Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
er ist noch nicht einmal ein Jahr alt. Da hast du solche Märchen auch noch nicht verstanden. Und hör mal, jetzt ist er wach geworden. Da wollen wir schnell zu ihm gehen.«
Im Nachbarzimmer lag der kleine Einar, strampelte und stieß von Zeit zu Zeit einen kräftigen Schrei aus. »Er will schon wieder etwas zu essen haben, der kleine Nimmersatt«, sagte die Mutter.
»Du darfst nicht so ungeduldig sein, kleiner Bruder«, mahnte Lilian.
Ihre Mutter schmunzelte, nahm den Sohn und ging mit ihm zum Wickeltisch. Henrietta, Amme, Zofe und Hausmädchen zugleich, sagte: »Das kann ich doch machen, Frau Larsson.«
»Lass man, ich bin schon dabei. Du kannst ihn mir dann abnehmen und ihn füttern, Henrietta, denn ich muss mit Billy noch lernen.«
Sabrina Larsson korrigierte die Übersetzung, die Billy aus dem Französischen angefertigt hatte. »Das hast du sehr gut gemacht, Billy. Es sind eigentlich nur zwei Redewendungen, die du anders übersetzen müsstest. Guck mal hier!« Und sie erklärte ihm den Sinn des Wortspiels.
Billy begriff schnell. Auch sein Lehrer in Mathematik war sehr zufrieden mit ihm. Da würde er im Herbst sicher auf Svens Schiff als Midshipman beginnen können.
Als Sabrina an Sven dachte, wurde die Sehnsucht in ihr fast übermächtig. Der letzte Brief war aus Frankreich und schon wieder zwei Monate alt. Was konnte nicht alles geschehen sein?
Da klingelte es an der Haustür. Ob das Sven war?
»Mach doch bitte auf, Billy!«, sagte sie ungewohnt leise.
Sabrina hörte eine Frauenstimme, und ihre Hoffnung zerbrach. Aber die Stimme kam ihr bekannt vor.
»Eine Freundin möchte Sie sprechen, Frau Larsson«, meldete Billy.
»Deine Freundin Elisabeth«, ergänzte die Frau.
Sabrina hob vor Staunen die Hände vor den Mund. Dann öffnete sie sie zur Umarmung.
»Was machst du denn hier, liebe Elisabeth?«
Sie umarmten sich und küssten sich auf die Wangen.
»Ich wollte dich um Hilfe bitten, Sabrina.«
Als sie sich gesetzt und ihre Tasse Kaffee vor sich hatten, fragte Sabrina ihre Freundin: »Wie sollte ich dir helfen können, Elisabeth?«
»William und ich möchten dich und deinen Mann bitten, unseren Besitz zu kaufen, bevor wir ohne Kostenausgleich enteignet werden.«
Sabrina saß fassungslos mit offenem Mund da und sah Elisabeth an. »Welchen Besitz? Warum solltet Ihr enteignet werden?«
Elisabeth standen Tränen in den Augen, aber sie sprach sehr gefasst: »Mein Mann war Mitglied der Stadtregierung von Philadelphia unter britischer Besetzung. Er war für die Ernährung der Bevölkerung zuständig. Du weißt, wir hatten die großen Firmengebäude mit Lagerhäusern und eigenem Kai fast gegenüber von Gloucester. William war der größte Käufer und Verkäufer von Getreide in Philadelphia. Er neigte immer zu den Royalisten wie dein Vater. Darum übernahm er den Posten. Er hat nie Unrecht getan, sondern alles daran gesetzt, die Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen.«
»Ich habe den großen Gebäudekomplex oft vom anderen Ufer aus gesehen«, bestätigte Sabrina. »Aber wieso sollte man euch das wegnehmen wollen, Elisabeth?«
»Seit der Revolution hat man für Gegner der Unabhängigkeit Gesetze geschaffen, die Enteignung und Verbannung vorsehen. Es gab und gibt treason acts und test acts , Sicherheitskomitees und jetzt Gerichte, die alle verfolgen, die gegen die Unabhängigkeit handeln. Die Einzelheiten muss dir ein Jurist erklären. William stand in der Stadtregierung nicht so im Vordergrund. Darum ist sein Besitz noch nicht beschlagnahmt. Aber das kann jeden Tag geschehen, und dann erhalten wir keinen Cent. Wir müssen vorher verkaufen, um in Florida eine neue Existenz gründen zu können. Versteh das bitte! Ich bin zu dir gekommen, weil dein Vater Verständnis für die Sache des Königs hatte, weil wir immer gute Freundinnen waren und weil ich hörte, dass dein Mann viel Prisengeld erbeutet hat. Ich wüsste sonst nicht, wer uns helfen könnte.«
»Ich will dir gerne helfen, Elisabeth, und Sven sicher auch. Aberer ist auf See. Und was sollten wir mit einem solchen Gebäude anfangen?«
»Du hast mir einmal gesagt, ihr wärt an der Reederei Bradwick beteiligt. Für eine Reederei ist das Gelände ideal.«
Sabrina dachte nach. »Ja. Aber dann müsste ich mit Mr Bradwick sprechen und mit Sven auch. Ich kann doch nicht unser ganzes Geld für etwas weggeben, das niemand von uns brauchen kann. Das wirst du doch auch verstehen.«
»Liebe Sabrina! Ich weiß, es ist eine Zumutung, dich hier zu
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