Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
verhaspelte er sich und erkannte, dass er nur die Puppe an den Fäden einer geschickten Puppenspielerin war.
Erheiternd war, als er die Umgebung wahrnehmen konnte und seine Offiziere sah. Nur einer konnte tanzen. Die anderen hüpften umher wie erschreckte Ziegenböcke, und immer mehr stellten sich an die Bar und schütteten Alkohol in sich hinein.
Sven war seiner Tänzerin dankbar, aber er war erlöst, als ihn Señor Albertes an einen Tisch dirigierte, an dem Damen und Herren saßen, mit denen er sich englisch oder französisch unterhalten konnte.
Einige Herren hatten ihn beim Tanzen beobachtet und erzählten ihm nun schmunzelnd, dass Señora Mera fast immer die unbekannten Ausländer erproben müsse. Dann wüssten alle, was man ihnen im Tanzen zumuten könne.
Eine Dame beschwerte sich in fließendem Englisch, dass die Herren zu bequem zum Tanzen seien. »Sie reiten und jagen, aber vor dem Tanzen drücken sie sich immer.«
Sie wurden unterbrochen, als der Herold mit seinem Stab Gehör erbat. Die Einladung des Präfekten an Sven wurde verlesen, als ob sie eben ein Bote ausgeliefert habe. Sie brachte Sven viele respektvolle Blicke ein.
»Eine außerordentliche Ehre für einen Ausländer, Herr Kapitän. Sie werden im Pazo de Rajoy, dem Regierungspalast, wohnen, und man wird Ihnen die Reliquien in der Kathedrale zeigen. Wir alle beneiden Sie.«
Einer der Herren beugte sich zu ihm. »Auch wenn Sie die Heiligenstory nicht glauben, Santiago bietet für jeden Geschmack etwas. Es ist eine lebendige Stadt.«
Sven lernte auch den amerikanischen Konsul in Galizien kennen, der ihm mit Frau und Tochter vorgestellt wurde. Das Ehepaar war in seinem Alter und begrüßte ihn sehr natürlich. Beide fühlten sich wohl in Spanien. Als Sven sich erkundigte, wie sie mit der Sprache zurechtkämen, lachte die Frau.
»Wir haben schon in Virginia Spanisch gelernt und konnten uns gut mit den eingewanderten Spaniern unterhalten. Aber hier haben wir kein Wort verstanden.«
Sven schaute sie so ungläubig an, dass sie erklärte: »Die überwiegende Zahl der Galizier spricht nicht Spanisch, sondern ›Gallego‹, eine mit dem Portugiesischen verwandte Regionalsprache. Nur aus Höflichkeit reden unsere Bekannten mit uns Spanisch, denn es ist die Sprache des Hofes in Madrid, den hier nicht viele lieben. Inzwischen lernen wir auch noch Gallego.«
Als Sven den Ball verließ, begleiteten ihn viel weniger Offiziere als auf dem Hinweg. Er nahm an, die anderen hätten Anschluss gefunden und kämen später. An Bord hörte er jedoch von Leutnant Potter, dass Mr Bergson schon vor einer Stunde gekommen sei und geschimpft habe, das sei ein Mummenschanz mit aufgetakelten und schmuckbehangenen alten Weibern gewesen, auf dem es keinen anständigen Rum und Gin, sondern nur wässerigen Wein zu trinken gab.
»Das ist eine sehr einseitige Schilderung, Mr Potter. Ich habe sehr hübsche junge Damen gesehen und ausgezeichneten Wein, Kognak und Champagner getrunken. Aber ich gebe zu, die Sprache und die Tänze boten schon Barrieren. Vielen Dank jedenfalls, dass Sie die Verantwortung für den Konvoi übernommen haben, Mr Potter.«
An den nächsten Tagen war Sven mit der Kontrolle der Ladungen und der Inspektion der Schiffe mehr als beschäftigt. Aber er war auch sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Sie hatten wertvolle Ladungen, und die Schiffe waren in gutem Zustand.
Als er Mr Albertes sagte, wie zufrieden er mit dem Geschäft sei, antwortete der: »Auch wir beurteilen unser Geschäft sehr positiv. Aber das ist nicht verwunderlich. Denken Sie daran, dass die sogenannten Neutralen beim Umweg über die Karibik auf jeden Preis schon ein Drittel aufschlagen. Das haben wir zusätzlich zu jedem Gewinn.«
Er sah Sven in die Augen. »Ich habe noch eine Nachricht, aber die muss unter uns beiden bleiben. Wenn Sie übermorgen auslaufen, wird ein spanisches Geschwader mit zwei Linienschiffen und vier Fregatten Sie in einiger Distanz von Ferrol aus bis zu den Azoren begleiten.«
Sven war völlig überrascht. »Sind Sie der heilige Jakob, oder können Sie zaubern?«
»Ich arbeite für eine große und hinter den Kulissen sehr einflussreiche Gesellschaft. Das ist alles. Sie stehen in Gefahr viel einsamer da als ich, Mr Larsson. Nach allem, was Sie geleistet haben, sind Sie der Zauberer.«
Am Morgen des übernächsten Tages nahmen sie Abschied. Sven stieg in den Wagen, der ihn nach Santiago de Compostela bringen sollte. Sam nahm auf dem Kutschsitz Platz, zwei
Weitere Kostenlose Bücher