Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
die Wache nur noch an Deck und war froh, wenn sich alle festklammern konnten und nicht irgendetwas festziehen mussten. Sie konnten auch gar nicht mehr schnell reagieren, denn der Verstand schien wie auf Watte zu schweben. Die Ölmäntel hielten schon nach einigen Minuten nichts mehr ab. Sie waren klatschnass. Ein Trost, dass das Wasser nicht so kalt war.
Svens halbe Wache war vorbei, als es am Großmast krachte. Sven hob den Kopf. Eine Gischtwolke wurde ihm vom Sturm ins Gesicht geschlagen. Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, branntensie vom Salzwasser, und er konnte nicht klar sehen. Dann schlug etwas wie ein riesiger Hammer gegen seinen Kopf und den Arm, den er instinktiv hochgerissen hatte. Er sackte zusammen und hing schlaff am Tau.
»Den Käptn hat’s erwischt!«, schrie einer. Zwei Mann griffen nach ihm und hoben ihn so, dass er atmen konnte. Sie fühlten nach der Schlagader am Hals. »Er lebt!«, sagte einer.
»Gebt ihn her«, befahl Joshua, der schnell aufgetaucht war. Er nahm ihn in die Arme, stürzte sich hinter den Mast und umschlang ihn mit den Beinen. So überstand er die Welle und rief, kaum dass sie vorbei war: »Schneid ihn los!« Dann rannte er mit Sven im Arm zur Luke und reichte ihn unter Deck, bevor die nächste Welle zuschlug.
Sven war bewusstlos. So nahm er den Gestank nicht wahr, der nach zwei Tagen mit völlig geschlossenen Luken im Unterdeck herrschte. Matrosen gaben ihn weiter, bis die Sanitäter ihn in Empfang nahmen und nach dem Schiffsarzt riefen.
»Legt ihn vorsichtig dort auf den Tisch!«, befahl Dr. Bader und hielt mit beiden Händen Svens Kopf, der nach unten schaukelte.
Er horchte nach Herz und Atem und sagte halb für sich: »Gott sei Dank, er lebt.« Dann tastete er die Brust ab, befühlte vorsichtig den Kopf. »Nicht gebrochen«. Er hob den Arm, was sogar dem Bewusstlosen ein Stöhnen entlockte. Vorsichtig tastete er den Arm ab.
»Ich finde keinen Bruch«, sagte er schließlich zum ältesten Sanitäter. »Aber er hat schwere Prellungen. Er muss ruhig liegen. Machen Sie Umschläge mit kaltem Wasser und all den Zutaten. Sie wissen schon. In einer halben Stunde komme ich mit Riechsalz. Dann müssten wir ihn wach kriegen.«
Als Svens Bursche Martin von der Verletzung Svens hörte, lief er sofort ins Lazarett. »Wie geht es ihm?«, fragte er Schreiber Nathaniel, dessen Alarmstation das Lazarett war.
»Sie haben ihn aufgeweckt und bandagieren gerade seinen Arm. Dann bringen sie ihn in seine Kajüte. Er hat nur schwere Prellungen und muss ruhig liegen und kühle Umschläge erhalten. Bereite schon alles vor. Ich helfe dir dann. Leutnant Flinders ist schon benachrichtigt, dass er das Kommando übernehmen muss.«
Als Sven in seine Kajüte kam, war er mit Schmerz- und Betäubungsmitteln vollgestopft und lallte nur.
»Ganz ruhig, Sir. Es wird alles wieder gut!«
Sven hechelte wie ein Hund. Martin verstand, dass er etwas trinken wollte, und reichte ihm kühlen Saft.
Sven lächelte und schloss die Augen.
Rocky wimmerte in seinem Bauchgurt und wollte zum Herrchen. Martin schimpfte mit ihm, bis er ruhig war. Dann kühlte er seinem Herrn Kopf und Arm.
Nach einer Weile kam Sam in die Kajüte. »Joshua fragt, wie es dem Käpten geht.«
»Ganz gut. Er schläft, und ich kühle Kopf und Arm. Er hat nichts gebrochen, nur schwere Prellungen. Wahrscheinlich auch eine Gehirnerschütterung, obwohl er noch nicht erbrochen hat.«
Mit Svens Verletzung schien der Sturm sein Ziel erreicht zu haben. Er wurde von Stunde zu Stunde schwächer. Einer der letzten Windstöße riss noch das eingebundene Vormarsrahsegel heraus und zerfetzte es.
Aber eine weitere Stunde später konnte Leutnant Flinders die oberen Luken öffnen lassen und Bilanz ziehen. Drei Matrosen wurden vermisst und waren wahrscheinlich im Sturm über Bord gespült worden. Fünf hatten sich Arme und Beine gebrochen und drei hatten wie Sven Prellungen.
Sie setzten wieder Segel, und das Feuer in der Kombüse durfte wieder entzündet werden.
»Mann, tut das gut!«, sagte Mr Flinders zum Master, als er die heiße Tasse an die Lippen setzte.
»Ja, langsam wird man wieder Mensch. Aber schauen Sie mal! Dort räumt Joshua mit den Leuten schon wieder auf. Der Mann hat wohl unerschöpfliche Kräfte.«
Allmählich waren immer mehr Matrosen beschäftigt, die Ordnung wiederherzustellen. Maate schrien schon wieder herum.
»Also, wenn du mich fragst«, sagte Benedikt, ein alter Vollmatrose, »ich höre lieber den Sturm
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