ihm: »Sie ahnen nicht, welche Sorge ich hatte, während wir vor Europa kreuzten. Meine Frau ist mit den Kindern nach Easton geflohen. Aber was ist aus dem Haus in Gloucester geworden?«
»Da hat es keine schlimmen Kämpfe gegeben, Sir. Und Sie könnten es ja leicht wieder aufbauen, wenn ich sehe, was Sie an Prisen bringen.«
»Dann wollen wir mal an die Bestandsaufnahme gehen.«
Joshua, Samuel, Martin und ein mit ihnen befreundeter Marinesoldat stiegen in Gloucester an Land. Rocky war bei ihnen. Außer einem alten Penner war niemand am Anlegeplatz. Der Stand, an dem es sonst Zeitungen und Brot gab, war umgeworfen und zertrümmert.
»Na, das sieht ja nicht gut aus«, sagte Joshua. »Wir wollen lieber unsere Flinten schussbereit halten. Sam, geh mit Rocky voraus. Wir verteilen uns etwas zur Seite.« Sie pirschten sich voran.
Aber nun verdrückten sich die Menschen, die sie mit ihren Flinten sahen. Nur ein zwölfjähriger Junge rief: »Joshua, was macht ihr denn da?«, und kam angerannt. Es war ein Junge, der in der Nachbarschaft der Larssons wohnte.
»Und was machst du hier, Ben?«, fragte Joshua. »Am Landeplatz sah alles so verwüstet aus. Stehen die Häuser noch?«
»Aber ja, Mr Petrus. Die Briten sind hier durchgezogen, als sie abrückten. Ein paar Fenster sind eingeworfen worden, Türen wurden eingetreten, aber viel haben sie nicht mehr zerstört. Sie wollten sich ja in Sicherheit bringen. John haben sie mit einem Stock auf den Kopf gehauen, aber Martha ist unversehrt. Kommen Sie nur.«
Sam ließ Rocky los, und der rannte freudig bellend voran. Doch vor der Tür stand er dann, bellte nicht mehr und schien enttäuscht.
»Ja, Rocky, dein Bruder Ricky ist bei Frauchen. Aber die werden wir auch bald holen«, tröstete ihn Martin und streichelte ihn.
Joshua schaute auf Haus und Garten. Das sah aber schon etwas beschädigt aus. Der Garten war verwildert. Die Fenster im Obergeschoss waren fast alle mit Brettern zugenagelt. Die Tür war provisorisch repariert. Die Sitzbänke im Garten waren umgeworfen.
Joshua ging zur Tür und klopfte.
»John, Martha!«, rief er. »Macht auf! Wir sind da, die Seefahrer!«
Die Tür wurde aufgerissen, und Martha stand dort, breitete ihre Arme weit aus und weinte vor Freude. »O Gott, o Gott! Unsere Gebete wurden erhört. Joshua, Martin und Samuel sind da. John, komm doch nur! Sie sind gesund und helfen uns nun. Es ist vorbei, John!«
Joshua drückte Martha herzhaft, ehe er den anderen den
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