Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
überfallen und um eine Entscheidung mit so weitreichenden Folgen zu bitten. Aber bedenke, der Gebäudewert wird zwischen drei- und vierhunderttausend Dollar geschätzt. Wir erwarten nur vierzigtausend. Mr Bradwick ist jetzt in Germantown und wird jeden Tag nach Philadelphia zurückkehren. Du könntest ihn erreichen. Bitte, überlege es dir!«
Sabrina dachte angestrengt nach. Dann sagte sie entschlossen: »Ich gehe jetzt zu Rechtsanwalt Arthur, dem besten Freund, den wir in Easton haben, und lasse mich über die juristische Lage aufklären. Du kannst in meinem Zimmer ausruhen, denn ich sehe, dass du übermüdet bist. Danach schauen wir weiter.«
Henrietta und Billy waren über Sabrinas ungeplanten Ausgang überrascht. Genauso überrascht waren die Arthurs über ihren unerwarteten Besuch.
»Ist Ihrem Gatten oder einem der Kinder etwas passiert, Frau Larsson?«, fragte Frau Arthur mitfühlend.
»Nein, nein, Frau Arthur. Eine Freundin aus Philadelphia hat mir nur eben ein finanziell so außergewöhnliches Angebot unterbreitet, das unser Leben verändern könnte. Ich würde mir gern über die juristischen Konsequenzen die Ratschläge Ihres Gatten anhören.«
»Nun, da haben Sie aber Glück, Frau Larsson. In einer Stunde hat er einen Termin. Kommen Sie. Er ist in seinem Arbeitszimmer.«Mr Arthur, der Sabrina das Fluchtquartier in Easton vermittelt hatte, war ein absolut vertrauenswürdiger Mann. Sabrina wusste, er würde kein Wort sagen, wenn sie um sein Schweigen bat.
Sie erzählte ihm in kurzen Worten von dem Angebot und bat um seine juristische Beurteilung.
Er hatte sich einige Notizen gemacht, dachte einen Moment nach und sagte dann: »Juristisch würde man einiges etwas anders formulieren, aber in der Sache entspricht die Schilderung der Freundin unserem Rechtsstand. Wir folgen dabei dem britischen Recht, nur haben wir keinen König von Gottes Gnaden mehr, sondern die Republik. Damit wir wussten, wer der amerikanischen Sache loyal gegenüberstand, haben auch wir einen Treueid gefordert, gegenüber der Verfassung des Einzelstaates oder auf die Unabhängigkeitserklärung. Wer ihn nicht schwören wollte, dessen Bürgerrechte wurden eingeschränkt, vom Berufsverbot bis zur Ausweisung und Enteignung. Sicherheitskomitees haben die Strafbestände dann auf Handlungen gegen unsere junge Republik ausgedehnt. Die schärfste materielle Strafe ist die Enteignung, die oft mit Ausweisung und Verbannung verbunden ist. Diese Enteignungen sind nicht selten ausgesprochen worden, vor allem in den nördlichen Staaten.«
Sabrina sagte leise: »Der Mann meiner Freundin war Mitglied der Stadtregierung von Philadelphia während der britischen Besatzung. Er war für die Versorgung der Bevölkerung zuständig. Sein Firmengebäude, dessen Enteignung er fürchtet, hat einen Wert von dreihundertbis vierhunderttausend Dollar. Er erwartet vierzigtausend Dollar.«
»Ein Schnäppchenpreis!«, sagte Mr Arthur lächelnd. »So ein Preis wird nur bei Notlage des Verkäufers und großem Risiko für den Käufer akzeptiert. Ihr Risiko, liebe Frau Larsson, will ich kurz benennen: Der Kauf ist ungültig, wenn das Gelände schon bei einem Gericht zur Enteignung angemeldet ist. Der Verkäufer könnte außerdem nach einiger Zeit die Annullierung des Kaufes beantragen, weil der Preis viel zu niedrig und das Geschäft daher sittenwidrig war. Ich kenne Sie und Ihren Gatten und weiß, dass sie keine Geschäftspiraten sind und keine Notlage ausnutzen würden. Dann müssen wir den Vertrag auch so formulieren. Können Sie denn das Gebäude nutzen?«
»Mein Mann ist stiller Teilhaber bei der Reederei Bradwick. Eine Reederei könnte das Gelände sehr gut nutzen. Aber ich müsste Mr Bradwick fragen. Er soll in Germantown sein und nach Philadelphia zurückkehren wollen.«
»Das wäre ja nicht aus der Welt. Aber können Sie ohne Ihren Gatten entscheiden?«
»Ich hätte die Vollmacht, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das will.«
»Wir kennen uns gut, Mrs Larsson. Daher mache ich den Vorschlag, dass wir morgen gemeinsam nach Germantown und Philadelphia fahren. Dann können wir vor Gericht und mit Mr Bradwick die Situation klären. Wenn der Verkäufer erreichbar wäre, könnten wir auch den Vertrag abschließen. Was könnten wir sonst tun, da Eile geboten ist? Sie können doch die Kinder ein oder zwei Tage bei Henrietta und Billy lassen? Meine Frau würde auch nach ihnen schauen.«
Sabrina blickte einen Moment zu Boden. Dann sah sie ihn an und sagte:
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