Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
beansprucht. Sabrina und Sven besichtigten Waisenhäuser und Seniorenheime, konferierten mit Architekten, Wirtschaftern und Pflegern. Henry, der sie besuchte, wenn er zu seiner Praxis in Philadelphia fuhr,war ein guter Ratgeber. Und schließlich schälte sich ein Komplex von zwei Häusern und einem Verwaltungsgebäude heraus, den sie auf einem Gelände in südlicher Fortführung der Front und Second Street und nordöstlich der neuen Reederei Bradwick und Co errichten wollten.
Das Land war billig zu haben. In dieser Situation des Krieges dachte niemand an Expansion. Und Sabrina und Sven waren sich einig, dass sie die Stiftung später vergrößern müssten und daher Land zur Reserve brauchten. Sven hatte auch den Gedanken im Hinterkopf, dass seine Familie ein schöneres größeres Landhaus gut nutzen könnte, auch um das Übersetzen über den Delaware zu sparen. Und dafür bot sich das Gelände südwestlich der Stiftung, wo sich der Schuylkill der Stadt näherte, geradezu an.
Sie kauften Land. Sie einigten sich mit Architekten und Baumeistern. Im Frühjahr sollte die Arbeit beginnen. Und woher sollten sie das Personal kriegen? Zuerst stellten sie eine Liste auf, wen sie für fünfundzwanzig Jungen und fünfundzwanzig Mädchen alles brauchten, um sie zu versorgen und zu unterrichten.
Die Liste war größer, als sie gedacht hatten. »Sven, hast du daran gedacht, dass wir nicht nur Waisen aufnehmen sollten, sondern auch Halbwaisen, bei denen die Mutter die Kinder sonst nur durch Prostitution ernähren könnte? Dann müssten wir wohl auch einigen Müttern eine Heimat bieten. Die könnten dann Kochen und Putzen übernehmen.«
Sven bejahte. »Ich habe daran gedacht. Aber mir ist nicht wohl bei den Gedanken, was diese Mütter uns für Schwierigkeiten bereiten könnten. Nicht alle wählen die Prostitution aus Not. Manche sind zu faul und zu dumm für andere Arbeit. Da braucht es einen energischen und befehlsgewohnten Verwalter.«
»So einen wie Joshua?«, fragte Sabrina.
»Der würde jede und jeden zur Räson bringen. Aber der dient auf der Liberty , und den will ich wieder bei mir haben, wenn das Schiff zurückkommt.«
Sabrina tat, als hätte sie den Einwand nicht gehört. »Und Adeline wäre als Lehrerin für uns ein Gewinn. Dann könnten beide gemeinsam dort leben. Wir müssen auch noch darüber sprechen, wo die Bediensteten untergebracht werden.«
Sven musterte seine Frau. »Hast du nicht gehört, dass Joshua nicht zur Verfügung steht?«
»Liebster, kannst du in die Zukunft sehen?«
Keine Sorge hatten sie, woher die Waisenkinder kommen könnten. Die Stadt Philadelphia und die umgrenzenden Gemeinden mussten durch Krieg und Krankheiten so viele Waisenkinder durchfüttern, dass sie schon lange nicht wussten, wie sie alle gut unterbringen konnten. Und Sven hatte eine beachtliche Liste gefallener Schiffskameraden, deren Kinder keine Mutter mehr hatten.
Richard Bradwick war eine große Hilfe, als die Verträge mit Landbesitzern, Architekten und Baumeistern abgeschlossen werden mussten. Er kannte alle. Wie Mr Talbot damals in Charleston, dachte Sven, und sofort war auch das schlechte Gewissen wegen Rosita da.
Richard Bradwick und seine Frau hatten den größten Respekt vor Sven und Sabrina. Nicht nur ihr soziales Engagement, ihre Ehrlichkeit, ihren anständigen Charakter und ihre Kinderliebe bewunderten sie seit Jahren.
Bradwicks waren kinderlos. Als Erbe galt lange ein Neffe, der aber im vorigen Jahr an Typhus gestorben war. Er war der letzte Verwandte. Die Bradwicks hatten lange überlegt, ob sie ihr erhebliches Vermögen in eine Stiftung einbringen sollten. Aber Mr Bradwick schlug dann vor, die ihnen bekannte Stiftung der Larssons zu wählen und die Übertragung rechtlich so zu gestalten, dass Sven zu Lebzeiten auch Teile des Vermögens für die Reederei nutzen könne.
Es war ein bewegender Moment, als die Bradwicks das den Larssons mitteilten. »Wenn das Ihr Vater und mein Großvater erleben dürften! Wie stolz und glücklich wären sie gewesen«, sagte Sven bewegt.
Mrs Bradwick war auch ergriffen. »Eigentlich sind Sie, Sabrina und die Kinder schon lange Teil unserer Familie, in unseren Gedanken meine ich. Wäre es da nicht richtiger, wir würden uns nicht nur beim Vornamen nennen, sondern auch ›du‹ zueinander sagen?«
Alle waren mit Freuden dabei und sie umarmten sich herzlich.
Sven, der mit seinen beiden Krücken schon recht gut lief, fuhr nunauch öfter in die Reederei. Das war mitunter eine
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