Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
ein.«
Sie mussten dann noch schmunzeln, wenn es »Rückfälle« zu »gnädige Frau« oder »Mr Bradwick« gab, aber sie merkten bald, dass sie auch geschäftlich in ähnlichen Kategorien dachten. Mr Bradwick erläuterte zunächst die Anteile des Transport- und des Kaperaufkommens in der Firma.
»Wir sind mit neun Transportschiffen inzwischen eine der größeren Reedereien. Sie wissen, dass wir nur im überregionalen Transport tätig sind. Den nahen Küstentransport hatte schon mein Vater aufgegeben. Wir haben ein Schiff verloren, das vor Spanien gekapert wurde. Die Versicherung hat siebzig Prozent des Schadens gedeckt. Sie sehen aus den Zahlen auf diesem Blatt, dass wir im letzten Jahr einen respektablen Gewinn im Transportbereich aufweisen konnten. Als Kaperschiffe verfügen wir über den Schoner Freedom und die Brigantine Anne . Sven gab uns den guten Rat, den Schoner für die aktive Kaperei einzusetzen und die Anne eher defensiv. Sie hat in der Tat sehr effektiv unsere Transporter geschützt, elf Angriffe abgewehrt und durch Täuschung oder eigene Aktivität außerdem neun Prisen gewonnen. Der nominelle Ertrag der Kaperei ist etwas geringer als der bei den Transportern. Aber bezogen auf das eingesetzte Kapital ist der prozentuale Gewinn deutlich höher. Sollen wir nun den Kaperbereich überproportional verstärken?«
Sabrina sah Sven aufmunternd an.
»Nein, Richard«, erwiderte Sven. »Das kann ich nicht empfehlen. Das Kapergeschäft wird risikoreicher, da die Briten immer stärker geschützte Konvois zusammenstellen. Die Freedom kann mit den Geleitschiffen nicht mehr konkurrieren. Wir sollten nicht noch mehr Kaper hinzunehmen als die Briggsloop, die wir gerade erworben haben. Wir müssen das Transportgeschäft verstärken, denn auch durch diefranzösische Flotte an unseren Küsten wird der Bedarf an Frachtraum steigen.«
Mr Bradwick nickte. »Wenn Sabrina auch einverstanden ist, dann gehen wir unseren Weg weiter. Wir haben die Sloop Star erworben und die Bark Portsmouth , die ich in Billingsport umtaufen möchte nach diesem Städtchen am Delaware. Ich habe auch einen tüchtigen Kapitän für die Billingsport aus unserer Flotte, aber bei der Star muss Sven helfen.«
Sabrina studierte unauffällig ihren Mann, den sie ja sonst nicht in professionellen Diskussionen erlebte. Er sah nicht nur gut aus in seinem blauen Jackett mit den Goldverzierungen und dem weißen Hemd. Er zeigte auch eine sehr sympathisch wirkende Mimik und Gestik. Seine Bewegungen waren freundlich und schlicht. Seine Sprache ohne einen Anflug von Überheblichkeit und doch sehr sicher und überzeugend.
»Ich habe einen ausgezeichneten Kapitän, Richard, dem ich zu dem Kommando über die Brigg Philadelphia verhelfen wollte, die wir als Prise aus Frankreich mitbrachten. Aber Mr Smith beharrt unbeugsam auf der Linie des Marinekomitees, keinen Amputierten zum Offizier zu ernennen. Mr Harvy ist fußamputiert, hatte als Erster Leutnant bei mir einen Stockstumpf, jetzt aber eine richtige Fußprothese. Er ist so gut wie nicht behindert und gleicht das leichte Hinken durch beeindruckende Kenntnisse und Führungseigenschaften aus. Bei ihm wäre die Star in besten Händen. Viele Seeleute, die wir als freigelassene Gefangene mitbrachten, werden bei ihm anheuern, denn er ist zu allem auch noch beliebt.«
Mr Bradwick war einverstanden, und sie verabredeten, dass die Seeleute für die Star , die nicht im Urlaub waren, in dem neu erworbenen Gebäudekomplex untergebracht werden sollten. Mr Bradwick erzählte, dass er zwei nicht mehr auf Schiffen aktive Zahlmeister beauftragt habe, die Bestände im Gebäude zu registrieren. Es war noch erstaunlich viel Proviant, aber auch Decken und Mobiliar in den Gebäuden.
»Die Briten haben zum Schluss bei dieser gewaltigen Evakuierung wohl etwas den Überblick verloren. Für uns ergibt sich aber die Konsequenz, dass wir Wachen für den Komplex einsetzen müssen, dennsonst stößt einer durch Zufall auf die Vorräte, und dann wird gnadenlos geplündert.«
Sven sagte, dass er für heute Nacht Seesoldaten abordnen könne. Dann aber müsse aus der künftigen Mannschaft oder aus angeheuerten Wachleuten der Dienst organisiert werden.
»Wir bräuchten einen richtigen Hausmeister, der Reinigung, Reparaturen und Bewachung ständig organisiert«, warf Sabrina ein.
»Ausgezeichnet, Sabrina«, gab Mr Bradwick zu. »Als Mieter in diesem Haus brauchte ich mich darum bisher nicht zu kümmern. Ich werde meinen Büroleiter
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