Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Bradwick.
Sven drohte lächelnd mit dem Zeigefinger.
Drei Tage später wurde Sven mit allen Ehren an Bord der Liberty von Leutnant Flinders empfangen.
»Das Schiff ist bereit zum Auslaufen, Sir«, meldete dieser.
Sven schüttelte den Deckoffizieren die Hand und sagte: »Lassen Sie Segel setzen, Mr Flinders. Möge es für uns alle eine gute und erfolgreiche Fahrt werden.«
In seiner Kajüte empfingen ihn Nathaniel Zander, sein Schreiber, Martin, sein Bursche, und Tony, der Koch. Sie strahlten ihn an.
»Na, war’s schön an Land?«, fragte Sven.
»Ja, Sir. Martin hat eine Braut gefunden.«
»Donnerwetter, dann hört die Heiraterei bei uns ja gar nicht mehr auf. Wie heißt sie denn.«
»Milred Flaro aus einer griechischen Familie, Sir.«
»Das ist doch mal was Besonderes, Martin. Dann tanzen wir bei der Hochzeit Sirtaki, so heißt das doch wohl?«
»Ja, Sir. Die Familie bringt es mir schon bei.«
Sven klopfte ihm auf die Schulter. »Auf meinem Schreibtisch liegt ja schon wieder so viel Post. Da müssen wir wieder alle an die Arbeit.Nathaniel bleibt gleich bei mir. Martin bringt uns beiden einen Kaffee, und Tony überlegt sich, was er übermorgen servieren kann, wenn wir die Offiziere einladen.«
Martin musste Sven rufen, als die Liberty Gloucester passierte, so sehr hatte er sich in die Akten verbissen. Eilig lief er an Deck und starrte auf die vertrauten Häuser. Würden sie sich alle gesund wiedersehen? Sven war irgendwie belastet. Er wusste selbst nicht, warum. Der dritte Sohn war ohne Komplikationen zur Welt gekommen. Finanziell ging es ihnen gut. Schwester, Schwager und Eltern waren auch gesund. Vor wenigen Tagen hatte er Joshuas Hochzeit genossen. Woher kam diese resignierte Stimmung?
Als die Offiziere dann alle in seiner Kajüte saßen und Tonys Rollbraten lobten, spürte Sven keine Resignation mehr. Dr. Bader, der Schiffsarzt, und Paul Meyers, der neue Schulmeister, saßen nebeneinander, und Mr Meyers musste von seinen Unterrichtsplänen berichten.
Sven hatte entschieden, dass auch Mr Meyers unterrichtet werden müsse. Fechten und Schießen müsse er bei den Midshipmen trainieren. In die Schiffsführung weihten ihn täglich abwechselnd eine Stunde der Master und der Bootsmann ein.
Paul war zweiundzwanzig Jahre alt, blond und kräftig. Er war ausgesprochen kontaktfreudig. Er hatte die Midshipmen jeden zweiten Tag eine Stunde lang in Schrift- und Sprachgebrauch sowie Literatur zu unterrichten. »Das hört sich anspruchsvoll an, aber manch einer der jungen Gentlemen hat sich außer den eingedrillten Formeln noch nie Gedanken über die Formulierung eines Satzes gemacht.«
Dr. Bader lachte. »Was meinen Sie, wie viele Schiffsärzte ich kenne, von denen ich mir lieber den Arm amputieren als einen Liebesbrief an eine junge Dame schreiben ließe. Wenn Sie sich als Briefschreiber anbieten, können Sie hier Ihren Sold sehr aufbessern.«
Paul schüttelte den Kopf. »Das wird vorläufig nichts. Alle sollen das Alphabet kennen und ihren Namen schreiben können. Was meinen Sie, wie viel Schweiß das kosten wird.«
Aber der Schulmeister sah das wohl zu pessimistisch. Wer lesen undschreiben konnte, war für die Seeleute ein »Studierter«. Nach kurzem Zögern siegte ihr Stolz, und sie nahmen froh und intensiv an den Stunden teil. Sven musste oft ein Lächeln unterdrücken, wenn sich eine Gruppe erfahrener Seeleute mit den kleinen Schiefertafeln auf dem Vordeck zusammensetzte und emsig mit den schwieligen Händen nachmalte, was Paul so leicht an der großen Tafel darbot.
Nach wenigen Tagen war Sven wieder ganz im Schiffsalltag gefangen. Sie hatten einen Teil bewährter Matrosen abgegeben, die auf der Defence als Maate dienen sollten. Diese Stellen konnten sie mit Freiwilligen auffüllen.
»Es kann nicht nur das Prisengeld sein, was die Männer zu uns kommen lässt, während andere Schiffe der Staatsflotte am Kai liegen müssen, weil sie nicht genug Besatzungen finden können«, bemerkte Joshua zum Master.
Mr White lachte. »Es waren ja auch nicht nur die schwarzen Augen deiner Adeline, die dich bezaubert haben, Joshua. Es kommt immer viel zusammen. Bei uns ist es sicher der Ruf des Kapitäns, der seine Männer nicht schindet, der sich um ihr Leben und ihr Wohlergehen sorgt, der ein gerechter Kapitän ist. Und wir haben einen sehr kräftigen Bootsmann, der die meiste Arbeit allein macht.«
»Und einen Master, der stets für ruhigen Wind und gutes Wetter sorgt, du Spaßvogel. Aber du hast recht. Der
Weitere Kostenlose Bücher