Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
pfeifen, als diese Wichtigtuer brüllen.«Einen Augenblick hielten alle inne, als der Ausguck meldete, dass die Enterprise Backbord querab gesichtet sei. Zum Glück hatte sie auch keine sichtbaren Schäden erlitten und näherte sich der Liberty .
Mr Flinders meldete Kapitän Bauer die Verletzung Svens, als beide Schiffe in Sichtweite waren. »Möchten Sie auf die Liberty übersetzen und das Kommando übernehmen, Sir?«, fragte Mr Flinders.
»Nein, Mr Flinders«, antwortete Kapitän Bauer. »Ich übernehme vorläufig von meinem Schiff aus das Kommando über den Verband. Die Liberty befehligen Sie. Wir nehmen jetzt Kurs auf unser Ziel. Ich segele voraus.«
Fast immer beschädigte ein Sturm einige Schiffe schwer. Die Seeleute rechneten nach einem Sturm daher damit, auf hilflose Schiffe zu treffen. So war auch niemand sonderlich erstaunt, als der Ausguck rief: »Wrack Steuerbord drei Meilen voraus!«
Billy Walton musste wieder mit dem Teleskop hinauf zum Ausguck und meldete eine Brigg, deren zwei Masten gebrochen seien und die tief im Wasser läge.
»Das hört sich eher nach Bergung als nach Prise an«, raunte Sam Joshua zu.
Es war die amerikanische Brigg Edith aus Boston, die im Sturm ihre Segel verloren hatte und leck geschlagen war. Die Matrosen der Brigg winkten wie wild und riefen: »Holt uns!«
»Ja, ja«, knurrte Mr Flinders. »Wir sind ja schon unterwegs.« Und er teilte Leutnant Potter mit drei Booten ein. »Bringen Sie die Ladepapiere mit, Mr Potter.«
Als die Boote zurückkamen, stellte Mr Potter an Deck Mr Flinders den Kapitän der Brigg, einen Mr Eginhard Berner, vor und verzog dabei ganz komisch das Gesicht. Was er meinte, sollte Flinders sofort erfahren.
»Ich bin der ältere Kapitän. Der Herr ist außerdem nur Leutnant. Der Herr muss mir vorgestellt werden, nicht ich ihm. Ich hoffe, der Herr räumt die Kajüte für mich.«
Mr Flinders wurde wütend. »Wir sind ein Kriegsschiff der Kontinentalen Flotte. Hier wird jeder Besucher dem kommandierenden Offizier vorgestellt. Von einem Schiffbrüchigen wird nach der Rettung einwenig Dankbarkeit erwartet. Wenn Sie dazu nicht fähig sind, kann ich Sie gern auf Ihr Wrack zurückbringen lassen. Martin, bring den Herrn in die Kartenkammer.«
Einige der geretteten Matrosen grinsten. »Geschieht dem Großmaul recht«, brummelte einer.
Der Maat bedankte sich für die Rettung. »Ist doch selbstverständlich«, wehrte Flinders ab. »Bitte verstehen Sie, dass wir jetzt die Namen aufschreiben und Sie Ihre Waffen ablegen müssen. Danach gibt es erst mal eine warme Suppe.«
Die Mannschaft der Liberty empfing die Geretteten freundlich und half ihnen, wo es ging. Als der Kapitän des Wracks wieder an Deck kam, schien ihn dagegen kein Matrose der Liberty zu hören oder zu sehen.
»Wo ist der Wachhabende?«, schrie er. »Was ist das für eine Disziplin auf diesem Scheißkahn?«
Mr Flinders rief: »Bootsmann, sorgen Sie da für Ruhe!«
Joshua war mit vier schnellen Schritten bei dem fremden Kapitän, packte mit der linken Hand sein Jackett und hob ihn hoch. Mit der rechten Hand zeigte er ihm seine Faust. »Halt dein Maul, Angeber. Wenn du nicht sofort still bist, hau ich dir die Nase platt. Wenn du dann noch schreist, werfe ich dich über Bord.«
Der Kapitän zitterte und war schneeweiß vor Angst. Als Joshua ihn losließ, rannte er davon. »Ich hoffe, er hat seine Lektion gelernt«, sagte Joshua.
Alle Matrosen, auch die von der Edith , hatten dem Vorgang schmunzelnd zugeschaut. Einige klatschten, aber bevor Joshua sich das verbitten konnte, rief der Ausguck: »Schiff mit Hilfssegeln backbord vier Meilen voraus!«
Nun war der Kapitän vergessen. Die Mannschaft spekulierte, ob es diesmal eine Prise war. Achille Grieve hatte jetzt als Midshipman Dienst und musste mit dem Teleskop nach oben.
»Dreimaster, backbord voraus, vier Meilen. Sturmschäden, Kurs Süd, Nationalität nicht erkennbar.« Nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Dreimaster schleppt Kutter ohne Mast.«
Flinders befahl sofort: »Britische Flagge setzen« und signalisierte der Enterprise »Habe Nachrichten«. Und der Signalmidshipman musste sich den Kopf zerbrechen, wie er »schleppt Kutter ohne Mast« in Signale umsetzen sollte.
Liberty und Enterprise näherten sich den beiden fremden Schiffen ohne sichtbare Vorbereitungen zur Kampfbereitschaft. Sie trugen nicht nur britische Flaggen. Auf jedem Schiff hatten auch einige Seesoldaten die roten Jacken der Briten an. Matrosen winkten den
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